Neuer Gewerbepark in Beckedorf vorgestellt – 35 000 Quadratmeter Mietfläche – Hallen für Produktionsbetriebe
Vor schwierigen Grundstücken schrecken die meisten Unternehmen zurück. Sogar die Banken nehmen von Finanzierungen solch scheinbar riskanter Projekte Abstand. Die bevorstehende Neuentwicklung eines Gewerbeparks durch das internationale Unternehmen Goodman in Beckedorf zeigt jedoch, dass eine Lösung gelingen kann. Der Hamburger Projektentwickler und Grundstücksverkäufer Frank Lorenz, die Firma Goodman als Käufer und Seevetals Bürgermeisterin Martina Oertzen haben gemeinsam ein Grundstückskonzept erarbeitet, das jetzt zu einer Win-win-Situation führt und Seevetal eine Perspektive für die Ansiedlung neuer Unternehmen bietet.
Konkret geht es um eine knapp sechs Hektar große Fläche in Beckedorf, die direkt an der Hamburger Landesgrenze liegt. Nachdem über Jahre immer wieder Versuche gescheitert waren, die Fläche parzelliert an erweiterungswillige Seevetaler Unternehmen oder neue ansiedlungswillige Betriebe abzugeben, hatte die Kommune das gesamte Areal vor einigen Jahren an die Lorenz Gruppe verkauft. Jetzt entsteht hier ein neuer Gewerbepark als Erweiterung des bereits bestehenden „Erfolgsmodells“ Beckedorf I – dem voll belegten Seevetaler Gewerbegebiet rund um den Beckedorfer Bogen. Mit „Beckedorf West“ soll diese Geschichte fortgeschrieben werden.
Für Kaufinteressenten, kleine und mittlere Betriebe, war die Ausgasung ein Ausschlusskriterium, für Goodman nicht, wie Markus Meyer, verantwortlich für Goodman Norddeutschland, sagt: „Wir sind auf die Aufbereitung solcher Konversionsflächen spezialisiert und freuen uns immer wieder, wenn wir Lösungen finden, um solche Flächen dem Markt wieder zugänglich zu machen. Wenn wir im Hafengebiet im Bereich von Spülflächen bauen, dann wird so gut wie immer mit einer Gasdrainage gearbeitet, damit partiell entstehende Methangase zu den Seiten entweichen können – das ist Standard.“
Baustart im April 2020 geplant
Das gemeinsam erarbeitete Konzept zur Herrichtung des Grundstücks hat aber noch einen ganz anderen Aspekt, denn Goodman kauft Flächen und entwickelt in der Regel Gewerbegebäude zur Vermietung für den eigenen Immobilienbestand. Hier können Unternehmen Produktionsfläche mieten, aber auch Büro-, Werksverkauf- und Lagerfläche. Auf dem Areal am Postweg, also direkt neben Beckedorf I, entstehen nach derzeitigem Stand ab April 2020 zeitlich versetzt zwei Bauabschnitte mit unterschiedlichen Hallengrößen, die 17 000 (Bauphase 1) beziehungsweise
18 600 Quadratmeter (Bauphase 2) haben werden. „Hier können Unternehmer Flächen ab 1000 Quadratmeter anmieten“, sagt Meyer. Das Konzept sei für kleinere und mittlere Produktionsflächen ausgelegt. „Unser Projekt sorgt bereits jetzt für eine starke Nachfrage, beispielsweise von Zulieferern aus dem Automobil- und Flugzeugbau. Das gilt besonders für Flächen zwischen 2500 und 5000 Quadratmeter“, so Meyer.
Frank Lorenz hat es übernommen, den Baugrund vorzubereiten. Dazu wird die Fläche im Durchschnitt drei Meter tief ausgekoffert, eine Gasdrainageschicht eingebracht und ein tragfähiger Unterbau lagenweise eingebaut und verdichtet. Das Sanierungskonzept wurde von einem Gutachter erarbeitet und vom Landkreis Harburg genehmigt. Rund 2,5 Millionen Euro wird allein diese Maßnahme kosten.
Über das Gesamtinvestitionsvolumen in Beckedorf gibt Goodman keine Auskunft. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Sydney/Australien und ist weltweit als Anbieter von Gewerbe- und Industrieparks aktiv. Auch im Hamburger Hafenbereich hat Goodman ein halbes Dutzend Standorte entwickelt, in der Regel so genannte Brownfield-Flächen, also Grundstücke mit einer zumeist gewerblichen Vorgeschichte. Markus Meyer: „Darauf sind wir spezialisiert.“ Frank Lorenz: „Bei den schwierigen Rahmenbedingungen haben wir nun gemeinsam mit Goodman eine ideale Lösung gefunden. So eine Fläche lässt sich nicht parzelliert vermarkten, da sie auch nicht parzelliert saniert werden kann. Das kann nur in einem Stück geschehen.“
„Wir sind leergelaufen“
Seevetals Bürgermeisterin ist froh, dass nach jahrelangen Verhandlungen nun wieder Fläche verfügbar ist, sie sagt aber auch: „Mit ‚Beckedorf West‘ bringen wir jetzt die letzte große Fläche für Gewerbetreibende an den Markt. Seevetal hat, abgesehen von wenigen kleineren Grundstücken, derzeit keine weiteren Kapazitäten. Wir sind leergelaufen. Aber wir brauchen Steuereinnahmen; und es ist schlecht, wenn uns Unternehmen verlassen, weil wir ihnen keine Wachstumsmöglichkeiten bieten.“ Für „Beckedorf West“ habe es eine „Wahnsinnsnachfrage“ gegeben. Martina Oertzen weiter: „Natürlich müssen wir Rücksicht auf die Menschen vor Ort nehmen, aber wir müssen auch etwas für unsere Unternehmen tun. Ich bin gespannt, wie die Politik damit umgehen wird.“ Sie kündigte an, dass es im Zuge der Erweiterung auch zu einer neuen Verkehrsregelung an der Maldfeldstraße kommen wird. Auch der Bau eines Kreisels sei nicht ausgeschlossen. wb
Web: http://www.lorenzhh.de/, https://de.goodman.com/lagerfl-chen-mieten/hamburg-industrial-park
Vorgeschichte
In den 1970er-Jahren wurden in einer ehemaligen Sandgrube das ganze Buschwerk, aber auch Holzreste und oberflächennah Bauschutt vergraben – Material, das im Zuge des Baus der A7 angefallen war. Nach dem Motto „Erde drauf, alles weg“ hatten sich die Bauherren des Grünzeugs entledigt. Martina Oertzen: „Das war damals so. Keiner hat sich darüber Gedanken gemacht, dass die organischen Stoffe auch nach Jahren noch verrotten und partiell Methangase entweichen.“ Auch fünf Jahrzehnte später tritt dieser Effekt noch vereinzelt auf. Lorenz: „Die Sandabbaugrube war bis zu 16 Meter tief. Bei der Verfüllung wurde damals keine planmäßige Verdichtung vorgenommen.“
Konkret
Flächenzahlen: 30 300 Quadratmeter Halle, 1750 Quadratmeter Büro- und Sozialräume, 3550 Quadratmeter Mezzanin (Zwischengeschosse). Die Hallen werden acht beziehungsweise zehn Meter lichte Höhe (unter Binder) haben und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit gebaut: Smart Metering (intelligente Verbrauchssteuerung), LED-Beleuchtung, vier E-Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Gold-Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB. Die Installation einer Photovoltaikanlage auf den Dächern wird geprüft. Vermietungsstart Bauabschnitt 1: 2021.