Attraktiv, aber mit Luft nach oben . . .

Foto: Tobias PuschAm Buenser Weg sprechen Makler René Borkenhagen (rechts) und B&P-Redakteur Wolfgang Becker unter anderem über das Thema Wohnen. || Foto: Tobias Pusch

Der erste mobile B&P-BusinessTalk: Mit Makler René Borkenhagen auf den Spuren der 15-Minuten-Stadt.

Eine Premiere: Mit dem Buchholzer Makler René Borkenhagen hat sich das B&P-Podcast-Team auf den ersten mobilen Einsatz gewagt und bei einer Rundfahrt durch Buchholz darüber diskutiert, ob die „Nordheide-Metropole“ die Anforderungen an eine 15-Minuten-Stadt erfüllt. Eigentlich ist dieses Konstrukt ein neuer Denkansatz, der in Stadtteilen einiger Metropolen wie Paris oder Frankfurt umgesetzt werden könnte. Konkret geht es um die Frage, ob alle wichtigen Orte aus den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit binnen 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Rad erreicht werden können. Das Ergebnis für Buchholz ist klar: volle Punktzahl, aufgrund der überschaubaren Größe liegt alles Wichtige recht nah beieinander – doch werden die Chancen genutzt? Die Rundtour erfüllte noch einen anderen Zweck, denn Stadtentwicklung ist ein Thema, auf das René Borkenhagen nicht nur aus beruflichem Interesse schaut. Wenn es um das Thema lebenswerte Stadt geht, fallen ihm durchaus einige Punkte auf, die überdacht werden sollten.

Thema Einkaufen

„Der stationäre Einzelhandel steht nicht erst seit Corona unter einem massiven Druck durch die Online-Konkurrenz. Die Pandemie hat dies noch einmal verstärkt, und so sehen wir auch in Buchholz beispielhaft, wie sich der eine oder andere Händler verabschiedet“, sagt Borkenhagen, der als Diplom-Immobilienökonom (ADI) und Bewertungssachverständiger (DESAG) in diesem Fall einmal auf das große Ganze schaut. Sein Rezept gegen sterbende Innenstädte: „Ein Thema ist der Mix – wenn der stimmt, wird die Einkaufsstadt attraktiver. Wenn sich jedoch zum Beispiel Dönerläden, Billigfriseure und Nagelstudios inflationär ausbreiten, wird es schwierig. Die Stadt sollte eine große Konferenz mit den Grundeigentümern einberufen, denn am Ende ist dieses Problem nur gemeinsam zu lösen.“

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Grundsätzlich ordnet Borkenhagen Buchholz noch in die Kategorie „attraktiver Standort“ ein, aber die Erosion sei vereinzelt nicht zu leugnen. Es müsse nach Wegen gefunden werden, Leben in die Stadt zu holen. In Buxtehude und Lüneburg seien immerhin Universitäten vorhanden, was sich positiv auswirke. Der Makler: „Wenn junge Leute da sind, wird es automatisch lebendig. Buchholz braucht eine Uni. Auf dem Rüttgers-Gelände haben wir viel Fläche als Reserve. Das wäre ein idealer Standort.“

Thema Straßenverkehr

Die Jahrzehnte andauernde Diskussion über den nicht vorhandenen Ostring und den maroden Mühlentunnel ermüdet selbst ältere Semester – vor allem, weil sich nichts bewegt. Im Spätsommer führte die Sperrung der Canteleu-Brücke zu chaotischen Verhältnissen, weil der ganze Verkehr von und nach HoSe (Seppensen, Holm-Seppensen und Holm) durch den einspurigen Mühlentunnel geleitet wurde, dessen Neubau die Stadt unter anderem aus Kostengründen abgepfiffen hat. Aktuell sorgt die Sanierung der B75 für Probleme. Was tun gegen das alltägliche Stau-Chaos – Autos ganz raus? Und falls ja, wie soll das gehen? René Borkenhagen: „Ich bin kein Anhänger der autofreien Stadt, sondern plädiere für ein geordnetes Miteinander. Da das Radwegenetz zu wünschen übrig lässt, könnte man innerhalb der Stadt flächendeckend Tempo 30 einführen – dann wäre ein Miteinander von Auto und Fahrrad besser zu realisieren.“

In Buchholz sind in den vergangenen Jahren viele neue Wohnungen gebaut worden, doch was nach Ansicht von René Borkenhagen fehlt, ist bezahlbarer Wohnraum. Immerhin sind die neuen Quartiere stadtnah entstanden wie beispielsweise am Buenser Weg oder auf dem Gelände der ehemaligen Zivildienstschule. Gleichwohl sind neue Flächen rar. Borkenhagen: „Junges Wohnen und auch Senioren-Wohnen gehören in die Stadt. Alles, was belebt, ist gut!“ Dazu zählt er auch das Gastronomie-Angebot, das in Buchholz allerdings eher überschaubau sei. „Hier ist noch Luft nach oben.“


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