„Willkommen in der neuen deutschen Immobilienwelt“

Immobilien­- mak­ler Alexander Wünsche an seinem Schreibtisch in der alten Bendestorfer Kate, Kleckerwaldstr. 43. Für B&P fasst er die vielen Faktoren zusammen, die derzeit für eine spürbare Trendwende am regionalen Immobilienmarkt sorgen. Foto: Wolfgang Becker

Makler Alexander Wünsche über einen „verrückten Immobilienmarkt“ – Seine Einschätzung: Die Trendwende ist klar erkennbar.

Der Immobilienmarkt verändert sich derzeit rasant, das registriert auch der in Bendestorf ansässige Makler Alexander Wünsche, der von dort als Franchise-Nehmer von Dahler & Company die Nordheide betreut. Er sagt: „Wo zuletzt noch fast blind gekauft wurde, steigt nun die Nervosität. Über mehr als ein Jahrzehnt kannte der deutsche Markt nur eine Richtung: aufwärts.“ Doch damit scheint es vorläufig vorbei zu sein. Wünsche weiter: „Egal ob Neubau von Einfamilienhäusern, der Wohnungsmarkt oder lange geplante Investorenprojekte – in all seinen Bereichen legt der Immobilienmarkt gerade eine Kehrtwende hin.“

Die Kehrtwende, da ist sich Wünsche sicher, lässt viele Träume platzen – die von Immobilienbesitzern, auf beständig steigenden Beton-Werten zu sitzen; die von Familien von erschwinglichem Häuserbau und auch die Träume von Politikern, die auf eine schnelle Lösung für den ungeachtet aller Trendwenden weiterhin angespannten Wohnungsmarkt in vielen Metropolen. Stattdessen überall: Ernüchterung.

Der Markt hat sich komplett gedreht

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Wünsche: „Der Markt hat sich seit einigen Monaten komplett gedreht. Es wird derzeit kein Angebotspreis mehr von den Käufern akzeptiert, sondern es tritt wieder die klassische Verhandlung ein.“ Aus Sicht des Maklers zeichnet sich eine Trendwende ab: Anbieter haben es aktuell deutlich schwerer, Käufer für ihre Immobilienangebote zu finden Er sagt: „Was wir jetzt erleben, ist eine Abkühlung der sehr überhitzen Marktphase 2021/22.“

Ein weiterer Punkt: Sowohl der Neubau als auch die Renovierung von Bestandsgebäuden werden immer teurer. Wünsche: „Zudem kommt der Baustoffmangel hinzu, und schlechtere Förderungsmöglichkeiten stellen mehr und mehr Projekte infrage. Immobilien mit großem Sanierungsstau haben es deutlich schwerer, einen Käufer zu finden, als stets modernisierte Immobilien, welche dem heutigen Anspruch gerecht werden. Das heißt konkret: Häuser, an denen nur kosmetische Verschönerungen durchgeführt werden müssen, sind bei den Käufern natürlich beliebter, da man nicht darum bangen muss, einen Handwerker zu bekommen.“

Eine wesentliche Rolle spielen beim Thema Immobilien die Finanzen. Wünsche: „Die historische Abkehr von der lockeren Geldpolitik mag im Kampf gegen die hohe Inflation alternativlos sein. Für viele Immobilienkäufer hat das aber weitreichende Folgen. Die steigenden Zinsen machen zusammen mit den hohen Baukosten ein Eigenheim für viele Familien inzwischen unerschwinglich. Denn die Finanzmärkte haben die Zinswende der Notenbanken in Teilen bereits vorweggenommen. Seit Februar dieses Jahres steigen Bauzinsen fast ununterbrochen. Der Zinstrend ist zwar ab und an mal wieder etwas rückläufig, aber noch immer zahlen Käufer im Vergleich zum Vorjahr rund das Dreifache an Hypothekenzinsen, wenn sie eine Immobilie finanzieren wollen. Und Wohnraum wird ja nach wie vor benötigt.“ Angesichts der aktuellen Lage verlören jedoch viele Kaufkunden den Mut: „Sie springen ab und bleiben in ihren Mietwohnungen, anstatt in Eigentum zu investieren.“

Erschwerend hinzu kämen die kräftig steigenden Energiekosten. Wünsche: „Daher wird der Fokus stärker auf Immobilien gelegt, die für die energetische Zukunft bereits gerüstet sind, also keine fossilen Brennstoffe mehr benötigen und mit PV-Anlagen und Wärmepumpen ausgerüstet sind – technische Komponenten, die vor einigen Jahren für viele Kaufkunden noch Fremdwörter gewesen sind.“ Es platze daher für viele potenzielle Bauherren derzeit der Traum vom Eigenheim und für viele Verkäufer der Traum vom hohen Erlös. Die angespannte Lage gelte im Übrigen auch für Bauträger und Wohnungsgesellschaften, so Wünsche. Viele lukrative Neubauprojekte seien vorerst auf Eis gelegt, was die Branche durchweg bestätigt. Wünsche: „Willkommen in der neuen deutschen Immobilienwelt.“

>> Web: www.dahlercompany.com/
nordheide

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