Detlev Dose über 25 Jahre STS in Seevetal und ein bewegtes Unternehmerleben.
Er hat was zu erzählen: Detlev Dose, seit 1982 Speditionskaufmann und seit mehr als 25 Jahren selbstständig in der Logistikbranche, ist niemand, der die Welt in rosaroten Farben zukleistert – dennoch aber durch und durch Optimist. Einer der nicht liegenbleibt, wenn er mal zu Boden gegangen ist. „Meine Oma hat mir diesen Rat mitgegeben: Immer einmal mehr aufstehen als man hinfällt. Das habe ich gemacht.“ Und deshalb existiert die STS – Seevetaler Transport Service GmbH auch heute noch am Beckedorfer Bogen. Ein Unternehmen mit einem blitzsauberen Warenhotel, einer Flotte von 15 Lastwagen plus kleineren Fahrzeugen, 41 Mitarbeitern, die dafür sorgen, dass die Räder nicht stillstehen, und einem Chef, der von sich sagt: „Ich kann Krise!“ Und: „Ich habe ständig Ideen.“
Eine Idee hatte Detlev Dose bereits bevor STS gegründet wurde, denn nach seiner Ausbildung bei Schenker (bis 1985) und ersten beruflichen Sporen im Vertrieb gründete er mit „Work all Time“ eine Beratungsagentur für Logistikkonzepte. „Das war so eine Art logistisches Eheanbahnungsinstitut“, sagt er. „Ich entwickelte komplette Speditionskonzepte und suchte mir dann die Firmen dazu, die das umsetzen sollten. Irgendwann meinte ein Kunde, ob ich den Auftrag nicht auch selbst für ihn erledigen könnte.“
Start mit einem alten Audi 100
Dose weiter: „Alle guten Geschichten beginnen in einer Garage: Ich kaufte einen alten Audi 100 von einem Volvo-Händler in Buchholz – mein erstes eigenes Firmenfahrzeug.“ Ein Kunde steuerte das nötige Startkapital bei, und am 1. Juni 1996 wurde STS gegründet – damals noch als STS – Sprinter Transport Service GmbH. Ein Zwei-Mann-Start-up mit einem Ford Eurocargo 0815. Dose im Rückblick: „Wie sind die bloß auf die Idee gekommen, das Fahrzeug 0815 zu benennen . . . ?“ Tatsächlich stand die 08 für die Gewichtsklasse (7,5 Tonnen) und die 15 für 150 PS. Heute ist Scania der Hauptlieferant der STS-Flotte.
2001 wurde das Seevetaler Warenhotel geboren – eine fast 2000 Quadratmeter große Halle in Glüsingen. Dose erinnert sich: „Ich hatte den Mietvertrag unterschrieben und wollte nun so richtig loslegen – dann passierte der Terroranschlag vom 11. September. Die Welt hielt den Atem an. Meine drei Kunden, für die ich die Halle gemietet hatte, waren auf einen Schlag weg. Alles leer. Damit war ich am Ende, aber Aufgeben kam nicht infrage.“ Detlev Dose fand neue Kunden und das Geschäft lief gut an. So gut, dass er expandierte: Am Beckedorfer Bogen entstand ein Neubau für vier Millionen Euro mit einem großen biozertifizierten Warenhotel (6000 Palettenstellplätze), Bürotrakt, Werkstatt und Sozialräumen. Dose: „Drei Wochen nachdem ich unterschrieben hatte, meldeten die US-Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz an und löste damit die weltweite Finanzkrise aus.“ Wieder so ein Schicksalstermin an einem Septembertag. Doch STS hielt den Kopf über Wasser.
Wenn ein Großkunde geht . . .
Dose weiter: „2016 dann der nächste Einschlag. Zum einen sorgte die Euro-Krise für eine angespannte Stimmung in der Wirtschaft, zum anderen war mein Warenhotel schon wieder auf einen Schlag fast leer – mit der Firma Weider Germany hatte ein Großkunde gekündigt. Damit verlor ich 55 Prozent meines Umsatzes und 85 Prozent des Lagerbestandes.“ Damit nicht genug: Ein größerer Auftrag im Transportbereich aus der Baubranche entwickelte sich zum Desaster, als der Investor Insolvenz anmelden musste und die Insolvenzanfechtung vor Gericht scheiterte. Folge: Aufgrund der Gesetzgebung konnte der Insolvenzverwalter von STS und anderen Lieferanten alle bereits bezahlten Rechnungen zurückfordern. Ein schwerer Schlag ins Kontor. Detlev Dose: „Krise kann ich.“
Mit Corona ist nun die nächste weltumspannende Krise ausgebrochen und sorgt für erhebliche Einschränkungen in der Wirtschaft. Der erste Corona-Verdachtsfall im Landkreis Harburg war – richtig, in der Mannschaft von Dose. Ein Mitarbeiter hatte in der Fußballballmannschaft des FFL Maschen Kontakt zu Ischgl-Urlaubern und musste in Quarantäne. Zum Glück blinder Alarm, wie sich herausstellte. Dose: „Seitdem hatten wir dennoch mehrere Infektionsfälle und viel Ärger. Hinzu kommt, dass wir als Transportunternehmen viele Aufträge im Eventbereich verloren haben, weil schlicht nichts mehr stattfand: das Hurricane-Festival in Scheeßel, Reitturniere in Luhmühlen, Messen – alles abgesagt. Im Gegenzug lief der Transport im Lebensmittelbereich hervorragend, aber das konnte die Ausfälle nur teilweise kompensieren. Da das vielen Transportunternehmen so erging, gab es Überkapazitäten am Markt, was wiederum einen Preisverfall zur Folge hatte.“
„Next Generation“: Wer traut sich?
Um eine Komplettschließung im Infektionsfall zu vermeiden, splittete Dose seine Teams. Die Sechs-Tage-Woche wurde eingeführt, zugleich wurde Kurzarbeit angesetzt. Die Personallage war zeitweise äußerst angespannt. Ein neuer Fuhrparkleiter, den Dose nach langer Suche endlich gefunden hatte, verstarb 2020 vor Dienstantritt an Corona. Noch ein Rückschlag. Der 13. Corona-Tote im Landkreis Harburg. Im Januar dieses Jahres dann wieder ein Infektionsfall – drei Wochen lang Krisenmanagement bei STS. Dose: „Zeitweise saßen wir hier mit zwei Leuten im Büro. Ich muss sagen: Manchmal habe ich in all diesen Jahren die Grenze des Erträglichen erreicht. Aber irgendwie haben wir es immer wieder hingekriegt, dass es wieder besser wurde.“
Jetzt ist Licht am Ende des Tunnels, wie der Seevetaler Unternehmer sagt: „Das Jahr 2021 hat wirtschaftlich richtig gut begonnen. Ich habe einige neue Kunden. Wir sind fahrzeugtechnisch sehr gut aufgestellt. Und ich habe neue Mitarbeiter gefunden, darunter auch einen sehr erfahrenen Fuhrparkleiter und eine neue Assistentin. Das stimmt mich sehr zuversichtlich.“ Wie es für STS weitergeht? „Mein nächstes Projekt heißt ‚Next Generation‘. Wer Lust auf dieses Business hat und sich perspektivisch die Geschäftsführung zutraut, darf sich gerne bei mir melden. Stichwort: Projektassistenz Logistik.“ wb
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