„. . . so gingen die Jahre ins Land“

Foto: ImentasHerinrich Wilke, Geschäftsführer IMENTAS Immobilienpartner und Beirat des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden || Foto: Imentas

Projektentwickler Heinrich Wilke (Imentas Immobilien­partner) über den langen
Weg zum Aqua2Dock

Mit rund 60 Millionen Euro Investitionsvolumen ist das zweiteilige Bauvorhaben Aqua2Dock und Dock18 ein Leuchtturmprojekt für den Harburger Binnenhafen und fällt mitten in eine Zeit, in der die Baubranche spürbar auf der Bremse steht. Steigende Zinsen, hohe Baupreise, gestiegene Materialkosten, gestrichene Fördermöglichkeiten und das ganze Paket eingebettet in einen Kokon aus Auflagen und Bürokratie stellen Projektentwickler vor immense Herausforderungen. Das Harburger Unternehmen Imentas Immobilienpartner hatte in diesem Fall die Aufgabe übernommen, die beiden Projekte so zu gestalten, dass sie umsetzbar sind und dafür alle Bälle in der Luft zu halten. Mit Geschäftsführer Heinrich Wilke sprach B&P über den langen Weg und die teils extremen Hürden, die dabei überwunden werden mussten.

„Wenn ich mir anschaue, wie wir aufgrund der äußeren Parameter immer wieder die Projektkalkulation und die Finanzierungsstruktur anpassen mussten, dann muss ich zurückblickend sagen: Ich war mehrfach an dem Punkt, an dem ich dachte, dass es nicht mehr weitergeht“, sagt der Imentas-Chef. „Als die ersten Pläne fertig und der Mietvertrag mit dem Hotelbetreiber geschlossen war, kam Corona. Und mit Corona die Frage, ob künftig überhaupt noch jemand Büros braucht. Oder Hotels. Das gesamte Konzept wurde in Frage gestellt und alle Optionen lagen auf dem Tisch. Ende 2021 deutete sich dann so langsam eine Entspannung der Lage an. Die Familie Mönke hielt zudem an ihrem Plan fest, und wir justierten nach. Dann begann der Krieg gegen die Ukraine . . .“

Anzeige

Folge des Kriegs waren Engpässe bei Baumaterialien und massiv steigende Kosten. Plötzlich sahen sich Bauunternehmen außerstande, feste Preise zu nennen. Heinrich Wilke: „Da hatten wir unseren Ankermietern aber schon per Vorvertrag Mietpreise zugesagt. Das muss man sich mal vorstellen: Auf halber Strecke mussten wir die Mieten nachverhandeln und 20 bis 30 Prozent höher ansetzen. Da hing wieder alles am seidenen Faden.“

Alle mussten Abstriche machen

Dass die Geschichte am Ende doch eine positive Wende nahm, lang an mehreren Faktoren, wie der Projektentwickler sagt: „Unsere Ankermieter Novum und Vossloh wollten das Projekt. Und sie zogen mit, um mit allen Beteiligten gemeinsam die Wirtschaftlichkeit wieder herzustellen. Hinzu kommt, dass die Familie Mönke ein langfristiges Engagement im Sinn hat und unternehmerisch weitsichtig ist. Ein schneller Abverkauf der Immobilie an einen Fonds oder eine Pensionskasse, wie es in der Immobilienbranche oft der Fall ist, stand nicht zur Debatte. Das Projekt ist auf 30 Jahre gerechnet – das war der entscheidende Punkt. Am Ende mussten aber dennoch alle Abstriche machen, auch die Bauunternehmen.“

Als erfahrener Immobilien-Spezialist trieb Heinrich Wilke den gesamten Prozess voran. Er fand eine Zwei-Standorte-Lösung für Vossloh und schaffte den Spagat zwischen einem „coolen Büro-Standort“ und einer optimalen Produktionshalle. Er verhandelte mit der Stadt die Vergabe eines Erbpachtgrundstücks und arbeitete sich an den vielen Begehrlichkeiten auf Bezirks- und Landesebene ab. Das Grundstücksthema allein hat bis heute mehr als zwei Jahre lang gedauert. Da es am Wasser liegt, gab es die Auflage, neben Vossloh einen maritimen Betrieb anzusiedeln. Den hatten wir auch – eine kleine Werft, die in Harburg einen neuen Hamburger Boots­typ bauen wollte. Der Bezirk wollte sich aber zugleich die Option offenhalten, eventuell irgendwann einmal eine Straße direkt an der Kaimauer entlangzuführen. Das bedeutete aber zu viel Unsicherheit für die Werft, die dann abgesprungen ist. „Schade eigentlich, wir hätten den Hafen als Industriehafen gerne in das Konzept integriert. Jetzt kann man zwar noch auf den Hafen schauen und sich daran erfreuen, zur Wertschöpfung trägt er aber nicht mehr bei.“ wb

>> Web: www.imentas.de

Anzeige