Detlev Dose, Inhaber von STS – Seevetaler Transport Service GmbH, zum Thema Fachkräfte, Einkommensniveau und Wertschätzung in der Transportbranche
Der jüngste Streik der Security-Mitarbeiter an den bundesdeutschen Flughäfen ist Detlev Dose, Inhaber der STS – Seevetaler Transport Service GmbH, in Seevetal/Beckedorf, noch höchst präsent: „Wenn die Mitarbeiter dort 20 Euro Stundenlohn fordern, dann müsste der Lkw-Fahrer, der 40 Tonnen sicher durch die Lande fährt, 40 Euro bekommen. Ganz ehrlich: Ich wäre froh, wenn ich ihm das Geld bezahlen könnte!“ Dose weiß, dass so eine Aussage wieder für böse Kommentare in der Branche sorgen wird, aber er meint es ernst: Gut ausgebildete Lkw-Fahrer verdienen viel mehr als sie bekommen. Und es wird aus Sicht des Unternehmers höchste Zeit, dass sich hier etwas tut.
Dose ist Realist genug, dass Gehälter in dieser Höhe derzeit illusorisch sind. Er kennt die Preise, die mageren Margen und die Auftraggeber, die gerade im Bereich der Logistik versuchen, Geld zu sparen. Er sagt: „Vor fünf Jahren lag das Einkommen eines Lkw-Fahrers bei 1800 bis 2000 Euro brutto. Ich habe damals schon gefordert, die Gehälter auf 2100 bis 2500 Euro anzuheben und das meinen Leuten auch bezahlt. Wer Qualität will, muss seine Mitarbeiter entsprechend entlohnen.“ Er geht davon aus, dass die Gehälter weiter steigen werden – auf 3000 bis 3500 Euro in den kommenden drei bis fünf Jahren. Gründe: der latente Fahrermangel, der den Transportunternehmen seit Jahren schwer zu schaffen macht, und die steigenden Anforderungen an die Ausbildung.
Multifunktion als smarte Lösung
Dazu sagt Dose: „Ich habe keinen Fahrermangel! Wir haben 14 Lkw und für jedes Fahrzeug einen festen Fahrer. Zusätzlich beschäftige ich zwei Multifunktionskräfte, die unter anderem auch die entsprechenden Führerscheine besitzen und im Krankheitsfall einspringen können. Außerdem habe ich weitere vier Mitarbeiter mit Vollausbildung, die ebenfalls fahren können – darunter beispielsweise der Fuhrparkleiter.
So sind wir gut aufgestellt und verlässliche Partner für die Wirtschaft.“ Pro Jahr bildet STS einen Berufskraftfahrer aus.
Der Unternehmer verweist auf eine Untersuchung, die Auskunft darüber gibt, was den Beschäftigten der Branche wichtig ist. Dose: „Ganz oben: Wertschätzung! Ich spreche intern deshalb auch nicht von Kraftfahrern. Unsere Fahrer sind die Außendienstrepräsentanten von STS. Sie sind das Gesicht der Firma. Wenn sie einen guten Job machen und verlässlich sind, dann kommt uns das als Unternehmen und vor allem unseren Kunden zugute.“
Zu den weiteren Punkten auf der Wichtigkeitsskala zählen Begriffe wie Respekt, Ansprechpartner haben, gute Ausrüstung, Förderung, Gesundheitscheck und Verlässlichkeit. Dose: „Das Gehalt kam erst an achter Stelle.“ Dose hat das seit Jahren erkannt und auch in B&P immer wieder gefordert, die Berufsgruppe der Kraftfahrer mehr wertzuschätzen und besser zu behandeln: „Ohne sie wären die Regale im Supermarkt leer. Es gibt keinen Grund, Fahrer geringschätzig zu behandeln. Auch ein Dankeschön wäre einfach mal eine nette Geste.“
Dose selbst investiert nicht nur in neue Lkw, sondern auch in die Ausstattung: „Das beste Fahrerhaus, den besten Sitz. Obwohl wir nur auf der Kurz-, allenfalls mal der Mittelstrecke unterwegs sind, gibt es bei uns die Anweisung, dass der Fahrer Halt macht und sich eine halbe Stunde aufs Ohr legt, wenn er mal an den toten Punkt kommt. Diese Extrapause ist manchmal nötig. Niemand hat einen Nutzen, wenn es zum Unfall kommt.“wb
Web: http://www.sts-logistik.de/
Autonomes Fahren aus Sicht des Mittelstandes
Viel wird derzeit über autonomes Fahren gesprochen. Die HHLA steht gemeinsam mit MAN bereits vor einer Erprobungsphase auf der A7. Detlev Dose wäre als klassischer Transportdienstleister von dieser Entwicklung direkt betroffen, er ist allerdings recht gelassen: „Ja, autonomes Fahren wird irgendwann kommen. Die Frage ist nur, wo das sein wird. In Stadtbereichen ein Fahrzeug mit mehr als zwölf Tonnen autonom auf die Reise zu schicken, das sehe ich in den kommenden 50 Jahren nicht. Und dasselbe mit einem vollbeladenen 40-Tonner sehe ich schon gar nicht. Dafür sind weder unsere Autobahnen geeignet, noch haben wir die dafür sichere und leistungsfähige Daten-Infrastruktur.“ Zudem müsse die Gesetzgebung angepasst werden.
Einen Ansatzpunkt hält Dose allerdings für sehr sinnvoll: „Das Bilden von Lkw-Konvois, bei denen ein Fahrzeug die Leitfunktion übernimmt und sich andere Lkw einfach dranhängen. Das nützt dem Umweltschutz und der Sicherheit. Das ist technisch machbar und kann als geschlossenes System funktionieren. Entsprechende Tests sind bereits absolviert. Ich rechne damit, dass Konvois in den kommenden fünf Jahren Realität werden. Nur: Das ist ein Thema für die großen Player unserer Branche. Ein mittelständisches oder gar kleines Unternehmen, und das ist die Masse, kann dies finanziell nicht leisten. Hier wäre es wünschenswert, dass der Staat unterstützt – beispielsweise durch eine Einrichtung wie das TZEW, das im Elbe-Weser-Raum Unternehmen unter anderem bei der Digitalisierung berät. wb
Neues STS-Projekt
Derzeit verfolgt Dose ein ambitioniertes Projekt, für das er noch Partner sucht: Er will einen Ausbildungs-Lkw bauen lassen: einen 3,49-Tonner, der mit dem Führerschein Klasse B gefahren werden darf, aber ausgestattet werden soll wie ein großer Lkw – mit digitalem Tacho, Telematik und einem Maut-Dummy. Dose: „So können angehende Fahrer diese Systeme frühzeitig erlernen und verinnerlichen und kleinere Lasten transportieren, bevor sie dann den Führerschein Klasse C machen und auf die großen Fahrzeuge wechseln.“ Er rechnet mit Kosten von etwa 50 000 Euro und würde sich über Unterstützer freuen.