Seit 2002 besteht das Gründungsnetzwerk – Kurze Wege sind garantiert.
Das Thema Gründung und Startup ist allge-genwärtig. Während andernorts noch Strukturen geschaffen werden müssen, ha-ben sich die Institutionen und potenzielle Geldgeber im Landkreis Stade bereits vor 14 Jahren formiert. Seit 2002 besteht das Stader Gründungsnetzwerk. Das lässt vermuten, dass sich im gesamten Landkreis eine innovative Startup-Szene etabliert hat, doch dem ist nicht so – ausgerechnet in diesem Bereich sehen die Betreiber des Netzwerks den größten Nachholbedarf.
Das Gründungsnetzwerk ist ein beeindruckender Zusammenschluss von Institutionen, die alle auf ihre Weise dazu beitragen, dass sich Gründer gut aufgehoben und betreut fühlen können. Kammern, Wirtschaftsförderer, Volksbanken, Sparkassen, Arbeitgeber, Volkshochschulen sowie die staatlichen Einrichtungen der Arbeitsvermittlung sind in dem Netzwerk vertreten. Krankenkassen, die Deutsche Rentenversicherung, die Steuerberater und sogar die institutionelle Frauenförderung sind unter anderem am Start.
Kurz: Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Allerdings sind die von der Wirtschaftsförderung im Landkreis Stade koordinierten Treffen und Arbeitsgruppen eher informeller Art. Es gibt weder einen gemeinsamen Sprecher noch eine Leitorganisation im Sinne strategischer Entscheidungen. Jedes Netzwerk-Mitglied bietet in Abstimmung mit den Partnern eigene Aktivitäten an und arbeitet autark. Gemeinsame Sache wird allerdings gemacht: Seit 2002 findet mindestens einmal im Jahr ein Gründertag statt (seit 2012 Gründerforum), seit 2005 wird in diesem Rahmen ein Gründerpreis verliehen – der „Gründerstar“.
Eher das klassische Geschäft
Daniel Topp, Unternehmensförderer bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade: „Wir haben durchaus viele Anfragen von Gründungswilligen – auch von außerhalb des Landkreises Stade. Aber es liegt bei uns natürlich in der Natur der Sache, dass das in der Regel Handwerker sind, die einen Betrieb aufmachen wollen. Das ist unser traditionelles Spielfeld.“ Gesamtwirtschaftlich betrachtet gehen die Gründungen im Landkreis Stade eher zurück, was nicht zuletzt an der guten Wirtschaftslage liegt: Wer einen guten Job hat, muss nicht gründen.
Frank Graalheer, bei der Industrie- und Handelskammer Stade für den Elbe-Weder-Raum für Existenzgründungen und Unternehmensförderung zuständig, sagt: „2004/2005 hatten wir durch die Ich-AGs einen starken Peak nach oben. Damals setzte aufgrund der großzügigen Förderung ein regelrechter Gründer-Hype ein. Zusätzlich gründen bis heute viele Frauen, die sich im Nebenerwerb ein zweites Standbein aufbauen. Mittlerweile hat sich das Gründergeschehen auf den Kern reduziert. Bei uns in der IHK haben wir Aktivitäten vor allem im Online-Handel, im Bereich der Dienstleistungen sowie im Im- und Export. Pro Jahr haben wir es etwa mit 400 bis 500 Gewerbeanmeldungen zu tun.“ Auch hier eher das klassische Geschäft.
Torsten Kramer, Wirtschafsförderer der Hansestadt Stade, sagt: „Es ist heute möglich, ein Geschäft im Nebenerwerb aufzubauen, ohne in Existenznot zu geraten, wenn man in einem Hauptberuf vollzeitbeschäftigt ist.“ Häufig stehe dem Gründer auch ein gut verdienender Partner zur Seite, sodass die Grundfinanzierung für die Lebenshaltung schon mal abgedeckt sei.
Seit 2014 bietet das Land Niedersachsen zudem den MikroSTARTer an, einen Kleinkredit in Höhe von 5000 bis 25 000 Euro, der mit derzeit 4,2 Prozent verzinst ist und an Bewerber geht, die sonst keine Finanzierung bekommen würden. 15 Anträge liegen derzeit vor.
Fonds wäre ein neuer Ansatz
Graalheer: „Bei den klassischen Gründungen haben wir durchweg keine Finanzierungslücke. Da geht es eher um Themen wie Beratungsangebote. Im Bereich Innovation und Forschung brauchen wir dagegen durchaus neue Finanzierungsmöglichkeiten. Ein Fonds wäre da ein neuer Ansatz, den wir als Gründungsnetzwerk durchaus begrüßen würden.“
Fazit: Im Landkreis Stade gibt es mit dem Gründernetzwerk eine durchaus respektable Struktur, die Existenzgründern den Weg weist. Das eigentliche Gründergeschehen ist allerdings eher im traditionellen Bereich angesiedelt – zumal eine eigene Universität mit Forschungscharakter fehlt. Dass es dennoch den Blick für Startups gibt, zeigt eine Veranstaltung, die die IHK im November gemeinsam mit der NBank angeboten hat. Titel: „Ohne Moos nichts los“. Dabei ging es um Crowdfunding, Darlehen, Bürgschaften, Zuschüsse, Business Angels, Beteiligungskapital und EU-Förderung – eben die Erschließung von neuen Geldquellen gerade auch für Gründer.
Web: www.stader-gruendungsnetzwerk.de