Fraunhofer CML eröffnet Neubau in Harburg – Hier geht es um das Verschiffen von Wasserstoff, automatisierte Lieferketten, klimaneutrale Häfen, ferngesteuerte Schiffe und Quantencomputer.
Harburg wird einen wichtigen Beitrag zum Aufbau der Wasserstoff- und Methanol-Infrastruktur in Deutschland leisten. Das erfuhren die rund 100 geladenen Gäste eher in einem Nebensatz bei der offiziellen Eröffnung des Neubaus für das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML am Lotsekanal im Harburger Binnenhafen. Hier haben die EU (50 Prozent aus EFRE-Mitteln), die Hansestadt Hamburg (25 Prozent) und die Fraunhofer-Gesellschaft (25 Prozent) für rund 20 Millionen Euro eine nagelneue Forschungsstätte errichtet, die sich unter anderem damit befassen wird, wie das Laden und Entladen des sehr flüchtigen Energieträgers Wasserstoff auf Schiffen funktioniert. Das sagte Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft e.V., in seinem Grußwort. Welchen Stellenwert die mittlerweile vielfältigen Fraunhofer-Aktivitäten für die Hansestadt Hamburg haben, wurde daran deutlich, dass mit Peter Tschentscher und Katharina Fegebank sowohl der Erste Bürgermeister als auch die Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin zu dem Termin nach Harburg kamen – eine eher unübliche Ballung von politischer Präsenz in Hamburg.
Extrem hohe Rechnerleistung
Tschentscher erinnerte daran, dass Hamburg vor wenigen Jahren noch ein weißer Fleck auf der Fraunhofer-Landkarte war: „So eine Einrichtung wie das CML kann man aber eigentlich nur hier in Hamburg realisieren. Maritime Logistik ist insbesondere mit Blick auf die CO2-Bilanz ein sehr wichtiges Forschungsfeld, zumal der Transport auf Schiffen im Vergleich zur Luftfahrt oder zur Straße sehr viel effizienter ist.“ Der Bürgermeister betonte auch den unmittelbaren Zusammenhang mit der Quantencomputertechnologie: „Fraunhofer entwickelt schon heute die Algorithmen, die später in der maritimen Logistik angewendet werden sollen.“ Dazu sei der Quantencomputer mit seiner extrem hohen Rechnerleistung die Voraussetzung.
Warum, führte Prof. Carlos Jahn aus, Leiter des Fraunhofer CML. „Der Hafen der Zukunft und das Schiff der Zukunft werden hochvernetzt und automatisiert arbeiten. Die logistische Herausforderung bei der Digitalisierung der Lieferketten hat allerdings so viele Randthemen, dass die Berechnung und Programmierung eine immense Rechenleistung erfordert. Die liefert der Quantencomputer.“ Das CML hat allerdings auch noch ganz andere Themen. Stichworte sind Klimaneutralität, Bionik (Lernen von der Natur), Künstliche Intelligenz, Robotik und die Fernsteuerung von Schiffen. Alles hat einen Zusammenhang, erfordert jedoch aufwendige Forschung im Detail.
„Spot“ brachte das Redemanuskript
Wie das konkret aussieht, konnten sich die Gäste vor Ort anschauen. Auf dem Lotsekanal kreuzte ein autonomes Wasserfahrzeug, an der Kaimauer demonstrierten CML-Vertreter den automatischen Akku-Austausch von Drohnen auf einer (später) schwimmenden Plattform, und das Redemanuskript für Carlos Jahn brachte „Spot“, ein Roboterhund, dessen vielfältige Einsatzmöglichkeiten im CML getestet werden. Der gelbschwarze Vierbeiner könnte beispielsweise vollautomatisch Inspektionstouren auf dem Betriebsgelände von Hafeneinrichtungen machen und Alarm schlagen, wenn etwas Verdächtiges geortet wird.
„Wir müssen zeigen, was wir tun“
Die Experten des Fraunhofer CML boten vor Ort Einblicke in ihre Forschungstätigkeiten und laufende Projekte. Die Aspekte Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit werden auf den 1600 Quadratmetern Bürofläche und 800 Quadratmetern modernster Labor- und Werkstattflächen für den maritimen Sektor zeitgemäß umgesetzt. Das Erdgeschoss und die Beletage beherbergen Empfangs- und Veranstaltungsräume. Außerdem erstreckt sich über die beiden Geschosse eine großzügige Technikhalle mit Zugang zu einem Forschungsponton auf dem Kaufhauskanal.
Das Fraunhofer CML hat mit dem Neubau einen Meilenstein erreicht. Die Nähe zur Technischen Universität Hamburg soll dennoch bestehen bleiben. Das betonte TUHH-Präsident Prof. Andreas Timm-Giel: „Wir glauben ganz fest, dass wir Wege aus der aktuellen Krise weisen können. Das ist eine Aufgabe für die Technischen Universitäten und Fraunhofer. Auch wir erleben eine Zeitenwende, denn wir müssen noch viel stärker zeigen, was wir eigentlich tun, und unsere Forschung besser hervorheben. Das Fraunhofer CML realisiert in idealer Weise die Schnittstelle zwischen universitärer Forschung und angewandter Praxis. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem CML neue, zukunftsweisende Impulse für die Wissenschafts- und Wirtschaftsmetropole zu setzen, insbesondere in einem für Hamburg so wichtigen Feld wie der maritimen Logistik.“
>> Web: https://www.cml.fraunhofer.de/