Teuer investieren oder doch besser abwarten . . . ?

Freuten sich über den großen Zuspruch der Kunden: Peter Meyer (links) und Holger Iborg, Direktor Firmenkunden bei der Sparkasse Harburg-Buxtehude, nehmen den Geschäftsführer der Buxtehuder Stadtwerke, Stefan Babis, in die Mitte.Foto: SK Harburg-Buxtehude Foto: B&P

B&P-GESPRÄCH Peter Meyer, Leiter des KompetenzCenters Unternehmenskunden bei der Sparkasse Harburg-Buxtehude, über Energiepreise, Verunsicherung, Förderpolitik und ein Angebot an die Kunden.

Der Klimawandel bewegt und setzt vieles in Bewegung – auch oder gerade im regionalen Mittelstand. Zu spüren war das bei einer Kundenveranstaltung, zu der die Sparkasse Harburg-Buxtehude gemeinsam mit den Buxtehuder Stadtwerken Unternehmenskunden an die Este geladen hatte. Thema: Die Energiewende und die Rolle von Photovoltaik & Co. für den Mittelstand, denn ab 2023 ist in Niedersachsen Photovoltaik (PV) auf dem Neubaudach von „Nichtwohngebäuden“ Pflicht – ein echtes Thema für den Gewerbebau. Peter Meyer, Leiter des KompetenzCenters Unternehmenskunden der Sparkasse Harburg-Buxtehude: „Normalerweise kommen zu so einer Veranstaltung um die 30 Gäste. Dieses Mal waren es 80.“ Kurz: In vielen Unternehmen ist durch die steigenden Energiekosten etwas in Bewegung geraten. Regenerative Energien – durch Sonne oder Wind erzeugt – stehen stärker denn je im Mittelpunkt des Interesses.

Das geht an die Substanz

Hinzu kommt die aktuelle Entwicklung auf dem Energiemarkt. Peter Meyer: „Wir leben in einer Zeit mit sehr hoher Unsicherheit. Die Preise für Energie ändern sich wöchentlich. Schon sprechen wir von einer Versechs- oder Versiebenfachung des Gaspreises. Das geht in vielen Unternehmen an die Substanz. Wir haben vor gut einem halben Jahr beispielsweise den Bau eines Kühlhauses finanziert – mit Technologie auf Basis von Erdgas. Und jetzt? So entstehen kritische Situationen, weil ein Kostenfaktor die gesamte Kalkulation sprengt.“ In solchen Fällen hilft oft nur noch der offensive Umgang mit dem Thema. Meyer: „Unsere Botschaft an unsere Kunden lautet: Kommen Sie frühzeitig auf uns zu – wir setzen uns gemeinsam hin und schauen, was man tun kann.“

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Was die Situation nicht vereinfacht: Die Stadtwerke betreiben eine unterschiedliche Einkaufspolitik. Manche haben weit im Voraus günstig eingekauft, andere waren bislang auf den Spotmärkten unterwegs und versuchten, tagesaktuell günstige Konditionen an den Börsen abzugreifen. Das funktioniert nun nicht mehr. Und das hat Folgen, sagt Peter Meyer: „Kunden, die als sehr sicher galten, kommen plötzlich in große Schwierigkeiten, andere, die man als gefährdet eingestuft hätte, kommen gut durch diese Zeit. Das ist unsere aktuelle Erfahrung. Heute können wir nur sagen: Im Januar wissen wir, ob wir sicher durch den Winter kommen, im April, ob wir es geschafft haben.“

Suche nach der richtigen Strategie

Peter Meyer geht davon aus, dass der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft die Metropolregion Hamburg deutlich mehr beschäftigen wird als bisher. Als wenig hilfreich empfindet er dabei die wechselhafte Haltung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der Förderbank des Bundes. Meyer kritisiert beispielsweise, dass durch den Wegfall der Förderung für energetisches Bauen diverse Projekte neu gerechnet werden müssen – oder aber in der Schublade verschwinden. Seinen Unternehmenskunden rät er: „Treiben Sie Ihre Vorhaben und Pläne voran, aber machen Sie sie nicht von der Förderung abhängig.“ Nach seiner Schätzung liegt derzeit ein Drittel aller angeschobenen Bauvorhaben auf Eis. Hintergrund: Die KfW-Mittel müssen aufwendig beantragt werden und können erst genehmigt werden, wenn die komplette Planung vorliegt. Planung im Bauwesen braucht allerdings Zeit – kippt in dieser Phase eine Förderrichtlinie beispielsweise für PV-Anlagen, kann das teuer werden.

Peter Meyer vergleicht die derzeitige Energiekrise mit der Finanzkrise (2008/2009). Er sagt: „Eine Frage, die sich Unternehmer stellen: Was passiert, wenn wir in absehbarer Zeit wieder billiges Gas beziehen können? Investiere ich jetzt viel Geld in neue Technik und bin anschließend möglicherweise nicht mehr wettbewerbsfähig, weil die Kosten drücken und der Gaspreis wieder gesunken ist? Oder versuche ich, diese Phase irgendwie zu überbrücken? Vor diesem Dilemma stehen die Unternehmer.“ Dazu müsse man klarstellen, dass die Gaspreise, über die man heute redet, ja keine realen Preise seien, sondern Börsenpreise. „Deshalb muss genau geschaut werden. Mit unseren Kunden suchen wir nach der richtigen Strategie.“

Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass nicht nur Gas, sondern auch Strom extrem teurer wird. Meyer: „Die Stromvergütung ist an den Gaspreis gekoppelt und um den Faktor fünf oder sechs gestiegen. Wer jetzt PV auf dem Dach hat und ins Netz einspeist, der steht super da. Es gibt also viele Gründe, sich als Unternehmen in den Transformationsprozess zu begeben. Die Spezialisten der Sparkasse Harburg-Buxtehude stehen bereit, mit den Entscheidern über Lösungen nachzudenken und die Realisierung zu begleiten.“ wb

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