Zertifizierter Bildungsträger: Das Ausbildungszentrum Kraftfahrer Stade (AZK) arbeitet mit der Bundesagentur für Arbeit zusammen
Sie stehen an vorderster Front: Die Mitarbeiter des Ausbildungszentrums Kraftfahrer Stade GmbH (AZK) sind derzeit schwer gefordert, denn sie bilden professionelle Kraftfahrer für einen unterversorgten Markt aus. Am Klarenstrecker Damm 10 a wird nicht nur für den Führerschein Klasse C (ohne Anhänger) und CCE (mit Anhänger) für Lastwagen bis 40 Tonnen gebüffelt, hier gibt es einen ganzen Strauß von Kursen, die aus einem Führerscheininhaber einen versierten Fahrzeugführer machen, der weiß, worauf es ankommt. So ein Komplettpaket kostet zirka 14 000 Euro – viel Geld gerade auch für kleinere Fuhrunternehmen, die darüber nachdenken, Fahrer auszubilden. Für sie haben AZK-Büroleiter Bernhard Niemann und Ausbildungsleiter Hans-Georg Schumacher eine wirklich gute Nachricht: Unter bestimmten Voraussetzungen wird die Ausbildung für den Fahrernachwuchs komplett von der Bundesagentur für Arbeit übernommen.
Das AZK Stade ist eine auf die Kraftfahrerausbildung spezialisierte Institution, die 2007 von vier Fahrschulen gegründet wurde – ein zertifizierter Bildungsträger, der im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit tätig wird. Ein Problem: Viele Unternehmen, die auf Kraftfahrer angewiesen sind, wissen gar nicht, dass eine 100-Prozent-Förderung möglich ist, wie Niemann sagt. Ein möglicher Grund liegt darin, dass nichtzertifizierte Fahrschulen diese Fördermaßnahme nicht anbieten dürfen. Angesichts des immer massiver werdenden Fahrermangels hat sich die Bundesagentur für Arbeit in ihrem Programm WeGebAU (steht für „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen) dieses Angebot für das Verkehrsgewerbe einfallen lassen.
Förderung nach Mitarbeiterzahl
Unter dem Strich geht es in diesem Fall darum, geringqualifizierte Mitarbeiter in Unternehmen zu Lkw-Fahrern auszubilden. Wie immer in Deutschland, ist auch diese Fördermaßnahme vergleichsweise kompliziert gestaffelt. Da kleine und mittlere Unternehmen im Fokus stehen, wird beispielsweise nach der Mitarbeiterzahl unterschieden. Im Idealfall kann dabei tatsächlich eine vollständige Übernahme der Kosten herauskommen. Niemann: „Das gilt beispielsweise für Unternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern. Zudem müssen die Teilnehmer in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehen. Minijobber sind also außen vor.“
Ein Führerschein Klasse C/CCE kostet beispielsweise rund 4500 Euro, die beschleunigte Grundqualifizierung für Güterverkehr schlägt mit 2000 bis 2500 Euro zu Buche. Weitere Kosten können für den ADR Gefahrgutbeförderungsschein (450 Euro), den Staplerschein (250 Euro), den Bordkranschein (250 Euro) und den Ladungssicherungsschein (250 Euro) sowie das Perfektionstraining (3000 Euro) hinzukommen. Letzteres dient der Fahrersicherheit und bietet Themen wie Fahren mit verschiedenen Fahrzeugen (darunter auch Sattelauflieger) sowie Starrdeichsel und Drehschemel. Parken wird ebenso geübt wie das Heranfahren an eine Rampe. Niemann: „Wenn wir jetzt noch den Lohnkostenausgleich für die Zeit der Ausbildung und die Fahrkosten hinzuzählen, kommen wir auf etwa 14 000 Euro für die Ausbildung eines Kraftfahrers.“ Die Ausbildung im AZK dauert 14 Tage, wenn sie im Ganztages-Modus stattfindet. Diese Formate werden beispielsweise auch von großen Unternehmen wie Airbus gebucht, die ihre Mitarbeiter für Werksverkehre fortbilden. Schumacher: „Vorab bekommen alle Teilnehmer eine Fahrer-App, mit der sie sich auf die Theorie-Prüfung vorbereiten. Da sehen wir dann auch ganz genau, wie gut der einzelne Kursteilnehmer vorbereitet ist.
Ohne jegliche Vorbildung dauert die Ausbildung 28 Tage, in Teilzeit etwa zwei Monate (alle zwei Tage bis zu vier Abendstunden). Diese Zahlen machen deutlich, dass die Fahrerausbildung mittlerweile eine komplexe Angelegenheit ist. Geht es um Personenverkehr, wird es noch komplizierter.
Weitere AZK-Lehrgänge
Für Inhaber des C-Führerscheins bietet das AZK auch eine 140 Stunden umfassende Grundqualifikation für den Güterverkehr an. Niemann: „Da geht es dann um Dinge wie EU-Recht und internationale Verkehrsschilder. Die Prüfung wird vor der IHK abgelegt.“ Und: Im AZK wird auch die gesetzlich fixierte Fortbildung für Berufskraftfahrer durchgeführt – sie müssen alle fünf Jahre 35 Stunden lang die Schulbank drücken. Das AZK bietet diese Fortbildung in fünf Modulen à sieben Stunden an – mit Themen wie Eco-Training (wirtschaftliche Fahrweise), Vorschriften für den Güterverkehr, Sicherheitstraining und Ladungssicherung. Seit März 2016 führt Detlef Niemann (Inhaber der Fahrschule) die Geschäfte des AZK. Insgesamt sind drei Fahrlehrer beschäftigt, zwei ehemalige Bundeswehrsoldaten (Fahrlehrer) und ein Fahrlehrer als Quereinsteiger mit langjähriger Ausbildungserfahrung. Das AZK wird alle fünf Jahre zertifiziert. wb
Die Förderung greift
Die von der Bundesagentur für Arbeit geförderte Ausbildung geringqualifizierter Arbeitskräfte zu Kraftfahrern hat zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage geführt. Das bestätigt Bernd Lukasczyk, Qualifizierungsberater für den Bereich Stade: „Seitdem kleine Betriebe eine 100-Prozent-Förderung erhalten können, läuft dieses Programm besser. Früher hatten wir nur wenige Kraftfahrer in der Ausbildung, in diesem Jahr sind es schon mehr als 50.“ Laut Lukasczyk gibt es im Bereich Stade eine ganze Reihe Unternehmen, für die das Modell interessant ist – vor allem im Obstbau sind viele Betriebe, die weniger als zehn Mitarbeiter haben und unbedingt ausgebildete Kraftfahrer brauchen. Sollte die Zahlen weiter ansteigen, sei dies kein Problem: „Die Mittel sind vorhanden – diese Förderung ist politisch gewollt.“ Sein Hauptgeschäft sei es jedoch, über WeGebAU geringqualifizierten Mitarbeitern qualifizierte Abschlüsse zu verschaffen. Beispiel: wenn Hilfspflegerinnen zu examinierten Pflegerinnen werden. wb
>> Web: www.azk-stade.de, Mail: info@azk-stade.de