Das Thema Logistik nimmt immer breiteren Raum ein – Starke Zunahme bei den Auslieferungen
Ursprünglich waren die Filialen des Lebensmittelgroßhändlers und Gastronomie-Versorgers Handelshof als Cash & Carry-Märkte angelegt, doch mittlerweile nimmt der Lieferservice immer größeren Raum ein. Aus dem 1959 gegründeten Handelsunternehmen wird zunehmend auch ein Logistikunternehmen. „Tendenz steigend“, sagt Fabian Dietrich, seit 2017 Geschäftsleiter im Handelshof Stade. „Der Anteil der ausgelieferten Ware liegt hier bei fast 30 Prozent.“ In der Folge nimmt auch die Warendisposition mehr Raum ein, denn die sechs Lastwagen (12- bis 18-Tonner mit Zweikammersystem für Kühlung und Tiefkühlung) sollen auf optimierten Touren unterwegs sein.
Dietrich: „Wir rüsten alle Handelshof-Fahrzeuge mit Telematik-Systemen aus. Damit lassen sich beispielsweise auch Daten über den Kühlungszustand übermitteln. Die Fahrer können das heute auch schon sehen, aber so haben wir zentral den Nachweis, dass die Kühlkette unserer Ware nicht unterbrochen worden ist. Das ist im Food-Bereich absolut wichtig.“ Und ein Vorteil gegenüber Lebensmittelherstellern, die ihre Ware übers Internet verkaufen und den Raclette-Käse aus der Schweiz samt Kühl-Pack in einem dünnwandigen Styroporkarton versenden, der dann schon mal ein paar Tage unterwegs ist. Kann gut gehen, muss aber nicht. Derartige Abenteuer haben Liefer-Kunden des Handelshofs nicht zu erwarten, versichert Fabian Dietrich. Noch ein Vorteil der Telematik: Kunden können exakter über die Anlieferungszeiträume informiert werden.
Stade ist mit seinen 4500 Quadratmetern Verkaufsfläche nach Güstrow der zweitkleinste der 16 deutschen Handelshof-Standorte, beschäftigt 75 Mitarbeiter, darunter 20 im Bereich Logistik (Lager, Disposition, Transport). Dennoch bietet auch Dietrich seinen Kunden ein Sortiment mit 40 000 verschiedenen Artikeln, zu 80 Prozent Lebensmittel, zu 20 Prozent Gastronomiebedarf aus dem Non-Food-Sektor. Der erste Lkw verlässt den Betriebshof um 6 Uhr. Die auszuliefernde Ware wird kundengerecht gepackt und auf Rollis bereitgestellt.
Lkw-Führerschein für Mitarbeiter
Fabian Dietrich: „Der Stellenwert der Logistik wird größer, vor allem auch, weil die Kosten immer höher werden. Stichworte: Kraftstoff, Personalkosten, Maut, Kosten für die Fahrzeuge. Die Personalbeschaffung nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch. Früher war es kein Problem, einen Fahrer zu ersetzen. Heute? Da suchen sie alle. Wir qualifizieren inzwischen eigene Mitarbeiter aus dem Verkauf und aus dem Lager als Fahrer, die dann bei Engpässen einspringen können. Den Führerschein bezahlen wir.“
Noch ein logistischer Sondereffekt: Lebensmittel sind sogenannte „Schnell-Dreher“, abgesehen von Konserven und nichtverderblichen Lebensmitteln ist die Verweildauer gering. Das gilt insbesondere für Frischeprodukte. In der Folge wird sehr viel Ware umgeschlagen, also auch an- und ausgeliefert, wobei zurzeit noch die meisten Kunden Selbstabholer im Sinne von Cash & Carry sind. Laut Fabian Dietrich kommen pro Tag rund 120 Paletten mit Ware an, in die Auslieferung gehen pro Tag rund 50 vollgepackte Rollis.
Die oben genannten 40 000 Artikel in den Regalen und Auslagen bilden die Masse der nachgefragten Ware ab. Dietrich: „Beschaffen können wir allerdings 120 000 verschiedene Artikel, dann muss eben bestellt werden. Theoretisch können wir für unsere Kunden alles besorgen.“ Kunden, das sind in diesem Fall übrigens ausschließlich Gewerbetreibende. wb