Prototyp in Buchholz: Filiale war gestern – Jetzt geht es ins Beratungscenter
Es geht auch ohne Drehtür: Wer die Filiale der Sparkasse Harburg-Buxtehude in Buchholz betritt, wird seinen Augen nicht trauen. Direkt durch die gläserne Tür geht es in die Sparkassen-Welt der Zukunft, so zumindest, wie sie sich die Sparkasse in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sparkassenverlag und den Gestaltungsexperten von DreiX vorstellen. Das visionäre Konzept ist bundesweit erstmalig mit der Sparkasse Harburg-Buxtehude umgesetzt und in Buchholz realisiert worden. Hier steht künftig auch optisch der Direktkontakt mit dem Kunden im Vordergrund. Die Gespräche finden in einer frischen und innovativen Atmosphäre statt – der bekannte Ort an der Poststraße heißt künftig auch nicht mehr Filiale, sondern Beratungscenter. Anfang Mai wurde das Zukunftsprojekt nach sechsmonatiger Umbauphase der Öffentlichkeit vorgestellt.
Andreas Sommer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse-Buxtehude, ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass die neuen Räume für den Beginn einer neuen Zeit stehen, in der die gesamte Finanzbranche angesichts radikaler Veränderungen nach dem richtigen Weg in die Zukunft sucht: „Wir präsentieren hier das modernste Beratungscenter Deutschlands.“ Die Sparkasse setzt große Hoffnungen auf das neue Konzept, das seinen Ursprung beim Sparkassenverband hat.In Buchholz wurde es aber stark modifiziert und an die Vorstellungen der Sparkasse angepasst. Das Prinzip lässt sich auf eine einfache Formel bringen: Beratung nach vorn, klassische Geldtransaktionen in den Hintergrund. Das Konzept ist der Tatsachse geschuldet, dass immer mehr Kunden ihre Standardaktivitäten – Überweisungen, Kontokontrolle, Geld einzahlen und abheben – zu Hause am Rechner oder an den Automaten erledigen. Zugleich gibt es immer noch einen starken traditionsbewussten Kundenstamm, der sich nach wie vor in die Filiale vor Ort begibt (siehe Interview).
Neun Räume – neun Themen
Seit 97 Jahren ist die Sparkasse Harburg-Buxtehude vor Ort in Buchholz – ein „Standort von großer Bedeutung“, wie Sommer betonte. Im neuen Beratungscenter finden die Kundengespräche beispielsweise über Baufinanzierungen, Kreditanträge, Geldanlagen seit Anfang Mai in neun unterschiedlichen „Cubes“ statt, die über abwechslungsreiche Designs, großformatige beleuchtete Fotowände und eine individuelle Einrichtung verfügen. Neun Räume – neun Themen: Küche, Sport, Historisch, Handwerk und so weiter begegnen dem Kunden auf realistische Weise.
Auch für die Mitarbeiter hat sich einiges geändert: Zum einen wird das gesamte Angebot auf der Erdgeschossebene abgewickelt – die obere Etage soll künftig fremdvermietet werden. Zum anderen haben sie keine festen Arbeitsplätze – sondern alle persönlichen Unterlagen im Rollcontainer. Bei Arbeitsbeginn wird dann einfach ein freier Schreibtisch angesteuert. Cord Köster, Regionaldirektor Süd: „Das gilt auch für mich. Zunächst war das etwas gewöhnungsbedürftig, aber es funktioniert.“
Nächste Station: Meckelfeld
Binnen zehn Jahren, so der Plan, sollen alle 21 Filialen der Sparkasse Harburg-Buxtehude nach dem neuen Konzept als Beratungscenter ausgestattet werden. Als nächstes ist dem Vernehmen nach der Standort Meckelfeld an der Reihe, wie Anke Pfau, Leiterin der Organisationsabteilung und Projektleiterin für das Zukunftskonzept, sagt. Nach dem Motto „Regional, Digital, Persönlich“ soll die Präsenz in der Fläche bewahrt werden. Sommer: „Wir möchten erreichen, dass sich unsere Kunden in der besonderen Atmosphäre wohlfühlen und begeistert sind von der Beratung, die sie durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen.“ Der Vorstand geht damit die Grundproblematik, das Filialsterben in Deutschland, offensiv an. Köster: „Die Prognosen sind düster. Deshalb haben wir uns gefragt, ob wir nicht einmal etwas ganz anders machen wollen. Dazu haben wir uns entschieden.“
Beratungstermine können an fünf Tagen der Woche zwischen „acht und acht“ wahrgenommen werden – also von 8 bis 20 Uhr. Damit kommt die Sparkasse den Pendlern entgegen, die nach Feierabend vor offenen Türen stehen sollen. Normale Dienstleistungen, wie beispielsweise Bargeldauszahlungen und Überweisungen, sind natürlich auch weiterhin möglich. Köster: „Wir bieten alles an, was bisher auch in der normalen Filiale möglich war.“ wb