xh$4xwa!

Tobias Schrödel, regelmäßig als IT-Experte bei „Stern TV“ im Einsatz, ist ein Meister der Didaktik und des Humors. Seine Arbeitskleidung „enthüllte“ er während des Vortrags: ein Hacker-mäßiges Iron-Maiden-T-Shirt . . . Foto: Wolfgang Becker

„Ich glaube, es hackt!“: Neujahrsempfang der Sparkasse Lüneburg mit Deutschlands IT-Comedian Nr. 1 Tobias Schrödel

Jeder Unternehmer braucht sie, aber eigentlich kostet sie nur Geld und Nerven: die IT. Spätestens seit dem Neujahrsempfang der Sparkasse Lüneburg ist nun jedoch klar, dass Informationstechnologie auch durchaus eine komische Seite hat. Wie die aussieht, das demonstrierte Tobias Schrödel, laut „Chip“ Deutschlands IT-Comedian Nr. 1, vor mehr als 300 Gästen im Castanea Resort Hotel Adendorf mit einem beispiellosen Ritt durch die IT-Sicherheit. Ein trockenes Thema? Mitnichten – so unterhaltsam ist noch nie vor Viren-Programmen, Hackerangriffen und dem alltäglichen Datensammelwahn der Sozialen Medien gewarnt worden. Torsten Schrell, erstmals als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Lüneburg auf der Bühne, und seinem Team gelang damit ein Jahresauftakt nach Maß.

Der quirlige Gast, extra eingeflogen aus München, ist ein Meister des Spannungsbogens und der Pointe. Mit der Ankündigung „Wir kaufen heute im Darknet ein. Und wir knacken Passwörter . . .“ hatte er die Aufmerksamkeit sofort auf seiner Seite. Das eigentlich abgefrühstückte Thema „Wie schnell knacke ich ein Passwort?“ brachte Tobias Schrödel so amüsant rüber, dass selbst Passwort-Experten noch einmal genau hinhörten. Und er hatte ein paar gute Tipps für schwer zu knackende Passwörter parat. Zum Beispiel „W3xh$4xwa!“. Schrödel: „Ein ideales Beispiel mit Groß- und Kleinschreibung, Ziffern und – ganz wichtig – Sonderzeichen. Bitte nicht abschreiben, sonst haben Sie nachher alle dasselbe Passwort. Das Problem: Niemand kann sich so etwas merken. Deshalb: Bauen Sie sich eine Brücke zum Beispiel aus den Anfangsbuchstaben eines Satzes.“ Das kryptische Passwort steht für „Wer 3x hinfällt, sollte 4x wieder aufstehen!“ – wobei das S von sollte durch ein Dollarzeichen ersetzt wird.

Anzeige

Tobias Schrödel führte vor, wie aus gehackten Datensätzen, die im Darknet zum Kauf angeboten werden, Passwörter und Mail-Adressen ausgelesen werden können. So wurde vor einigen Jahren das Fremdgeh-Portal Ashley Madison gehackt – 33 Millionen topvertrauliche User-Daten machten die Runde. Schrödel: „Darunter auch 1200 mit der Endung sa für Saudi-Arabien, obwohl dort auf Fremdgehen die Todesstrafe steht . . . Da weiß man heute schon, wer morgen kein Aspirin mehr kaufen muss.“ Gelegentliche Besuche im Darknet führen offenbar auch zu schwarzem Humor.

Das verrät ein Hundefoto
Sehr beeindruckend ein weiteres Thema: Welche Informationen verrät ein auf Facebook unter einem Pseudonym gepostetes Hundefoto über den Fotografen? Das Ergebnis in diesem Fall: Name, Vorname, Wohnort, Straße, Einkommensklasse, Beruf, Hobby, Smartphone-Marke und Telekommunikationsanbieter. Alles wertvolle Infos, mit denen Facebook gezielt Werbung platzieren kann.

Geradezu erschütternd dagegen diese digitale Herausforderung: „Freddy, der Bär“ aus der Spielzeugabteilung. Das Kuscheltier, das mit Kindern spricht, ist nichts anderes als eine Bluetooth-Freisprechanlage. Mit wenigen Tricks können Eltern das Kind aus der Ferne beschäftigen und mit ihm kommunizieren. Schrödel führte ein Video von einem Test vor, um zu zeigen, was auch passieren kann, wenn ein Fremder den Bär über Bluetooth zum Sprechen bringt – das Kind war so auf den Bären fixiert, dass es ohne zu zögern die Terrassentür aufmachte und sich voller Vertrauen von einem fremden Mann, in diesem Fall Schrödel selbst, an die Hand nehmen ließ und mitging. Der Referent: „Jetzt kriegen alle Eltern eine Gänsehaut, oder?“

Der Abend endete mit einer Fragerunde und langen Gesprächen im Castanea Resort Hotel. Und Fragen, die gab es anschließend in Hülle und Fülle . . . wb

Anzeige