B&P-Kolumne Business & Health: Dieses Mal geht es um unterschätzte Anzeichen, die auf einen Infarkt hindeuten.
Von Dr. med. Ines Kowalewski, Oberärztin der
Abteilung für Kardiologie an der Helios Mariahilf Klinik Hamburg
Wir alle kennen diese Filmszenen, in denen sich ein Mann mit schmerzverzehrtem Gesicht an die Brust greift, nach Luft ringt und zu Boden sinkt. Er hat einen Herzinfarkt. Bei einer Frau wäre diese Szene möglicherweise weniger dramatisch. Denn obwohl sowohl Männer als auch Frauen bei einem Herzinfarkt das Gefühl haben können, es wird eng in der Brust und die Luft wird knapp, sind die Symptome bei Frauen meist weniger typisch als bei Männern. Frauen klagen häufig über deutlich unspezifischere Symptome wie Müdigkeit, allgemeine Schwäche oder leichte Kurzatmigkeit.
Herzkrankheiten zählen bei Frauen zu den häufigsten Todesursachen. Frauen sterben im Durchschnitt häufiger als Männer an Herzkrankheiten. Insbesondere bei Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen und Herzklappenkrankheiten liegt die Sterblichkeit deutlich höher. Um auf die Herzgesundheit von Frauen aufmerksam zu machen, haben wir im Februar den „Zieh etwas Rotes an“-Tag gefeiert. Rote Hemden, rote Socken, rote Schals in der Klinik.
Viele Frauen bringen ihre Beschwerden nicht mit einer Herzkrankheit in Verbindung, auch weil diese häufig untypisch sind. Beispielsweise wird ein Herzinfarkt gemeinhin mit starken Schmerzen im Brustkorb und im linken Arm in Verbindung gebracht. Dieses Muster tritt bei Frauen jedoch viel seltener auf als bei Männern. Bei ihnen sind die Schmerzen oft schwächer ausgeprägt, ziehen eher in den Rücken als in den Brustkorb oder bleiben sogar ganz aus, während Begleitsymptome wie Übelkeit oder Schwächegefühl häufiger auftreten. Auch andere Herzkrankheiten gehen bei Frauen mit untypischen Symptomen einher. Das führt dazu, dass Frauen seltener zum Arzt gehen und dadurch auch später behandelt werden, dabei ist ihre Herzgesundheit deutlich bedroht.
Unterschwellige Symptome
Auch wenn die Symptome nur unterschwellig auftreten, können sie tödliche Konsequenzen haben. Und es kommt noch etwas hinzu: Frauen wählen seltener den Notruf. Die mediale Welt ist dominiert vom männlichen Herzinfarkt, sodass Frauen oftmals gar nicht auf die Idee kommen, betroffen zu sein. Doch alle 43 Sekunden hat irgendwo auf der Welt jemand einen Herzinfarkt. Ursache hierfür sind verengte Herzkranzarterien, die den Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgen können – und es kommt zu einer Schädigung des Herzmuskels in diesem Bereich.
Risikofaktoren für eine solche Verengung der Herzkranzgefäße sind Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, erhöhte Blutfette, Rauchen, Übergewicht und eine Vorbelastung für Herzinfarkte in der Familie. Jede Minute stirbt eine Frau an einer Herzkrankheit. Denn 90 Prozent aller Frauen bringen einen oder mehrere Risikofaktoren hierfür mit.
Dabei sind Herzinfarkte vermeidbar. Hier setzt der „Zieh etwas Rotes an“-Tag an: Er wirbt für regelmäßige Herzuntersuchungen und für ein stärkeres Bewusstsein gegenüber den genannten Risikofaktoren. Und ganz nebenbei sorgt er für viele bunte Farbtupfer im Februar-Grau. Machen Sie mit: Es ist nie zu spät, an Ihr Herz oder an das Ihrer Lieben zu denken!