Audiophile Offenbarung: INKLANG-Gründer Thomas Carstensen stellt sein Multi-Room-Konzept vor – Ein Besuch im stilwerk Hamburg
Durch die Drehtür, am Empfang vorbei, ein paar Stufen hoch und schon tut sich eine neue Klangwelt auf: Im Foyer des stilwerk Hamburg ist der Showroom von Thomas Carstensen kaum zu übersehen und noch weniger zu überhören – dann nämlich, wenn er die in seiner Werkstatt handgefertigten Lautsprecher Kunden vorführt. Es kommt durchaus vor, dass Besucher in Tränen ausbrechen, wenn sie ihren Lieblingssong zum ersten Mal in Topqualität hören – und das hat auch etwas mit der Größe der digitalen Musikdateien zu tun, die abgespielt werden. Carstensen, Gründer und Geschäftsführer der Firma INKLANG (siehe auch B&P März-Ausgabe), vertreibt jedoch nicht nur seine mehrfach prämierten Lautsprecher, er liefert auch Multi-Room-Konzepte für Menschen, die sich überall im Haus mit Musik umgeben möchten.
Musikhören im digitalen Zeitalter geht so: Die Songs kommen nicht mehr unbedingt von der CD oder als runtergerechnete MP3-Dateien vom Handy, sondern über einen Streaming-Dienst, die mittlerweile sogar Studioqualität bieten. Dazu ein paar hilfreiche Zahlen: Ein durchschnittlich langer Song als MP3-Datei (damit viele aufs Handy passen . . .) hat etwa 4,5 Megabyte. Derselbe Song auf der CD hat bereits 45 Megabyte (16 Bit). In Studioqualität hat die Datei dann schon mal 150 Megabyte. Diese Durchschnittszahlen machen deutlich, das im Ohr nur ein Bruchteil des Originals ankommen kann, wenn die wuchtige Stimme von Adele oder die glasklare Jazz-Trompete von Nils Wüllner auf MP3-Format geschrumpft wird und aus dem Handy quakt. Carstensen: „Und noch ein wichtiger Punkt: Große Musik-Dateien lassen sich nicht mal eben über WLAN an einen Wireless-Lautsprecher übertragen. Die sind zwar unheimlich in Mode, kommen akustisch aber nicht weit über das Niveau eines Kofferradios hinaus. Die Musik wirkt eindimensional und unnatürlich basslastig. Weil audiophiler Musikgenuss mehr Daten erfordert und hochauflösende Dateien die Standard-WLAN-Ausstattung vieler Haushalte überlastet, bleibt es häufig bei einem großen Bum-Bum-Kompromiss.“
Musik – ein eigenständiges Gewerk beim Hausbau
Was das für den anspruchsvollen Hörer heißt, ist klar: Streaming-Verstärker und Lautsprecher werden via Kabel stabil verbunden und die dünne Streaming-Suppe im MP3-Format (Apple Music) wird gegen HiFi-Streaming im FLAC-Format (TIDAL) ersetzt. Und damit wird „Sound im House“ zu einem Planungsthema beim Hausbau. Carstensen: „Wer ein Multi-Room-Konzept umsetzen möchte, den berate ich gern – dies sollte im Rahmen der Elektroplanung erfolgen, denn die Planung der Lautsprecher- und Netzwerkverkabelung sowie der Einbaukomponenten ist so wichtig wie die Planung eines leistungsfähigen Internetzugangs im Haus.“ Musik wird in diesem Fall zu einem eigenen Gewerk beim Hausbau und sollte am besten gleich in den Innenausbau integriert werden – dann nämlich verschwinden alle Kabel unter Putz. Lediglich Audio-Steckdosen für die High-End Lautsprecher weisen auf den qualitativen Unterbau hin.
Lautsprecherverkabelung, das klingt im Wireless-Zeitalter zwar irgendwie nach gestern, ist aber eine Frage der Qualität und Schlüssel für einen jederzeit stabilen Betrieb „ohne Rucken und Zucken“, wie Carstensen sagt. Er teilt die Häuser seiner Kunden in Zonen mit unterschiedlichem akustischem Anspruch ein. In den anspruchsvollsten A-Zonen (Wohnzimmer, Bibliothek) werden INKLANG-Lautsprecher aufgestellt. Zur Auswahl stehen acht Modelle, die in mehr als 400 Varianten erhältlich sind. Welches Modell zum Einsatz kommt, hat auch etwas mit der jeweiligen Raumgröße zu tun. Das Angebot reicht vom kleinen Regallautsprecher 10.2 AdvanceLine bis hin zum großen Standlautsprecher 17.5 AdvancedLine – dem Topmodell aus der Hamburger Lautsprecher Manufaktur.
In der Zone B der Carstensen-Einteilung kommt die Musik aus der Decke – beispielsweise über der Kochinsel in der Küche oder über dem Waschtisch im Bad. Dazu werden Einbaulautsprecher montiert. In der Zone C ist dann nur noch Hintergrundbeschallung angesagt – zum Beispiel im Schlafzimmer. Hier greift selbst Thomas Carstensen auf einen aktiven Netzwerk-Lautsprecher zurück, allerding mit Netzwerksteckdose. Im Hauswirtschaftsraum oder an einem anderen zentralen Ort im Haus werden zentral Mehr-Kanal-Endstufen sowie Mehr-Zonen-Steamer platziert. Hier laufen die zuvor verlegten Kabel zusammen. Carstensen: „Durch die Verkabelung haben wir ein eigenes Audio-Netzwerk, das um ein Vielfaches stabiler arbeitet als es WLAN kann. Denn wir wollen ja in CD/Studioqualität streamen.“
Gemeinsamer Auftritt von Vivaldi, ACDC und Coldplay
Wunderbar einfach steuert der Kunde dieses audiophile Meisterwerk nun über sein Tablet oder Smartphone. Über eine App, die ausschließlich die Datenströme organisiert, wird der Streamer gesteuert – das funktioniert problemlos per WLAN überall im Haus. Die Musikdaten werden per Kabel vom Router zum Streamer und eben nicht mehr direkt über das Tablet übertragen. Und das mit einer extrem hohen Qualität von bis zu 32 Bit/192kHz. Ein Vier-Zonen-Streamer kann beispielsweise vier Zonen mit unterschiedlicher Musik bedienen. Beispiel: Die Ehefrau hört im Wohnzimmer Vivaldi, der Ehemann rockt in der Küche zu ACDC, und die Tochter duscht mit Coldplay – akustisch, versteht sich. Dass auch weitere Quellen angeschlossen werden können, ist selbstverständlich – CD- und Blu-ray-Player, TV, Plattenspieler (wieder groß im Kommen) und ein weltweites Internetradio sind ebenfalls an Bord.
Wer ein Multi-Room-Konzept auf audiophilem Niveau umsetzen möchte, kann dies ab etwa 12 000 Euro tun. Thomas Carstensen hat in diesem Jahr bereits mehrere Großprojekte realisiert. Sein Rat: „Wer in diesen besonderen Genuss kommen möchte, sollte vor dem Bau oder der Sanierung seine Ansprüche definieren und in die Planung einbeziehen – das ist die beste Garantie, für eine audiophile, App gesteuerte und stabile Multi-Room-Anlage weit über Mediamarkt-Niveau.“ wb
>> Web: www.inklang.de