B&P-GESPRÄCH Zwei:P-Geschäftsführer Olav Vavroš nennt Zahlen zum Erfolg des Hamburger Weiterbildungsbonus Plus.
Das Weiterbildungsbrett ist dick. Noch immer scheint es sich bei vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in der Hansestadt nicht herumgesprochen zu haben, dass es mit dem Hamburger Weiterbildungsbonus Plus ein hochattraktives Förderinstrument gibt, mit dem Mitarbeiter finanziell bei der Umsetzung ihrer Weiterbildungsvorhaben unterstützt werden können. Zumindest lässt der Blick auf die Zahlen diesen Schluss zu, die Olav Vavroš, Geschäftsführer der zwei P Plan:Personal gGmbH (kurz: Zwei:P), im B&P-Gespräch vorstellt. Er sagt: „Die Nachfrage ist groß und wir haben mittlerweile 1364 Fördermaßnahmen seit Januar 2021 vermittelt, aber die Verteilung zeigt auch, dass Weiterbildung in manchen Branchen offenbar kaum ein Thema ist. Das gilt insbesondere für den Bausektor, das Handwerk und technische Betriebe, obwohl dort reichlich Fördermaßnahmen möglich sind. Im Facility Management zum Beispiel ist auch noch viel Luft nach oben.“
Das erstaunt, denn den Hamburger Weiterbildungsbonus gibt es bereits seit 2009. Schon damals hatte die Hansestadt erkannt, dass Qualifizierung nicht ausschließlich von den Arbeitgebern, sondern auch von den Arbeitnehmern angeschoben werden sollte. Der Weiterbildungsbonus, mittlerweile im erweiterten Plus-Format, wird an Beschäftigte vergeben, die sich aus einem äußerst umfangreichen Förderungsangebot die Dinge heraussuchen können, die ihnen beruflich weiterhelfen und ihre Chancen verbessern. Das kann ganz konkret ein Schweißer-Schein oder Gabelstapler-Führerschein sein, aber auch ein Excel-Kurs oder etwas anderes. Je nach Fall kann mit einer Förderhöhe von bis zu 2000 Euro gerechnet werden.
Statistischer Frauenüberhang
Olav Vavroš: „Unsere Zahlen zeigen: Wir haben mit 66 Prozent eindeutig einen starken Frauenüberhang. Nun könnte man meinen, die Männer seien fortbildungsmüde, aber der Überhang erklärt sich durch die Branchen, die den Hamburger Weiterbildungsbonus Plus in Anspruch nehmen. Mit 21,87 Prozent liegt hier der Bereich Gesundheit mit weitem Abstand vorn. Jede fünfte Förderung entfällt auf diesen Sektor. Da hier viel mehr Frauen als Männer beschäftigt sind, schlägt das natürlich stark auf die Verteilung durch.“ Auch Pädagogik ist mit zehn Prozent relativ hoch vertreten, hier geht es im Wesentlichen um Weiterbildungsmaßnahmen im Kindergartenbereich – ebenfalls ein Berufsfeld mit eher weiblicher Prägung.
Im Sektor Bau/Immobilien und im gewerblich/technischen Bereich sieht es dagegen mager aus – kaum Nachfrage. Und dabei ließe sich vieles fördern: Kurse für Gebäudeabdichtung, Objektbetreuung, Wärmepumpen-Fachwissen, Sprach-Lehrgänge für Fachsprache oder Social-Media-Kompetenz und Digitalisierungsangebote zum Beispiel im Qualitätsmanagement. Olav Vavroš: „Wir fördern diese Kurse auch im Inhouse-Format. Wir kommen ins Unternehmen, beraten vor Ort und vermitteln die entsprechenden Kurse für die Mitarbeiter. In Zeiten des Fachkräftemangels ist die Qualifizierung von Personal ein entscheidender Faktor im Employer Branding und in der Personalentwicklung.“
Mit der aktuellen Energiekrise müssen auch KMU verstärkt auf Energiethemen achten. Sein Rat: „Weiterbildungen nicht auf die lange Bank schieben! Auch wenn die Auftragsbücher voll sind, sollten Fortbildungen fester Bestandteil des Arbeitsalltags sein. Es gibt viele Anbieter, die spezielle Bildungsformate anbieten, die dem Handwerk entgegenkommen. Ich denke da an die Bildungszentren der Innungen Bau und Sanitär-Heizung-Klempner oder den Elbcampus. Hier sind die Möglichkeiten bekannt, die der Hamburger Weiterbildungsbonus Plus bietet. Auch können mit Bildungsanbietern individuelle Formate abgesprochen werden, wie zum Beispiel speziell auf die Beschäftigten ausgerichtete Sprachangebote. Die Bildung kommt ins Haus.“
„Wir müssen endlich anfangen!“
Durch Corona wurde der Weiterbildungsbonus quasi geboostert, wie Olav Vavroš erläutert: „Wir sind seit zwei Jahren im Dauerlauf und tun sehr viel, um gerade den KMU beim Thema Weiterbildung zu helfen. Das ist die Antwort auf den demografischen Wandel. Wir müssen unsere Mitarbeiter ertüchtigen. Und endlich damit anfangen.“ Im Digitalisierungsbereich zählen dazu auch die Aktivitäten des Weiterbildungsverbundes Common Swift (B&P-Bericht unter https://www.business-people-magazin.de/2022/1-juli-2022/eine-frage-der-unternehmenskultur-31415/). Zwei:P berät vor der gesamten Fördermittelkulisse. So werden auch die Möglichkeiten des Qualifizierungschancengesetzes (QCG) geprüft. Hier arbeitet Zwei:P mit der Agentur für Arbeit eng zusammen.
Vavroš weiter: „Wir haben die Beratung für kleine und mittlere Unternehmen übernommen und können auf den Weiterbildungsbonus zurückgreifen, wenn QCG im Einzelfall nicht greift. Kurz: Wir haben so viele Möglichkeiten an der Hand. Zwei:P ist im Grunde ein professionelles Beratungsunternehmen für Entscheider, die sich oder ihre Mitarbeiter qualifizieren wollen. Wer bildungswillig ist, ist bei uns immer an der richtigen Adresse. Wir können für jeden eine Lösung anbieten. Unsere Beratung ist kostenfrei, weil sie durch die Projektmittel abgedeckt ist. Unser Fokus liegt eindeutig im Bereich der KMU. Durchschnittlich haben unsere Betriebe vier Mitarbeiter. Das sagt eigentlich alles.“ wb