Industrie 4.0 – Chancen und Risiken: Wirtschaftsförderung Buxtehude bringt Diskussion über Vernetzung und Digitalisierung in Gang.
Was schafft Arbeitsplätze? Und wie können sie gesichert werden? Diese beiden Fragen treiben jeden Wirtschaftsförderer um. Denn die Schaffung von zukunftsfähigen und primär sozialversicherungspflichtigen Jobs steht ganz oben auf der Agenda. Auch Kerstin Maack beschäftigt diese Fragestellung, denn die Wirtschaftsförderin der Hansestadt Buxtehude erwartet durch die zunehmende Digitalisierung im Industriebereich mittelfristig einschneidende Auswirkungen auf den lokalen Arbeitsmarkt. Um frühzeitig mit den Unternehmen ins Gespräch zu kommen, hat die Hansestadt zusammen mit der hs21 und dem TZEW nun eine regionale Initiative gestartet. Ziel ist es, zunächst im kleinen Kreis eine Basis zur Vernetzung zu schaffen. Dabei geht es auch um das Thema Industrie 4.0 – also die zunehmende Digitalisierung. Kerstin Maack: „Wir haben hier herausragende Kompetenzen vor Ort – die gilt es zu erkennen und transparent zu machen.“
In Buxtehude ist die Initiative bereits am Start – im Rahmen eines Dialog-Forums, in dem Vertreter des produzierenden Gewerbes und der Industrie an einem Tisch sitzen. Bei der Premiere entwickelte sich prompt eine angeregte Diskussion. Zwar sind die Firmen auf dem Weg in die digitale Welt durchaus unterschiedlich intensiv unterwegs, aber irgendwie ist klar: Hier besteht Handlungsbedarf.
Prognosen sind schwierig – besonders, wenn sie die Zukunft betreffen . . .!
vermutl. Karl Valentin (1882-1948) Anzeige
Kerstin Maack ist optimistisch: „Buxtehude hat eine gute Ausgangslage, denn wir sind wirtschaftlich sehr breit aufgestellt und haben einen seit Jahren konstanten Anteil im Bereich des produzierenden Gewerbes, der bei 22 Prozent liegt. Dennoch gilt: Nach einer Adaption der Frey-Osborne-Studie von Volkswirten der ING-Diba stehen fast 60 Prozent aller Jobs in den kommenden zehn bis 20 Jahren zur Disposition – als Folge der fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung. So ist die Prognose. Bekanntlich sagte schon Karl Valentin ‚Prognosen sind schwierig – besonders, wenn sie die Zukunft betreffen‘. Doch dann erledigen vielfach Roboter die Arbeit. Auf die Zukunft müssen wir uns jetzt einstellen und dafür sorgen, dass die Menschen auch darüber hinaus Arbeit haben.“ Die Digitalisierung habe aber auch gute Seiten, wie die Wirtschaftsförderin sagt. Bundesweit werde laut einer Studie von Bitkom/Frauenhofer IAO der sich daraus ergebende Markt auf rund 79 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025 geschätzt. Diese Entwicklung sei eine Riesenchance für den Standort, auch im Hinblick auf neue Geschäftsmodelle und Ansiedlung neuer Betriebe.
Tatsächlich hat Buxtehude im produzierenden Bereich ein Unternehmensportfolio mit Top-Namen zu bieten: Airbus (Kabinenelektronik), Bacardi (Abfülltechnologie), Unilever (Smart Factory für Körperpflegeprodukte), Implantcast (additive Fertigung in der Medizintechnik), Synthopol (chemische Verfahrenstechnik, siehe auch Seite 13) und Miprotek (Automatisierung) – um nur einige zu nennen. Kerstin Maack: „Hinzu kommt die hochschule 21 mit mehr als 800 Praxispartnern, Unternehmen aus ganz Norddeutschland und dem Kompetenznetzwerk Mechatronik. Auch das TZEW zählt dazu und leistet wertvolle Dienste.“