Mensch heil, Markt kaputt?

Versuche am Schwein

Dem Forscherteam gelang es noch, die Methode einmal an einem Minischwein anzuwenden, dann war das Geld alle. An systematische Versuchsreihen mit einem Großtier war nun nicht mehr zu denken. Drei Jahre lang dümpelte das Projekt vor sich hin, bis jetzt das Bundesforschungsministerium Fördermittel für die „Validierung technologischer Innovationspotenziale“ ausschrieb. Trieu: „Das war für uns geradezu maßgeschneidert, denn gemeint waren Projekte, bei denen die Phase der Grundlagenforschung bereits durch ist.“

Der Förderbescheid kam nach den Sommerferien. Seit dem 1. September geht das Projekt nun mit einem weiteren Doktoranden in die nächste Runde: Ziel ist der Nachweis, dass das mMS-Implantat auch regenerative Wirkung auf die Querschnittslähmung eines von der körperlichen Grundstruktur dem Menschen sehr ähnlichen Großtieres hat, dessen Rückenmark mit etwa fünf Millimetern einen deutlich größeren Querschnitt als bei einer Ratte hat (das menschliche
Rückenmark hat etwa einen Durchmesser von zehn bis 15 Millimetern, ist also nochmals erheblich größer). Drei Jahre sind für die Minischwein-Versuchsreihe angesetzt.

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Eine verhaltene Reaktion

„Vorausgesetzt, die Ergebnisse stimmen und die entsprechenden weiterführenden Genehmigungen werden erteilt, könnte das Implantat danach erstmals einem Menschen eingesetzt werden“, sagt Trieu. „Wichtig ist, dass wir Unterstützer finden. Doch aus der Industrie kommt da eher eine verhaltene Reaktion. Solche Entwicklungen werden danach bewertet, ob sich damit ein Markt erschließen lässt. In diesem Fall ist es nun so, dass das Implantat, die Operation und alles, was dazugehört, nur ein Bruchteil dessen ausmacht, was ein Querschnittsgelähmter zeitlebens kostet.“ Am Ende hieße das: Der Gelähmte wird heil, der Markt geht kaputt.

Dr. Trieu: „Noch haben wir nicht nachgewiesen, dass das Verfahren beim Menschen funktioniert. Aber die erstaunlich guten Resultate am Rattenmodell lassen uns hoffen, dass wir in drei Jahren weitere positive Ergebnisse vorweisen können.“ Einen ersten Einsatz beim Menschen hält der TU-Professor in zehn Jahren für realistisch.

Was potenziellen deutschen Entscheidern zu denken geben sollte: Es besteht bereits eine Kooperation mit einem Zentrum für Querschnittsgelähmte in Miami. Trieu: „Dort ist man sehr interessiert und verwundert, wie wir mit so wenig Mitteln so weit kommen konnten . . .“

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