„Immobilien-Rente“: Immobilienmaklerin Karen Ulrich zieht Zwischenbilanz – Nach dem ersten Loslassen geht es manchmal schneller als gedacht . . .

Karen UlrichKaren Ulrich

Mit der „Immobilien-Rente“ hat sich die Seevetaler Maklerin Karen Ulrich vor gut einem Jahr ein Konzept ausgedacht, das interessant ist für Hauseigentümer, die im Alter merken, dass ihnen ihre Immobilie über den Kopf wächst. Die Idee: Das Haus wird an einen Anleger verkauft, der Verkäufer bleibt als Mieter aber in seinem vertrauten Umfeld wohnen – so lange wie vereinbart. Vorteil für den Käufer: Die Mieteinnahme ist gesichert, und der Mieter hat ein Interesse daran, das Objekt gut zu behandeln, denn „gefühlt“ bleibt es ja das eigene Haus. Vorteil für den Verkäufer: Er hat das in Stein gebundene Kapital zur freien Verfügung und kann sich nun vielleicht nochmal einen Reisewunsch erfüllen oder etwas anderes realisieren. Im Gespräch mit B&P-Redakteur Wolfgang Becker zieht Karen Ulrich als Pionierin der „Immobilien-Rente“ eine erste Bilanz.

Ein Jahr Immobilien-Rente – Wie sind Ihre Erfahrungen?
Ein voller Erfolg. Wir haben ganz unterschiedliche Immobilien, die wir über dieses Konzept vermarkten: von Drei-Familien-Häusern, jetzt ganz aktuell, bis hin zu Einfamilienhäusern im ganzen Landkreis Harburg. Teilweise konnten wir die Objekte schon innerhalb der kaufwilligen Kundschaft platzieren. Und wir konnten ganz unterschiedliche Bedürfnisse abdecken: Manche Kunden wollen nur noch wenige Jahre im Haus bleiben, andere haben sich auf das Zehn-Jahres-Modell festgelegt.

Das heißt: Wenn ich mein Haus verkaufe und als Mieter noch weiterhin dort wohnen möchte, muss ich mich auf eine bestimmte Mietdauer festlegen?
Nein, wenn ich das Zehn-Jahres-Modell wähle, habe ich als Verkäufer zusätzlich ein Sonderkündigungsrecht. Dann kann ich auch nach beispielsweise zwei Jahren sagen, ich möchte etwas anderes machen.

Anzeige

Zum Beispiel zu den Kindern ziehen oder in eine seniorengerechte Wohnung . . .
Ja, so kann der Verkäufer flexibel entscheiden.

Wie alt sind die Verkäufer, die diesen Weg der Immobilienliquidation wählen im Schnitt?
Ab 60 Jahre. Häufig folgt nach dem ersten Loslassen der eigenen Immobilie dann doch schneller als gedacht ein weiterer Schritt – zum Beispiel in eine Eigentumswohnung.

Damit kann der Käufer schneller über die Immobilie verfügen. Wie ist ihre Erfahrung da: Sind da eher Geldanlagen im Spiel oder steht die Eigennutzung im Vordergrund?
In der Regel ist der Kauf eine Geldanlage, aber durchaus mit der Option, das Haus irgendwann einmal selbst zu nutzen.

Wenn die von Ihnen entwickelte Immobilien-Rente zu schnelleren Wechseln führt, ergibt sich daraus für Sie auch ein Folgegeschäft – weil beispielsweise Nachmieter gesucht werden?
Das ergibt sich durchaus, aber die Nachmietersuche ist nicht das primäre Maklergeschäft. Aber ich bleibe mit den Kunden näher im Kontakt. Außerdem spricht sich das Modell herum – es gibt durchaus Kollegen, die das jetzt auch anbieten.

Die große Welle der Baby-Boomer kommt ja erst noch. Zeichnet sich bei den Fällen, die Sie bearbeiten, eine Hauptmotivation für den Verkauf der eigenen Immobilie ab?
Zum einen möchten die Verkäufer das Geld, das in dem Haus steckt, gern nutzen, um im Leben noch Dinge zu tun oder zu unternehmen. Der zweite Punkt ist aber der stufenweise Übergang. Viele Menschen kriegen die Krise, wenn sie sich vorstellen, aufgrund von Alter oder Krankheit ihr Haus Hals über Kopf räumen zu müssen. Die Immobilien-Rente schenkt den Verkäufern Freiheit, in Ruhe und ohne Druck zu entscheiden.

Anzeige

Wer meint, sein Haus verkaufen zu können, um sich stattdessen eine kleinere und pflegeleichtere Eigentumswohnung zu leisten, stellt heute schnell fest, dass diese Rechnung zumeist nicht aufgeht. Haben Sie auch enttäuschte Kunden, die plötzlich merken, dass ihr Plan nicht aufgeht?
Nein, die wissen das vorher. Die meisten Verkäufer mieten. Wenn der große Brocken mit dem vollen Keller erstmal losgelassen wurde, tritt danach die Entspannung ein – die meisten Kunden wollen dann lieber mieten. Die freie Entscheidung ist das wichtigste.

Da dreht sich etwas – früher hieß es, bis zur Rente sollte die Immobilie schuldenfrei sein. Sarkastisch könnte man sagen: Dann kann ich in Ruhe sterben. Das ist aber heute offensichtlich nicht mehr so?
Heute frage ich mich ja auch, was ich auf der Bank für mein Geld bekomme. Da versuchen wir jetzt, Schnittstellen zu liefern, weil es durchaus noch Anlagemöglichkeiten gibt, die wenigstens etwas Ertrag bringen, vor allem aber sicher sind. Eine Immobilie birgt auch Verpflichtungen, Geld auf dem Konto nicht.

Ließe sich daraus die Formel ableiten ‚Freiheit wird im Alter mehr wert, Eigentum wird unwichtiger‘?
Ja, oder häufig haben wir die Situation, dass aus dem Verkauf der Immobilie mehrere Dinge abgedeckt werden – Geld für eine Anlage, Geld für Anschaffungen, Geld für eine Reise.

Wie lange dauert die Abwicklung vom Erstkontakt bis zur Übergabe der Immobilie an den Käufer?
Etwa sechs Monate.

Web: www.ulrich-immobilien.eu