Volksbank Lüneburger Heide eG: Carsten Schmidt über Anlagestrategien in der Nullzinsphase
Es klingt ein wenig wie der berühmte Slogan in der Immobilienbranche: „Was zählt? Lage! Lage! Lage!“ Bei Carsten Schmidt, Abteilungsleiter Vermögensberatung bei der Volksbank Lüneburger Heide eG, geht es allerdings um eine andere „Lage“: die Geldanlage. Sein Tipp für Vermögende, die nach Anlagemöglichkeiten mit Renditeaussichten suchen, lautet so: „Streuen! Streuen! Streuen!“ Und riskieren, dass eine von mehreren Anlagen auch mal nicht den erhofften Erfolg hat, die Gesamtrechnung aber positiv ausgehen dürfte. Carsten Schmidt: „Der Anlageberater wird heute zusehends zum Risikomanager.“
Eines stellt der 46-Jährige gleich klar: „Wenn ich heute noch nennenswerte Kapitalerträge erzielen möchte, bleiben als Anlagemöglichkeit nur Aktien.“ Zwar treibe die Zinspolitik der EZB das Geld weiterhin in den Bereich Immobilien, aber, so Schmidt: „Selbst dort wird es immer schwieriger, deutliche Renditen zu erzielen.“ Eine Wende sei zudem nicht in Sichtweite: „Spätestens seit einem halben Jahr dürfte jedem Anleger klar sein, dass die Zinswende weiterhin auf sich warten lassen wird.“
Die Null- oder besser gesagt Minus-Zinsphase sorgt dafür, dass alte Modelle an ihre Grenzen kommen. Schmidt: „Das gilt insbesondere für Lebensversicherer und Stiftungen, die zunehmend vor großen Herausforderungen stehen. Immer häufiger fragen auch Unternehmen an, wie sich überschüssiges Geld am besten parken lässt und möglichst noch Rendite abwirft. Dabei gibt es einen wichtigen Unterschied: Ein vermögender Privatkunde kann allein über sein Geld entscheiden und möglicherweise auch ins Risiko gehen. Eine Stiftung oder auch ein Unternehmen entscheidet zumeist über Fremdgeld. Gerade bei institutionellen Anlegern ist es für uns wichtig zu wissen, wie genau es um die Risikobereitschaft bestellt ist.“
Der 1999 verstorbene Aktien-Guru André Kostolany hatte zum Thema Aktienkauf stets geraten: Kaufen, weglegen und nach 20 Jahren mal nachsehen. Das funktioniert heute kaum noch, denn: „Lange Zeiträume sind einfach nicht mehr zu überblicken“, sagt Carsten Schmidt. Die Zeit sei schnelllebiger geworden, allerdings sagt er auch: „Die Zeiten sind genauso bedrohlich wie immer.“ Will heißen: Einträgliche Geldanlage ohne Risiko gibt es im Grunde nicht. Schmidt: „Inflation, Deflation, geopolitische Risiken, wie wir sie zurzeit in Form von Brexit, Handelskrieg und Euro-Krise erleben oder erlebt haben – irgendwas ist immer. Deshalb bleibt einem Anleger nur ein Weg: Er sollte sein Vermögen auf verschiedene Anlageformen verteilen, denn die Risiken kommen immer – wir wissen bloß nie, wo das sein wird. Streuen! Streuen! Streuen! Genau so funktioniert auch der Vermögensaufbau.“
Mischfonds für Kommunen
Die derzeitige Geldpolitik bringt auch die Kommunen in Schwierigkeiten. Grund: Zum einen sind sie gezwungen, Rücklagen zu bilden, zum anderen besteht die Gefahr, dass für Rücklagen Strafzinsen fällig werden – von dem Abschmelzen durch die vorhandene leichte Inflation einmal ganz zu schweigen. Eines bringen Rücklagen jedoch nicht: Zinsen.
Auch mit kommunalen Vertretern ist Carsten Schmidt im Gespräch: „Vielen Kommunen geht es ja finanziell nicht gerade gut, aber Rücklagen müssen vorhanden sein. Dazu bieten wir auch Lösungen unseres Partners Union Investment an – wie zum Beispiel die Mischfonds maßgeschneidert für Kommunen. Auch hier stellt sich aber die Frage, wie risikobereit die politischen Entscheider sind.“ Sie stehen vor der Frage, gegebenenfalls Strafzinsen zu akzeptieren oder die langfristigen Chancen der Kapitalmärkte zu nutzen. Schmidt: „Die Hauptfrage heißt heute: Wie vermeide ich Strafzinsen. Dazu kann ich aber auch sagen, dass die Volksbank Lüneburger Heide eG bei langjährigen Kunden Strafzinsen nicht pauschal in Rechnung stellt, wir werden vorab mit unseren Kunden reden und zusammen nach Lösungsmöglichkeiten suchen.“
Carsten Schmidt stammt aus Sachsen-Anhalt, ist seit 1992 im Bereich der Genossenschaftsbanken unterwegs und lebt seit 2005 mit seiner Familie in Lüneburg. Er leitet bei der Volksbank Lüneburger Heide eG die Abteilung Vermögensbetreuung und hat dazu ein Team von 15 Mitarbeitern. Der Schwerpunkt der Vermögensbetreuung liegt im Bereich Privatkunden. Das Team bietet dazu die klassischen Anlageformen an, kümmert sich aber auch um Themen wie Vorsorge, Absicherung und Nachfolgeberatung (Unternehmenskunden). wb
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