Pünktlich zum Sommer: Eisbär dreht den Eishahn auf

Maschinen aus Dänemark

Martin Ruehs zu den Beweggründen, die Produktion weiter zu steigern: „Wir haben den Bedarf einfach gesehen.“ Allein der Finanzierungsanteil der bisher installierten Maschinen liegt bei drei Millionen Euro. Die vor wenigen Wochen in Betrieb genommene Anlage ist vom dänischen Hersteller Gram geliefert worden, ein Spezialunternehmen für den Bau von Eismaschinen. Ruehs: „Wir haben es hier mit Maschinenbau von Hochleistungsanlagen zu tun. Weltweit gibt es nur noch eine knappe Handvoll namhafter Hersteller, die so etwas anbieten.“ Und natürlich die Chinesen, die dabei sind, den Markt für Speiseeis aufzubauen. Ruehs: „Dort schießen die Werke wie Pilze aus dem Boden.“ Sorge, dass eines Tages chinesische Eissorten den deutschen Markt erobern könnten, hat er allerdings nicht: „Dafür sind die Wege zu weit.“

Daten & Fakten

Anzeige

7,9 Liter Eis verspeist der Deutsche durchschnittlich pro Jahr (113 Eiskugeln). Der Markt beläuft sich damit auf rund zwei Milliarden Euro. Der Verbrauch ist 2015 zwar um 3,7 Prozent gestiegen, hat aber die Tendenz zur Stagnation, wie Martin Ruehs sagt. Trotzdem haben die industriellen Eishersteller 2015 im Inland fast 524 Millionen Liter Speiseeis abgesetzt. Das absatzstärkste Segment sind die Haushaltspackungen und die Multipackungen mit einem Absatzanteil von rund 87 Prozent. Nur 13 Prozent des Marktes entfallen auf Eisprodukte im Direktverkauf. Laut Martin Ruehs gibt es einen zunehmenden Markt für „amerikanisches Eis“: „Das ist ein Riesenthema, dem wir uns natürlich stellen. Da geht es um mehr Soßen, um feinere Zutaten, aber zum Teil auch um stückige Ware. Das ist eine neue Herausforderung für die Maschinen, aber sicher ein Markt, der wachsen wird. Wir produzieren bereits diese Produkte.“ wb

Die Installation einer Produktionsanlage, in der bis zu acht Eis pro Sekunde hergestellt werden, hat es allerdings in sich, wie Isabel Schuldt sagt: „Es greift da alles ineinander. Wenn irgendwo eine kleine Störung auftritt, türmt sich an anderer Stelle sofort ein Riesenberg Eis auf. Also muss alles auf Null gestellt werden und von neuem hochgefahren werden. So eine Anlage ist extrem kompliziert – vor allem, was die Steuerung angeht.“ Dänische Spezialprogrammierer zeigen deshalb in der Anfangsphase Dauerpräsenz.

Das kann die neue Produktion

Am Anfang der neuen Anlage steht ein Mix-Tanklager für die Rohmasse. Durch Rohre wird die Masse in die Freezer geführt und dort mit „guter Apenser Luft“ aufgeschlagen. In einem Extruder wird das Eis in seine Grundform gebracht, halbseitig zwischen eine Ober- und eine Unter-Waffel gelegt und in den Kühltunnel transportiert. 45 Minuten bei minus 40 Grad. Anschließend wird der steinhart gefrorene Rohling in die Kakao-Masse getaucht, die binnen Sekunden aushärtet. Es folgen die Einzelverpackung im Wickler und weitere Verpackungsschritte (Achter-Verkaufseinheiten, dann in den Umkarton, dann auf Paletten) sowie die Überprüfung durch eine Waage und einen Metalldetektor – und das alles vollautomatisiert.

Im Neubau haben die Planer die Bereiche Eis-produktion und Verpackung strikt getrennt. Die Transportverpackung findet im ersten Stock statt. Ruehs: „Wir haben auf Zuwachs gebaut, können unsere Produktion also um neue Linien erweitern.“ An der jetzt in Betrieb genommenen Anlage sind sieben Mitarbeiter unmittelbar mit der Eisproduktion beschäftigt, zwei im Bereich Verpackung. Ein Anlagen-Fahrer ist für den reibungslosen Ablauf verantwortlich. Zu den Sandwich-Eissorten zählt übrigens auch ein weiterer Klassiker – die Fürst-Pückler-Schnitte, auf die die Anlage nach der Startphase im Mai umgerüstet wurde. wb

Anzeige