„Optimismus ist ein Hinweis auf das Fehlen von Information“

Foto: Sabine LepélDer MIT-Vorsitzende Wilfried Uhlmann, hier mit Gastgeber Matthias Bellut (von links) und Referent Wulf Harder, hat übrigens schon lange ein geschärftes Bewusstsein für die Gefahren der Spionage. Schon vor der Snowden-Affäre war bei den Uhlmanns Folgendes auf dem Anrufbeantworter zu hören: „Dieser Anruf wird abgehört.“ Pause. „Sobald es uns möglich ist.“ Foto: Sabine Lepél

MIT-Vortrag: Kryptographie-Experte Wulf Harder über die Gefahren mangelnder IT-Sicherheitstechnik in Unternehmen

Dass Wilfried Uhlmann, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU im Landkreis Harburg (MIT), seinen Mitgliedern gern den Blick über den Tellerrand ermöglicht, ist bekannt. Was diese allerdings bei der jüngsten MIT-Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Firma Elektro-Bellut in Elstorf vom Referenten Wulf Harder zu hören bekamen, darf getrost als „harter Tobak“ bezeichnet werden und forderte das mathematische und physikalische Verständnis der Zuhörer heraus.

Harder, ein weltweit anerkannter Experte für IT-Sicherheit und Kryptographie, sprach über die Risiken und Möglichkeiten der Kryptographie für den Schutz von Firmengeheimnissen und die Innere Sicherheit in Deutschland. Als Mann der Wissenschaft sprach der Gründer von führenden Firmen im Bereich der Verschlüsselungstechnik von den Gefahren, die von mangelnder Sicherheitstechnik in höchstsensiblen Bereichen ausgehen. Folgen könnten nicht nur Industrie- und Sicherheitsspionage sein, sondern auch verheerende terroristische Anschläge, so Harder. Er monierte ein mangelndes Gefahrenbewusstsein: „Optimismus ist ein Hinweis auf das Fehlen von Information.“ Die Politik müsse endlich handeln.

Die heutigen Sicherheitsstandards in Deutschland bezeichnete er als „grenzwertig bis gefährlich“. Und: „Wir hängen von den Kryptofähigkeiten und dem guten Willen anderer Nationen ab, besonders der USA.“ Harder forderte neue europäische Kryptostandards sowie zertifizierte Rechner, Betriebssysteme und Anwendungsprogramme für sensible Bereiche.

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Den Unternehmern vor Ort empfahl er, sensible Daten nur offline zu speichern sowie eine strikte Trennung von Online- und Offline-Netzwerken vorzunehmen. „Sie müssen überprüfen, dass die Geräte wirklich offline sind. Das ist heutzutage ziemlich aufwendig.“ Man müsse auch an die Kameras, den USB-Anschluss und das Mikrofon denken. „Denn auch darüber können Trojaner in Ihr System gelangen.“ Harder sprach auch über die den Stand der Entwicklung von Quanten-Computern, deren Hauptaufgabe das Cracken von Verschlüsselungsfunktionen sei. „Dagegen müssen wir uns wappnen, denn mit den Quanten-Computern werden die herkömmlichen Verschlüsselungssysteme hinfällig.“ sl