Lebensmittelland Niedersachsen: Mit einer ambitionierten Idee rollt Bürgermeisterin Sabine Schlüter den roten Teppich für Food-Produzenten aus Gläserne Produktionsstätten mit Show-Charakter.
Die Ausschreibung des Wettbewerbs steht unmittelbar bevor: Mit einem kreativen wie ambitionierten Projekt will Bispingens Bürgermeisterin Sabine Schlüter ihre Gemeinde in ein GenussReich verwandeln. Dahinter verbirgt sich ein einzigartiges Vorhaben, das großen Lebensmittelherstellern die Möglichkeit zu einer groß angelegten Offensive für mehr Transparenz verhilft. Ziel ist es, etwa ein halbes Dutzend Unternehmen für die Idee einer gläsernen Produktion zu begeistern. Gelingt das Vorhaben, entstünde direkt an der A7 vor den Toren Hamburgs ein Wallfahrtsort der klassischen Food-Produktion. Der Heidekreis hat bereits eine positive Einschätzung abgegeben – so lange die Einzelhandelsstruktur der umliegenden Orte nicht beeinträchtigt wird.
Bispingen ist als prosperierende Gemeinde für den Heidetourismus, aber auch den spannenden Freizeit-Tourismus bereits bestens aufgestellt. Zahlreiche Ziele locken Besucher aus nah und fern (2,4 Millionen Tagesgäste pro Jahr, 1,2 Millionen Übernachtungen). Die Mischung aus Erholung in romantischer Natur oder auf dem Wellness-Areal von CenterParcs und sportlicher Betätigung auf der Kart-Bahn oder im Snow Dome kommt gut an. Nachdem die Pläne, in Bispingen ein Outlet-Center zu bauen, mittlerweile ad acta gelegt sind, hat sich die Bürgermeisterin auf die Ideensuche begeben und das Thema Lebensmittel für sich entdeckt: „Kaum ein Thema wird so kritisch beäugt wie die Lebensmittelherstellung. Dabei machen die weitaus meisten Unternehmen dieser Branche einen wirklich guten Job. Wir suchen Unternehmer, die erkannt haben, dass nur die Kennzeichnung von Lebensmitteln Verbraucher nicht ausreichend überzeugt, und die bereit sind, ihre Produktion transparent zu machen.“
Gläserne Produktion
Einen Platz für die gläserne Lebensmittelproduktion hat Sabine Schlüter bereits gefunden: zwischen dem neuen Gewerbegebiet Gauß‘scher Bogen und dem Snow Dome. Dort stehen insgesamt bis zu zwölf Hektar Fläche zur Verfügung. Den Begriff GenussReich hat sie sich schützen lassen. Pünktlich zur Expo Real soll das Thema nun kommuniziert werden.
Unter dem Motto „Lebensmittel lieben, heißt wissen, wie sie entstehen“ geht es nun in die heiße Phase. Sabine Schlüter will gezielt niedersächsische Unternehmen der Food-Branche ansprechen, aber durchaus auch bundesweit für ihre Idee werben. Das Konzept richtet sich gezielt an die klassische Lebensmittelproduktion, denn sie bildet die Hauptquelle der allgemeinen Versorgung. Im Exposé der Gemeinde Bispingen ist von einem „Schulterblick in den Kochtopf moderner, typisch niedersächsischer Nahrungsmittel“ die Rede. Die Bürgermeisterin: „Die Idee ist, dass interessierte Besucher einen direkten Einblick in die Produktion bekommen.“ Der Standort liegt mitten im Dreieck Hamburg, Hannover, Bremen und ist über die A7 sehr gut erreichbar. Zudem wird eine erstklassige Breitbandversorgung mit 1000 Mbit/s angeboten.
Förderung ist möglich
Nicht nur im Heidekreis, sondern auch im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist das Projekt bereits erörtert und positiv bewertet worden, denn es passt sich homogen in die Marketingoffensive „Lebensmittelland Niedersachsen“ ein. Aus Sicht der Landes- und Regionalplanung gilt das touristische Großprojekt mit Gastronomie, Showrooms und gläserner Lebensmittelproduktion als unterstützenswert. Ein Einzelhandelsgroßprojekt wäre dagegen mit den Zielen der Raumordnung nicht vereinbar.
Die Initiatorin hofft, dass sich Bewerber aus verschiedenen Branchen für die Idee begeistern lassen: „Die potenziellen Produzenten werden direkt von uns angesprochen. Eine Förderung ist möglich.“ Im Wettbewerbsverfahren sollen Teilflächen vergeben werden – und zwar so, dass am Ende ein Ergebnis von großer Vielfalt zustande kommt. Eine Food-Akademie, flankierende Sonderveranstaltungen (Verkostungen, Vorträge) und eine Sprinter-Flotte mit Elektroantrieben sollen das Angebot auf dem geplanten Campus-Gelände abrunden. Im Exposé heißt es: „Konkret sollen mindestens fünf große Lebensmittel- und Getränkehersteller mit europäischem/niedersächsischem Hintergrund mit je einer exemplarischen Produktionskette für ein möglichst prominentes Produkt ihrer Herstellungspalette werben.“ Und: „Jeder Hersteller ist aufgefordert, die Produktion hinter seiner ästhetisch-originellen Hallenfassade gläsern zu errichten.“
Die produzierten Lebensmittel sollen unter dem Label „GenussReich GmbH“ über den umliegenden Lebensmittelhandel vertrieben werden. Auch ein regelmäßiger Markt könnte in Bispingen stattfinden. Auf dem Horstfeld, so heißt das Gelände, auf dem das GenussReich entstehen soll, wäre zudem noch Platz für das Projekt „Meistermeile“ – eine Konzentration von Handwerksbetrieben. wb