Angekommen!

Hans-Georg ConradyHans-Georg Conrady

ARTIS baut in Egestorf die neue Marposs-Zentrale für Prozessüberwachung auf
Interview: Geschäftsführer Hans-Georg Conrady über die Odyssee der Grundstückssuche und die Zukunftsperspektive des Weltmarktführers

Mit dem sieben Millionen Euro teuren Neubau im Gewerbegebiet Egestorf hat sich die ARTIS GmbH zwar nur unwesentlich vom alten Standort in Behringen (Heidekreis) entfernt, aber dennoch einen Schritt in Richtung Hamburg getan. B&P sprach mit Geschäftsführer Hans-Georg Conrady über die Suche nach einer passenden Immobilie und die Perspektiven für das Unternehmen der italienischen Marposs-Gruppe.

B&P: Ist das Unternehmen ARTIS gut in Egestorf angekommen?

Anzeige

Conrady: Ja, die Mitarbeiter sind sehr zufrieden. Wir haben hier zwar keinen Öffentlichen Nahverkehr, aber für unsere Beschäftigten zählte die gute Erreichbarkeit mit dem Auto. Das ist hier gegeben.

B&P: ARTIS ist weltweit führend bei der Prozessüberwachung von Zerspanungsvorgängen. Ein Hightech-Unternehmen mit großen Zielen für die Zukunft. Warum haben Sie sich nicht in der Weltstadt Hamburg angesiedelt?

Conrady: Das hat uns unsere Muttergesellschaft in Italien auch gefragt. Marposs hätte gern in Hamburg neu gebaut. Es gab auch eine Reihe von Gesprächen – unter anderem habe ich mir das Areal Harburger Brücken angeschaut. Aus einem Gespräch mit der Verwaltung nahm ich jedoch eher den Eindruck mit, dass in Hamburg eben nicht jeder bauen kann. In Buchholz bekam ich einen Stapel Tourismusprospekte in die Hand gedrückt . . . ich kann Ihnen sagen: Grundstückssuche ist eine Odyssee. Ich könnte ein dickes Buch darüber schreiben. Zum Glück trafen wir dann auf die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg. Die hat uns geholfen.

B&P: . . . und das bei einem Technologie-Unternehmen von Weltrang, das auch noch architektonisch hochwertig baut und selbst keine Emissionen verursacht. ARTIS ist doch eigentlich der Ideal-Bewerber.

Conrady: Die Entscheidung für Egestorf hat auch noch einen anderen Grund. Wären wir tatsächlich nach Hamburg gezogen, hätte uns das in den kommenden zwei Jahren möglicherweise einen großen Teil unserer Mitarbeiter gekostet, denen der Weg zu weit ist. Das Risiko war einfach zu hoch.

Anzeige

B&P: Wie schätzen Sie die Perspektive für ARTIS in Egestorf ein?

Conrady: Der Konzern Marposs hat nicht nur ARTIS, sondern weitere Firmen aus dem Bereich Prozessüberwachung gekauft, beispielsweise Brankamp in Erkrath. Hier in Egestorf wird die Zentrale für Marposs Monitoring Solutions aufgebaut – wir sind das Team, unter dessen Führung all diese Aktivitäten zusammengefasst werden. Heute sind wir hier vor Ort gut 60 Mitarbeiter, haben aber Platz für 110 und eine Kaufoption auf das Nachbargrundstück. Wir befinden uns in einem aufstrebenden Markt. Es gibt ganz neue Fertigungstechnologien, die ohne Prozessüberwachung gar nicht mehr möglich sind. Stichwort Industrie 4.0.

B&P: Diese Überwachungskomponenten liefert ARTIS/Marposs?

Conrady: Der Kern ist nicht die Sensorik oder die Software, der Kern ist die Überwachungsstrategie. Normalerweise arbeiten Informatiker, Elektro-Ingenieure und Maschinenbauer eng zusammen, wenn es um die Steuerung von Maschinenanlagen geht. Der Prozessüberwacher sitzt zwischen allen Stühlen und muss sehen, wo er seine Informationen während des Produktionsprozesses herbekommt. Kurz: Es braucht einen strategischen Kopf. ARTIS ist aber kein Ingenieurbüro. Unser Ziel ist es, Standardprodukte anzubieten, die in der Serienfertigung angewendet werden. Zwei Produktfamilien sind auf dem Markt, eine dritte ist in der Entwicklung.

B&P: Sie wollen mittelfristig Personal aufbauen – was für Leute suchen Sie?

Conrady: Wir sind interessant für Master-Absolventen aus dem Bereich Elektronik, für Maschinenbauer, auch für Elektrotechniker, für Vertriebler mit Erfahrung im Bereich technischer Investitionsgüter, für Techniker im Außendienst und für Marketingleute.