Mit etwas Geschick und einem Faible für Gastronomie dürfte es eigentlich kein Problem sein, dem „Grauen Esel“ im Harburger Binnenhafen zu einem Comeback zu verhelfen. Bis vor wenigen Jahren war die Adresse Karnapp 5 ein Geheimtipp, doch nachdem die erfolgreichen Pächter in den Ruhestand gegangen waren, folgten weniger glückliche Anläufe, die Lokalität am Leben zu erhalten. Jetzt unternimmt Geerd Fischer, Hauseigentümer und Vermieter der Harburgensie, einen neuen Versuch.
Auch wenn der Name noch vergleichsweise jung ist und aus den 1980er-Jahren stammt: Der „Graue Esel“ ist ein Haus mit Geschichte: Es steht in Harburgs zweitältester Straße, stammt etwa aus dem Jahr 1645 und gehört damit zu den ältesten noch erhaltenen Harburger Häusern. Fischer, damals Mitarbeiter der Hamburger Baubehörde mit starker familiärer Affinität zum Binnenhafen, hatte das Haus in den 80ern entdeckt und den Denkmalschutz aufgerüttelt. Vor allem die rückwärtige Fassade war ein zwar ziemlich heruntergekommenes, aber beeindruckendes Zeugnis Harburger Baukunst. Am Ende bewahrte Fischer das Haus vor dem Abriss und kaufte es schließlich selbst, als sich niemand anderes fand. Es folgten harte Jahre der Sanierung – heute ist der durchsanierte „Graue Esel“ ein echtes Schmuckstück und allemal wert, dass hier wieder ein kleines Weinlokal oder etwas Ähnliches eingerichtet wird.
Und so erhielt das Haus seinen Namen: „Die Preußen, die 1866 das Königreich Hannover annektierten, nannten den Schimmel im königlichen Wappen spöttisch grauer Esel“, erläutert Fischer den Ursprung seiner Namensgebung. Als Ende der 90er-Jahre dann die Weinstube Einzug hielt, wurde auch sie „Grauer Esel“ genannt. Wer einen ernsthaften Versuch starten möchte, inmitten der denkmalgeschützten Häuserzeile gastronomisch aktiv zu werden, darf sich an Geerd Fischer wenden. Der Vermieter wohnt im selben Haus. Die Kaltmiete beträgt 800 Euro im Monat. Dafür gibt es 50 historische Quadratmeter im Channel Hamburg, einem urbanen wie quirligen Quartier. wb