Investition in die Zukunft

Foto: TUHHInternationales Projekt: Sascha Diedler (TU) unterstützt Elektroschrott-Recycling || Foto: TUHH

Internationales Projekt: Sascha Diedler (TU) unterstützt Elektroschrott-Recycling

Wer jemals durch das brasilianische Hinterland beispielsweise von Salvador/Bahia gefahren und dabei durch kleine Städte und Dörfer gekommen ist, wird registriert haben, dass Schrott ein allgegenwärtiger Begleiter ist: Alte Autos, verrostete Lkw-Chassis, kaputte Kühlschränke – was weg kann, ist eben nicht weg, sondern liegt vielerorts in der Landschaft herum oder vergammelt schlicht an der Straße. Zumindest der Elektroschrott soll nun recycelt werden. Darum hat sich im Rahmen eines internationalen Projekts unter anderem der Harburger Wissenschaftler Sascha Diedler gekümmert. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Sustainable Resource and Waste Management“ (Nachhaltiges Ressourcen- und Abfallmanagement) an der Technischen Universität Hamburg (TUHH).

Als Experte für Abfallressourcenwirtschaft ist Diedler davon überzeugt, dass die Herausforderungen des weltweiten Müllvorkommens nur länderübergreifend gelöst werden können. Deswegen engagierte er sich in dem jetzt nach drei Jahren abgeschlossenen internationalen Projekt LaWEEEda. Dieses Kunstwort steht für „Latin American-European network on waste electrical and electronic equipment research, development and analyses“ – in etwa: Lateinamerikanisch-Europäisches Netzwerk zur Erforschung, Entwicklung und Analyse des Umgangs mit Elektroschrott. Ziel war es, die Lehrinhalte an Hochschulen in Brasilien und Nicaragua im Bereich der Abfallwirtschaft moderner und qualitativ hochwertiger zu gestalten.

Jährlich fallen weltweit etwa 53 Millionen Tonnen Elektronikschrott an. Das entspricht im Durchschnitt etwa 7,3 Kilogramm pro Person im Jahr 2019. „Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern wächst das Aufkommen an Elektro-Altgeräten besonders schnell“, sagt Diedler. Verantwortlich seien dafür beispielsweise gesteigerter Wohlstand, die Digitalisierung, veränderte Konsumgewohnheiten und das Bevölkerungswachstum. Zudem exportieren Industrieländer ihre Altgeräte häufig ins Ausland. „Während es in Europa bereits gute Prozesse im Umgang mit Elektro-Altgeräten gibt, könnten sich hier Länder wie Brasilien oder Nicaragua noch etwas abschauen. Genau hier setzte unsere Arbeit an“, so der TU-Forscher.

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Um den zunehmenden Abfallmengen gerecht zu werden, bewerteten die Wissenschaftler die Ausgangslage vor Ort. „Nur wenige Menschen aus Nicaragua oder Brasilien halten sich an gesetzliche Vorgaben für die Abfallentsorgung, geschweige denn für Elektroaltgeräte. Kaputte Kühlschränke, Waschmaschinen oder auch Computer werden häufig am Straßenrand oder in illegalen Sammelstellen entsorgt“, erklärt Sascha Diedler. „Besonders problematisch ist dabei der Umgang mit Gefahrgütern wie Kühlflüssigkeiten, Akkus und Batterien. Häufig werden diese giftigen Stoffe unüberlegt in der Natur entsorgt – mit potenziell schwerwiegenden Folgen für die Umwelt und die dort lebenden Menschen.“

Bildungsprogramm
für Studenten

In enger Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern entstand auf dieser Basis ein innovatives Bildungsprogramm für Nicaragua und Brasilien. In neu konzipierten Vorlesungen, Übungen und Exkursionen soll der wissenschaftliche Nachwuchs nun für mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein im Kontext von Abfallthemen sensibilisiert werden. Darauf erfolgt eine Spezialisierung in Richtung Elektroschrott und die Beantwortung der Frage, wie dieser fachgerecht getrennt, wiederverwertet oder auch endgelagert werden kann. Dafür haben die Studenten die Möglichkeit, sich in neu gestalteten Werkstätten mit elektronischen Altgeräten und deren Bestandteilen vertraut zu machen. Wirtschaftliche Lehrinhalte sollen zudem motivieren, vorhandene Prozesse der Abfallwirtschaft in eigenen Unternehmen umzusetzen und weiterzuentwickeln. wb/TUHH


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