Buxtehude: Für Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt ist Corona eine Herausforderung, aber kein Grund, auf die Bremse zu treten
Am Freitag, den 13. März, ging es los – da waren wir von einer Minute zur anderen im Krisenmodus“. Wenn Katja Oldenburg-Schmidt, Bürgermeisterin der Hansestadt Buxtehude, auf den Anfang der konkret wahrnehmbaren Corona-Pandemie in ihrem Zuständigkeitsbereich zurückschaut, kann sie kaum glauben, dass der Ausnahmezustand erst gut drei Monate anhält: „Mir kommt das schon viel länger vor.“ Seit Mitte März ist auch im Buxtehuder Stadthaus vieles anders. Besuche sind aktuell nur noch mit Termin möglich, Gäste bewegen sich im Gebäude mit Maske. Noch immer sind einzelne Mitarbeiter im Homeoffice, aber immerhin: Die Zahl der Krisensitzungen hat sich inzwischen deutlich verringert. Gerade mit Blick auf die Wirtschaft sagt die Bürgermeisterin: „Bislang sind wir recht gut durch diese Krise gekommen, was auch an den vielen Hilfspaketen und Förderprogrammen auf Bundes- und Landesebene liegt. Allerdings rechne ich damit, dass wir die wahren Auswirkungen Ende des Jahres oder erst in 2021 zu spüren bekommen werden.“
„Das letzte Glied in der Kette“
Die Stadt stellt sich bereits jetzt darauf ein: „Unsere Gewerbesteuereinnahmen liegen normalerweise bei 23 bis 25 Millionen Euro im Jahr. Um die Unternehmen zu entlasten, konnten Stundungsanträge gestellt werden. Aufgrund von Anpassungen bei den Vorauszahlungen zeichnet sich ab, dass wir mindestens 20 Prozent Mindereinnahmen bei der Gewerbesteuer haben werden. Wir haben allerdings gut gewirtschaftet und Rücklagen gebildet, die uns jetzt helfen. Und wir werden an unseren Investitionsvorhaben festhalten. Allein 60 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren in den Schulbau investiert werden. Insgesamt stehen fast 100 Millionen Euro in der mittelfristigen Finanzplanung. Das ist Geld, das in die Region fließt und unsere Wirtschaft stützt. Nach heutigem Stand wollen wir dieses Investitionsprogramm auch nach wie vor umsetzen – das ist quasi unser eigenes kleines Konjunkturprogramm. Unser Auftrag lautet: Zukunft – Made in Buxtehude.“
Als Bürgermeisterin und damit oberste Verwaltungsbeamtin der Stadt ist Katja Oldenburg-Schmidt für das Funktionieren des Gemeinwesens verantwortlich. Zum einen müssen die eigenen Mitarbeiter geschützt werden, zum anderen sind zahllose Fragen zu beantworten. Sie sagt: „Als Kommune müssen wir als letztes Glied in der Kette die gesetzlichen Vorgaben von Bund und Land im direkten Kontakt zu den Bürgern und den Unternehmen umsetzen.“ In der Anfangsphase sei es vor allem darum gegangen, die ständig neuen Verordnungen mit null Vorlauf konkret umzusetzen. „Das Informations- und Kommunikationsmanagement hat uns in dieser Zeit besonders gefordert. Die Bandbreite der Regelungen betraf vielfältige Bereiche wie das Ordnungsamt, das Jugendamt, das Schulamt, das Finanzwesen und die Wirtschaftsförderung. Eltern mussten sich beispielsweise die Frage stellen, ob ihr Beruf systemrelevant ist, um einen Anspruch auf eine Notbetreuung für ihr Kind zu haben. Hier mussten wir einzelfallbezogen schnelle Entscheidungen zugunsten der Familien treffen, für die es keine Blaupause gab.“
Die Bürgermeisterin sieht im Übrigen auch positive Effekte, die durch Corona ausgelöst worden sind: „Jede Krise birgt auch Chancen. Die Pandemie wird sich natürlich auch auf die Stadtentwicklung auswirken. Bestimmte Trends beispielsweise in der Digitalisierung haben eine ungeheure Dynamik bekommen. Auch Unternehmen spiegeln uns, dass sich die Arbeitswelt deutlich verändern wird. Homeoffice ist dabei nur ein Teilaspekt. Ich bin aber überzeugt: Auf lange Sicht geht es nur analog und digital im Zusammenspiel. Homeoffice ist zwar praktisch, aber wirkt sich auch nachteilig auf die Sozialisation in der Arbeitswelt aus.“ Corona hat vielerorts auch Schwächen in der digitalen Infrastruktur offengelegt, doch das war in Buxtehude – bis auf einen Anruf in der Anfangsphase – kein Thema bei der Vielzahl von Unternehmenskontakten in der Krise, wie Kerstin Maack, Leiterin der Wirtschaftsförderung, sagt: „Den Druck auf die digitale Infrastruktur haben wir hier in der Stadt vergleichsweise gut bewältigt.“ Dies sei als Indiz dafür zu werten, dass die Daten-Infrastruktur für Unternehmen in der Este-Stadt durchweg leistungsfähig sei.
Positive Effekte ausgelöst
Konkrete Auswirkungen erwartet Kerstin Maack aber an anderer Stelle: „Arbeit und Aufgaben der Wirtschaftsförderung werden sich verändern. Ich bin mir sicher, dass es andere Strukturen im Bereich der Zusammenarbeit und Vernetzung geben wird, aber auch andere Themen seitens der Unternehmen. Zum Beispiel: Was sind erfolgreiche Krisenbewältigungsstrategien?“ Und: „Bei Veranstaltungen dürfte sich eine Zweigleisigkeit entwickeln – Live-Veranstaltung mit digitaler Zuschaltmöglichkeit.“
Buxtehude sei als Einzelhandels- und Dienstleistungsstandort bislang recht gut durch die Krise gekommen, betonen Kerstin Maack und Katja Oldenburg-Schmidt. Es sei zwar ein Secondhandladen geschlossen, aber zugleich seien während der Krise drei neue Geschäfte in der Innenstadt eröffnet worden. Einen nennenswerten Leerstand gebe es bislang nicht. Inwieweit der Industriestandort Buxtehude und perspektivisch auch das Handwerk in Mitleidenschaft gezogen werden, müsse noch abgewartet werden. Besonders betroffen sind aber die Gastronomie und die Kunst-, Kultur- und Veranstaltungsbranche. Die Bürgermeisterin ergänzt: „Speziell im Flugzeugbau wird es vermutlich neue Strategien geben – das erwarte ich schon. Alles in allem bin ich aber nach jetzigem Stand davon überzeugt, dass unsere Buxtehuder Unternehmen mit ihrem Potenzial, ihrer Kreativität und ihrer Innovationskraft die Herausforderungen der Krise gut meistern werden. Dabei werden wir sie selbstverständlich bestmöglich unterstützen.“ wb