Ausgerechnet besonders innovative Unternehmen finden im Land Bremen schlechte Rahmenbedingungen. Das belegt eine Studie der Handelskammer und der Arbeitnehmerkammer.
In der bremischen Wirtschaft ist der Bereich der wissensintensiven Dienstleistungsbranchen im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten immer noch unterrepräsentiert. Das liegt offenbar auch an den Standortfaktoren, die die Unternehmen hierzulande vorfinden. Das zeigte die Befragung gemeinsam mit dem Institut für Arbeit und Wirtschaft. Auf einer Notenskala von 1 bis 6 stellten die Befragten den Städten Bremen (3,1) und Bremerhaven (3,2) ein mittelmäßiges Zeugnis als Wirtschaftsstandorte aus. Vergleichsweise zufrieden sind die stadtbremischen Dienstleister vor allem mit der Nähe zu Hochschulen und Universitäten (2,2). In Bremerhaven werden die Preise von Büro- und Gewerbeflächen von allen Standortfaktoren am besten bewertet (2,6).
In beiden Städten zeigen sich die Befragten dagegen deutlich unzufriedener in den Bereichen „Verfügbarkeit geeigneter Fachkräfte“, „Niveau kommunaler Steuern, Gebühren und Abgaben“, „Unternehmensorientierung der Verwaltung“ und „Image der Städte“. Weil diese vier Standortfaktoren von den Befragten gleichzeitig auch als vergleichsweise wichtig erachtet werden, sehen die Kammern hier einen besonders hohen Handlungsbedarf. Am höchsten ist die Differenz von „Wichtigkeit“ und „Zufriedenheit“ hinsichtlich der Verfügbarkeit von geeigneten Fachkräften (2,0 Punkte in Bremen; 2,7 Punkte in Bremerhaven). Auffällige Unterschiede zwischen den beiden Städten sind, dass in Bremerhaven die Fachkräfteverfügbarkeit und das Image der Stadt noch schlechter beurteilt werden, die Unternehmensorientierung der Verwaltung aber weniger kritisch als in Bremen betrachtet wird.
Bei der Beurteilung der Lebensqualität gehen die Meinungen etwas stärker auseinander. In Bremen wird die Stadt von den Befragten im Allgemeinen als Wohnort besser bewertet (2,3) denn als Wirtschaftsstandort. In Bremerhaven fällt die Beurteilung der Lebensqualität (3,0) wie die des Unternehmensstandortes mittelmäßig aus. Am wenigsten zufrieden zeigen sich die Bremer und Bremerhavener Dienstleister mit der Kinderbetreuung und besonders der Qualität der Schulen.
Schlechtes Image hinderlich
Alles in allem machen die wissensintensiven Dienstleistungsunternehmen jene Standortfaktoren als größte Schwachpunkte in Bremen und Bremerhaven aus, welche in besonders starkem Zusammenhang mit der Fachkräftesicherung stehen. Die Verfügbarkeit von Humankapital ist für die wirtschaftliche Entwicklung dieser Wirtschaftsbereiche von besonderer Bedeutung. Bremen und Bremerhaven bieten laut den Umfrageergebnissen in diesem Bereich keine optimalen Standortvoraussetzungen für die wissensintensiven Dienstleistungen. Zum einen erschwert das schlechte Image der Städte die Gewinnung von Mitarbeitern aus anderen Regionen. Zum anderen steht dies auch im Zusammenhang mit dem Ruf der Schulen im Land Bremen, welchen aktuell nicht zugetraut wird, das Fachkräftepotenzial der Kinder und Jugendlichen bestmöglich zur Entfaltung zu bringen. (heu)