Marmstorf wird bunter

Dirk Sauer

Makler Dirk Sauer (DBS Immobilien) über die „Alterswanderung“, die nachwachsende Generation und die aktuellen Trends auf dem lokalen Grundstücksmarkt

Immer mehr Senioren verkaufen derzeit ihre Immobilien, um sich etwas Pflegeleichteres oder Stadtnäheres zuzulegen. Der Schritt vom vertrauten Eigenheim in eine Eigentums- oder gar Mietwohnung fällt jedoch häufig schwer und wird deshalb zu lange hinausgezögert. Dirk Sauer von DBS-Immobilien beobachtet die Entwicklung seit etwa vier Jahren. Er spricht von der „Alterswanderung“ und appelliert an die Zielgruppe, die nötigen Entscheidungen rechtzeitig zu treffen – möglichst dann, wenn sich noch keine körperlichen Einschränkungen eingestellt haben. Sauer rechnet damit, dass die Welle der Altersverkäufe in den kommenden Jahren stark zunehmen wird.

Der in Harburg/Marmstorf ansässige Makler ist derzeit ein gefragter Mann.

Anzeige

„Wir haben bis kurz vor Weihnachten beurkundet, was schon ungewöhnlich ist. Und nach den Feiertagen ging es gleich weiter“, sagt er.

Als Mann vor Ort kennt er seine Klientel genau und weiß auch, dass der Altersdurchschnitt in Marmstorf vergleichsweise hoch ist. Der Stadtteil gilt als gute bis sehr gute Wohnlage südlich der Elbe und hat einen hohen Anteil von Einzelhäusern mit oft relativ großen Grundstücken. 70 bis 80 Prozent seines Geschäfts macht Dirk Sauer mit Bestandsimmobilien – in der Regel Häusern, in denen Menschen im Alter von 70 bis 80 Jahren wohnen.

Sauer: „Viele Kunden wollen sich verändern, weil das Haus zu groß und die Gartenarbeit zu beschwerlich ist. Ein Teil möchte gern im gewohnten Umfeld bleiben, sucht hier nach einer passenden Wohnung. Der andere Teil zieht in die Nähe der Kinder – und das kann dann schon mal irgendwo in Deutschland sein. Das Thema Pflege und Sicherheit spielt dabei eine große Rolle.“ Die Erstgenannten haben es jedoch nicht so leicht, in Marmstorf wieder unterzukommen. Sauer: „Der Markt für altersgerechte Eigentumswohnungen existiert schlicht nicht. Das Angebot ist gleich null. Das macht es schwierig und führt eben auch dazu, dass ältere Menschen zu lange in den zu groß gewordenen vier Wänden bleiben. Vielen fehlt auch einfach der Impuls zum Auszug. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Je länger gewartet wird, desto schwieriger wird es. Und desto wahrscheinlicher wird es, direkt ins Pflegeheim zu ziehen. Und das ist ja gerade das, was eigentlich niemand gerne möchte.“

Sauer rät, sich frühzeitig neu zu orientieren. Am besten dann, wenn der Ruhestand naht: „Viele Menschen fallen dann in ein Loch, weil sie fürchten, nicht mehr gebraucht zu werden. Aber warum sollte ein Mittsechziger nicht noch einmal altersgerecht bauen? Kleiner, ebenerdig und so ausgestattet, dass es lange möglich ist, im eigenen Haus gepflegt zu werden. Das wäre eine gute Lösung. Noch besser wäre es allerdings, sich diese Gedanken zu machen, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Dann kommt der erste Bruch – so mit 50 oder Mitte 50. In dem Alter sind die meisten Menschen noch mitten im Beruf, vital und aktiv. Haben aber die eingangs geschilderte Entwicklung überhaupt nicht im Fokus. Hinzu kommt, dass die Suche nach der geeigneten Immobilie von der ersten Idee bis zum Kauf oder Bau schon mal drei bis fünf Jahre dauern kann. Das sollte einkalkuliert werden.“

Die nachrückende Generation, die in die frei werdenden Immobilien zieht, ist im Schnitt um die 30 Jahre alt. Etwa die Hälfte der Käufer hat einen Migrationshintergrund, berichtet Sauer: „Marmstorf wird bunter. Diese Generation kommt mit Power, Energie und der Bereitschaft, viel Eigenleistung zu erbringen. In dieser Altersklasse erlebe ich eine starke Dynamik. Die packen diese Objekte an und machen etwas daraus.“ Eine Tendenz zum Abriss der Bestandsgebäude, die in der Regel keine modernen energetischen Standards erfüllen, registriert Sauer nicht: „Wir sind hier ja nicht auf Sylt, wo heute schon Häuser aus den 80er- und 90er-Jahren abgerissen werden, um neu zu bauen.“ Zwei Trends sieht er dennoch: „Die Klasse der Altersverkäufer wird jünger.“ Und: „Der Süden Hamburgs rückt verstärkt in den Fokus von Kaufinteressanten aus ganz Hamburg. Der im Vergleich eben doch noch günstigere Preis macht sich da bemerkbar.“ wb

Anzeige

Web: www.dbsimmobilien.de

Mehr zum Thema:

„Wenn der Öl-Tropfen fällt . . .“

„Keiner kommt um, jeder kommt an“