„Wie schaffen wir es als Sparkasse, in diesen Zeiten relevant zu bleiben?“

Mit dem Vorsitzenden Andreas Sommer (51) und Sonja Hausmann (46) ist der Vorstand der Sparkasse Harburg-Buxtehude jetzt wieder komplett. Beide stehen auch für einen Generationswechsel in Zeiten, die für Banken und Sparkassen insgesamt durchaus eine Herausforderung sind. Foto: Wolfgang Becker

INTERVIEW Im 175. Jahr der Unternehmensgeschichte rückt mit Sonja Hausmann zum ersten Mal eine Frau in den Vorstand der Sparkasse Harburg-Buxtehude ein

Ihre Ausbildung absolvierte Sonja Hausmann, im niedersächsischen Sulingen geboren, bei der Kreissparkasse Grafschaft Diepholz. Darauf folgten Lehrgänge an der Sparkassenakademie in Hannover und am Lehrinstitut der Deutschen Sparkassenakademie in Bonn. Nach Stationen in der Sparkasse Osnabrück und der Kreissparkasse Verden, wo sie bis 2016 als Regionaldirektorin für den Bereich Firmenkunden tätig war, leitete die Finanzexpertin den Firmenkundenbereich bei der Kreissparkasse Fallingbostel in Walsrode. Im Sommer ist sie mit ihrem Mann nach Jesteburg gezogen, am 1. August hat sie ihren neuen Posten im Vorstand der Sparkasse Harburg-Buxtehude angetreten. Mit ihr sprach B&P-Redakteur Wolfgang Becker.

Als erste Frau im Vorstand der Sparkasse Harburg-Buxtehude schreiben Sie sozusagen Geschichte, denn das hat es in 175 Jahren noch nicht gegeben. Hat das für Sie eine Bedeutung?
Ganz ehrlich? Für mich ist das nicht wirklich wichtig. Denn ich nehme für mich in Anspruch, dass ich für diese Stelle ausgewählt worden bin, weil ich genau das kann, was ich hier tun muss. Aber ich denke, dass ich Menschen begegnen werde, denen das durchaus wichtig ist.

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Für die Frauen, die in der Sparkasse arbeiten, ist es ja durchaus ein positives Signal, wenn eine Führungsposition von einer Frau besetzt wird. Gibt es da schon Rückmeldungen?
Noch ist das etwas früh, aber ich hoffe schon, dass es etwas auslöst, weil es genug Frauen gibt, die könnten, aber sie müssen eben auch machen. Wenn ich dazu beitragen kann, dass sich jemand mehr zutraut, dann kann das Unternehmen nur profitieren.

Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Vertrieb, Markt, Region und Geschäftsfeld. Ich habe hier ein sehr gut bestelltes Feld übernommen – auch mit dem neuen Beratungscenter in Buchholz, das so revolutionär anders ist als man es von einer Sparkasse erwartet. Das muss sich etablieren und angenommen werden. Was wir hier im Bereich der privaten Kunden machen, werden wir auch auf den gewerblichen Bereich übertragen.

Das Beratungscenter der Zukunft in Buchholz haben wir in der Juni-Ausgabe von B&P vorgestellt. Sie treten Ihre neue Aufgabe in einer Zeit an, in der sich so gut wie alle Banken und Sparkassen mit dem Filialthema auseinandersetzen – mit oft ganz unterschiedlichen Ansätzen. War das in Walsrode auch spürbar?
Die Gedanken bewegt man auch dort, nur ist das Umfeld ganz anders – nicht so städtisch. Die Filialen sind auch viel kleiner. Und die Themen sind andere. Der Nenner ist aber überall gleich: Wie kann ich die Menschen begeistern und zusammenbringen.

Es geht am Ende immer um die Beziehung von Mensch zu Mensch. Gibt es da neue Ansätze, die Sie mitbringen? Wie schafft man das?
Das ist überall so. Vielleicht gelingt es, da noch einmal etwas neu zu entzünden. Am Ende funktionieren motivierte Mitarbeiter in alten Räumen besser als demotivierte Mitarbeiter in neuen Räumen. Wenn die Kollegen, die dort arbeiten, Spaß an ihrer Arbeit haben, dann ist viel erreicht. Das Fachliche war nie in irgendeiner Sparkasse, die ich kennengelernt habe, ein Problem.

Das heißt: Vertriebsarbeit bei der Sparkasse hat auch eine große psychologische Komponente. Wie bringe ich Mitarbeiter, die vielleicht schon 20 Jahre und länger im Job sind, dazu, noch einmal richtig durchzustarten und die neuen Chancen zu nutzen?
Ich habe in meinem Berufsleben nur selten Kollegen kennengelernt, die nicht wollen. Oft fehlt nur die Traute, vertraute Pfade zu verlassen. Bislang ist es mir immer gut gelungen, Mitarbeiter mit auf den Weg zu nehmen.

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Es gilt nun also, 175 Jahre Kultur neu zu betrachten . . .
. . . und das Gute zu behalten! Ganzheitliche Beratung und fachliches Können sind ja keine neuen Erfindungen. Ich habe in meiner Vita immer Kunden beraten und betreut – und das nie sein lassen können. Weil es einfach Spaß macht, mit Menschen zu arbeiten. Und oft ticken wir Menschen ja so: Wenn es Spaß macht, machen wir mehr daraus.

Haben Sie in Walsrode auch Ihren Schwerpunkt im Vertrieb gehabt?
Ja, allerdings lag der Fokus mehr im Bereich der gewerblichen Kunden, mit dem Thema Private Banking inklusive der privaten Seite dieses Geschäftsfeldes.

Im Hamburger Süden treffen Sie nun auf einen dichteren Markt, allein schon im Bereich der Firmenkunden. Wie lange nehmen Sie sich Zeit, um diese vielen neuen Kunden, aber auch die Vertreter aus den gesellschaftlichen Institutionen und der Politik kennenzulernen?
Das ist eine ganz schwierige Frage, denn das Schiff Sparkasse fährt ja weiter – das Kennenlernen muss also auch nach innen stattfinden. Ich denke, wir werden am Jahresende sehen, dass wir auf einem guten Weg sind. So lange nehme ich mir die Zeit, hier richtig anzukommen.

In bestimmten Zyklen rücken immer mal wieder neue Trendthemen in den Vordergrund – so wie vor zehn bis 15 Jahren die ganzheitliche Beratung in der Kundenbetreuung. Sehen Sie da aktuell auch einen entsprechenden, sich abzeichnenden Wandel?
Mich bewegt vor allem eine Frage: Wie schaffen wir es als Sparkasse, in diesen Zeiten relevant zu bleiben? Wie erreichen wir die Kinder, die Jugendlichen, die jungen Familien – ohne die Älteren zu verlieren. Und wie bekommen wir die Kollegen mit auf diesen Weg. Stichwort Digitalisierung. Es verändern sich ja auch unsere Kunden: Da sitzt plötzlich nicht mehr der Patriarch, der vielleicht als Elektriker ein Unternehmen gegründet hat, sondern die nächste Generation, die Volkswirtschaft studiert hat und ganz andere Ansätze mitbringt.

Da geht es dann wieder um die Beziehung.
Genau. Im Privatkundenbereich, im Filialgeschäft da sind ganz tolle Grundsteine gelegt. Da sind wir sehr gut unterwegs, da verstetigen sich die begonnenen Prozesse. Dasselbe möchte ich jetzt noch einmal im gewerblichen Kundenbereich machen, in passender Form. Das steht auf der nächsten Evolutionsstufe.