Buchholz: Die Bauarbeiten für den TIP Innovationspark Nordheide haben begonnen
Von Martina Berliner
Ein trüber Novembervormittag am Rande der Vaenser Heide: Fünf Dutzend Menschen lassen die Blicke über eine unkrautüberwucherte Brache wandern und versuchen, sich die Fläche mit Bürohäusern und Gewerbehallen vorzustellen, umschlungen und durchdrungen von Grünanlagen. Mit zentralem Campus für Begegnungen und Veranstaltungen. Mit Kita und Gastronomie. Auf diesem Acker wird ein Ort entstehen, an dem es sich gut arbeiten lässt. Und gut leben.
Der „TIP Innovationspark Nordheide“, geplant von der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH, wird nunmehr realisiert, ebenfalls von der WLH. In einem Sandhaufen stecken Schaufeln für den symbolischen ersten Spatenstich, der Bagger dahinter, ein Fahrzeug der ausführenden Baufirma aus Neuenkirchen, signalisiert ebenfalls Startbereitschaft. Straßen und Versorgungsanlagen sollen bis Ende 2020 fertiggestellt sein. Die Eröffnung ist für 2021 geplant. „So viele Gäste habe ich beim ersten Spatenstich zu einem Bauprojekt der WLH ja noch nie gesehen“, sagt Landrat Rainer Rempe zur Begrüßung. Die Menge der Besucher – Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit, auch einige Firmenchefs aus den benachbarten Gewerbegebieten – zeigt, dass der „TIP Innovationspark Nordheide“ ein besonderes Areal sein wird.
Entstehen sollen Gewerbeflächen für die Arbeitswelt von morgen. Smarte Standorte mit flächendeckendem WLAN und hoher Aufenthaltsqualität drinnen wie draußen, begleitet von Kooperationspartnern aus den Bereichen angewandte Forschung und Technologietransfer. Attraktiv für zukunftsorientierte Unternehmen und deren hochqualifizierte Fachkräfte. Kurz: TIP wird ein Impulsgeber und Wirtschaftsverstärker, der weit über Buchholz hinaus wirkt und die Region beflügelt.
„Wir möchten ein Umfeld schaffen, in dem Innovationen gedeihen können“, sagt WLH-Geschäftsführer Jens Wrede, der das von seinem Vorgänger Wilfried Seyer initiierte Projekt umsetzt. Er ist überzeugt, dass gerade der Mittelstand von der Entwicklung profitieren kann. Innovation werden nicht nur von Spitzenforschung getragen, sondern auch von Weiterentwicklung und Ideenfindung im Mittelstand und Handwerk. „Ziel ist es, das vorhandene Know-how aus den Unternehmen zu verstärken, betriebliche Innovationen zu fördern und den Zugang zu Forschung und angewandter Wissenschaft zu erleichtern. Unternehmen, die wissensbasierte Arbeitsplätze bieten und sich mit der Weiterentwicklung ihrer Produkte und Verfahren beschäftigen, finden im TIP Unterstützung“, so Wrede.
Regionale Hochschulen und Forschungseinrichtungen begleiten das Projekt teils seit langem. Die hochschule 21 (Buxtehude) zählt genauso dazu wie die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften (Braunschweig), das OFFIS Institut für Informatik der Universität Oldenburg, die Steinbeis Transferzentren Niedersachsen GmbH (Lingen), die Tutech Innovation GmbH (Hamburg), das NIT Northern Institute of Technology Management Hamburg und das MIN Machining Innovations Network e.V. (Varel).
Tatsächlich ist die WLH in der angenehmen Lage, sich die besten Unternehmen – also solche, die wissensbasierte Arbeitsplätze bieten – für den TIP aussuchen zu können. Das Interesse am Innovationspark Nordheide ist groß. Schon deshalb, weil freie Gewerbeflächen im Hamburger Süden generell rar sind. Alle drei Buchholzer Gewerbegebiete sind voll besetzt – die Vaenser Heide I und II genauso wie der Trelder Berg. „Natürlich werden wir auch Produktionsbetriebe nicht ausschließen, aber der Fokus liegt eben auf forschungs- und entwicklungsaffinen Unternehmen und Startups“, sagt René Meyer, stellvertretender Geschäftsführer der WLH.
Der Buchholzer Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse, sieht noch einen weiteren positiven Aspekt: Das erhöhte Angebot qualifizierter Arbeitsplätze vor Ort werde vielen Bürgern künftig das Pendeln ersparen. Täglich fahren rund 8000 Buchholzer zur Arbeit nach Hamburg oder Bremen, aus dem ganzen Landkreis Harburg sind es Zehntausende. „Das kostet den Einzelnen Zeit und Lebensqualität und belastet zudem die Umwelt“, sagt Röhse, der froh ist, selbst nur fünf Minuten für den Weg ins Rathaus zu brauchen.
Für Jens Wrede hat der Innovationspark Nordheide weitreichende werbewirksame Signalwirkung für den Süden der Metropolregion Hamburg. Und zwar besonders in Gemeinschaft mit Christoph Birkels bewährtem Hausbrucher hit-Technopark und Arne Webers Hamburg Innovation Port (HIP), der im Harburger Binnenhafen entsteht. Wrede sieht darin keinen Wettbewerb, sondern Ergänzung. „TIP, HIT und HIP, das passt gut zusammen“, schmunzelt er im Hinblick auf die ähnlichen Kürzel. „Die drei Innovationszentren machen deutlich, dass hier im Süden Entwicklung stattfindet.“