Qualitätssicherung bei der Lagerhaus Harburg Spedition GmbH – IFS-Zertifizierung im Fokus.
Hazard Analysis and Critical Control Points“ – die Bedeutung des Kürzels HACCP geht Jalena Christ ganz flüssig über die Lippen. Kein Wunder, denn die 24-jährige Ökotrophologin hat sich im Studium an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg mit der Qualitätssicherung im Lebensmittelbereich intensiv auseinandergesetzt. Jetzt ist sie der jüngste Neuzugang bei der Lagerhaus Harburg Spedition GmbH im Harburger Binnenhafen und hat die Aufgabe, das Unternehmen auf die nächste Zertifizierungsstufe vorzubereiten. Nach HACCP – zu gut deutsch: Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte – soll noch in diesem Sommer die IFS Logistics-Zertifizierung geschafft sein. Dieses Kürzel steht für International Featured Standard und fasst gleich eine ganze Reihe von Produkt- und Prozessstandards beim Umgang mit Lebensmitteln zusammen. Kurz: Unter dem großen Themendach Logistik geht es in diesem Fall um Voraussetzungen für Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb auch künftig am Markt sicher bestehen wollen.
Geschäftsführer Bernd Themann: „HACCP hat jede gewerbliche Küche und jeder Betrieb vorzuweisen, in dem Lebensmittel verarbeitet oder gelagert werden. Das QM-System regelt beispielsweise den fachgerechten Umgang mit Lebensmitteln unter hygienischen und mikrobiologischen Aspekten. Dazu sind die sogenannten Kontrollpunkte definiert, die wir besonders im Auge behalten müssen.“
Ein allgemeingültiger Standard, der erstmals 1971 in den USA eingeführt wurde. Mit IFS geht es nun in die nächste Runde, und das hat seinen Grund: „Immer mehr Kunden, die bei uns Lebensmittel einlagern, wollen den IFS-Standard für die gesamte Produktions- und Handelskette garantieren. Also auch bei uns im Lager. Mit IFS stellen wir uns für die Zukunft auf.“
Für Jalena Christ ist die neue Aufgabe ein Glückstreffer, denn sie kann direkt nach dem Studium ein komplettes Konzept für den Betrieb entwickeln, ein Handbuch erstellen und beispielsweise Schulungen für Mitarbeiter durchführen – was auch nach der Zertifizierung durch SGS Institut Fresenius regelmäßig anstehen wird, um den höheren Qualitätsstandard nachweislich zu halten und weiter zu verbessern.
Kaffee, Trockenfrüchte und Murmeltieröl . . .
Die Lagerhaus Harburg Spedition GmbH ist eine klassische Lagerei – allerdings mit einem hohen Anteil an Rohwaren und Halbprodukten für die Lebensmittelindustrie. Rund 65 000 Tonnen Lagerware, davon etwa die Hälfte aus dem Food-Bereich, werden pro Jahr eingelagert – manche Charge verlässt die Hallen am Lauenbrucher Deich bereits am nächsten Tag, andere liegen hier bis zu acht Monate. In der Handelskette von der Erzeugung im Herkunftsland über den Seetransport in den Hamburger Hafen bis hin zur Lebensmittelindustrie und abschließend in den Groß- und Einzelhandel steckt das Lagerhaus Harburg mittendrin. Gelagert werden beispielsweise Honig, Saaten, Getreide, Trockenfrüchte, Kaffee, Teezusatzstoffe, aber auch Lebensmittelzusatzstoffe wie Zitronensäure und Titandioxid (beispielsweise im Pfefferminzbonbon „Tic Tac“ und in Zahnpasta enthalten). Themann: „Wir haben hier auch Lanolin, also das Fett aus der Schafwolle, und so exotische Dinge wie Murmeltieröl, das unter anderem zu medizinischen Salben verarbeitet wird.“
Die Ware kommt aus aller Welt, wie Geschäftsführer Guido Mönke sagt: „Kolumbien, Argentinien, Kanada, Fernost, Ostasien, Indien, Afrika und sogar Neuseeland. Um nur einige zu nennen. Von Harburg aus liefern wir europaweit an die Lebensmittelindustrie aus.“ Da die Lagerhaus Harburg Spedition GmbH mit ihren 45 000 Quadratmetern Lagerfläche zugleich auch ein offenes Zoll-Lager ist, erfüllt das Unternehmen die Funktion eines Freihafens, den es in Hamburg als feste Einrichtung nicht mehr gibt. In der Folge ist der Zoll Dauergast – fast täglich sind Beamte vor Ort und prüfen stichprobenartig, was angeliefert, eingelagert und weitergeschickt wird.
25 Prozent der gelagerten Lebensmittel entfallen auf den Bereich Bio. „Tendenz steigend“, wie Bernd Themann sagt. Hier gelten noch strengere Vorschriften. „Wir bestätigen den Erstempfang von Bioprodukten in der EU.“ Hier kommt wieder Jalena Christ ins Spiel, denn an den jeweiligen „Kontrollpunkten“ müssen klare Regeln für eine korrekte Überwachung herrschen, um eine „nachteilige Beeinflussung der Ware“ zu verhindern. Ihre Aufgabe wird es sein, die insgesamt 31 festen Mitarbeiter auf das Thema Qualitätssicherung einzuschwören. wb