Stichwort bildgebende Verfahren. Gibt es aus ärztlicher Sicht Ziele, die gerade im Bereich der Darstellung technisch noch nicht erreicht sind, aber wünschenswert wären?
Unsere Geräte sind heute schon sehr hochauflösend. Veränderungen, sogar kleine Auffälligkeiten in den Gewebe-strukturen können wir sehr genau erkennen. Damit können wir zwar die Histologie nicht ersetzen – da ist der Pathologe gefragt – wir liefern ihm aber die relevanten Gewebeproben, denn wir können mit unseren Techniken sehr zielgenau punktieren. Wir erzeugen also nicht nur Bilder, sondern nehmen auch bildgestützte interventionelle Punktionen vor – unter Ultraschall-Kontrolle ebenso wie CT-gestützt oder eben auch im MRT. Mit einer stereotaktischen Punktion in der Mammadiagnostik können wir beispielsweise Herde im Millimeterbereich entfernen oder daraus Gewebe entnehmen, um Material für die histologische Analyse zu gewinnen. Hauptsächlich geht es hier um die Abklärung suspekter Befunde.
Wie funktioniert das technisch?
Die Probe wird computergestützt über einen Roboter exakt an der vorgegebenen Stelle durch eine Sonde entnommen. Dieses Verfahren wenden wir seit zehn Jahren an.
Das klingt fast ein bisschen nach Science Fiction . . .
Keineswegs. Natürlich findet die Entnahme unter ärztlicher Aufsicht statt. Der Arzt steuert das Gerät. Die Punktionen werden auch im Kernspintomographen durchgeführt, was allerdings sportlich ist: Im MRT können Sie nur mit nichtmagnetischen Materialien arbeiten. In unserem Drei-Tesla-MRT (Einheit für die magnetische Flussdichte, d. Red.) wird schon ein starkes Magnetfeld erzeugt. Mit einer Uhr sollte man da nicht hineingehen, die ginge kaputt. Scheckkartendaten würden gelöscht. Es ist in der Anfangszeit dieser Untersuchungsmethode vorgekommen, dass jemand noch ein Schlüsselbund in der Tasche hatte – das klebte dann an der Röhrenwand, glücklicherweise aber nicht bei uns.
Mit einer künstlichen Hüfte kann man nicht im Kernspin untersucht werden?
Doch. Gelenkprothesen sind heute kein Problem, denn die Implantate sind nicht mehr magnetisch. Auch künstliche Herzklappen sind kein Hinderungsgrund. Aber wenn Patienten beispielsweise Granatsplitter im Körper haben, dann ist abhängig von der Lokalisation bei der Durchführung der Kernspintomographie Vorsicht geboten.
Welche Rolle spielt das große aktuelle Thema dieser Zeit für Ihre Arbeit – die Digitalisierung?
Wir arbeiten komplett digital. Es gibt kein analoges Röntgen mehr. Heute kann man sich die technischen Bedingungen, mit denen mein Großvater und teilweise auch mein Vater zurechtkommen mussten, kaum mehr vorstellen. Es gibt keinen analogen Film mehr. Wenn wir heute noch Aufnahmen vor den Röntgenfilmbetrachter hängen würden, dann wären es auch Digital-Prints. Seit 2004 sind wir im Bereich Röntgen komplett digital. Die Computertomographie – das sagt schon der Name – ist immer ein digitales Verfahren gewesen. In der Anfangsphase des CT, in den siebziger Jahren, mussten die digitalen Daten paradoxerweise noch in analoge Bilder umgewandelt werden, weil es keine geeigneten Speichermedien, Datenleitungen sowie leistungsstarke Computer und Monitore gab. Heute haben wir ein digitales Speichersystem, das sogenannte PACS – Picture Archiving Communication System –, in dem wir alle unsere Aufnahmen digital speichern. Der Vorteil für unsere Patienten: Die aktuellen wie vorangegangene Aufnahmen können überall an unseren Standorten aufgerufen werden und an die behandelnden Ärzte weitergeleitet werden. Das spart Zeit und Doppeluntersuchungen.