bauwelt-Experte Günther Kröhnke über ein Bauthema, „das viel mit Geschmack zu tun hat“.
Sie wollen ein neues Haus bauen und werden vom Bauunternehmen zur Bemusterung geladen – der klassische Fall: „Welche der 30 Eingangstüren hätten Sie denn gerne? Und, ach ja, dort hinten finden Sie die 150 verschiedenen Klinker und Verblendsteine – schauen Sie sich doch mal um . . .“ Wer jemals in dieser Situation war, der weiß: Das ist eine glatte Überforderung. Und überhaupt: Was unterscheidet eigentlich einen Klinker von einem Verblendstein – ist das nicht dasselbe? Natürlich nicht, wie Günther Kröhnke sagt. Der 55-Jährige ist Fachberater und Handlungsbevollmächtigter bei der bauwelt Delmes Heitmann in Harburg/Seevetal. Seit 20 Jahren sind Klinker und Verblender sein Spezialgebiet. In B&P spricht er über Vor- und Nachteile, neue Trends und ganz besondere Fälle.
Der wichtigste Unterschied: „Ein hochfester Keramik-Klinker nimmt so gut wie keine Feuchtigkeit auf, ein weniger stark gebrannter Verblendstein hat dagegen eine vergleichsweise hohe Wasser-aufnahme“, sagt Kröhnke. Klinker seien damit ein Material, das vorzugsweise im gewerblichen Hochbau eingesetzt wird – beispielsweise für hohe Fassaden von Mehrfamilienhäusern und Firmengebäuden. Der weichere Verblendstein ist dagegen eher ein Thema für den Einfamilienhausbau. Und keine Sorge: Die Feuchtigkeit, die der Stein aufnimmt, gibt er auch wieder ab. Kröhnke: „Dabei kann es allerdings zu weißlichen Ausblühungen kommen. Die aber bei Regen auch wieder verschwinden.“
Eine Frage des Geschmacks
Ein besser und schlechter gibt es in diesem Fall nicht, eher ein härter und weicher. Wer nun auf ein teurer und billiger hofft, wird dagegen enttäuscht – preislich tun sich beide Arten nichts, wie der Fachmann betont. Klinker oder Verblendsteine, das ist aus seiner Sicht eher eine Frage des persönlichen Geschmacks, denn die Fassade eines Hauses prägt stark den Gesamteindruck.
Nach wie vor im Trend ist der mediterrane Stil – gelbliche bis rötliche, manchmal bis ins Weiße driftende Farbtöne. Aktuell kommt jedoch ein neuer Stil auf: Klinker und Verblender in Grautönen. Hier ist die Bandbreite vom Anthrazit bis zum hellen Grau groß. Wer sich so intensiv mit diesem Materialthema auseinandersetzt wie Günther Kröhnke, der kann sogar nationale Vorlieben und Geschmäcker orten- – zum Beispiel für weiße Fassaden und Dächer mit blauen Ziegeln. Für sie gibt es dann neben dem Verblendstein und dem Klinker mit dem nichtgebrannten Kalksandstein noch eine dritte Variante. Kröhnke: „Dieser Stein besteht nur aus Kalk und Sand. Er wird in Autoklaven dampfdruckgehärtet. Und ist dann schneeweiß.“ Das Material sei allerdings relativ empfindlich und werde nicht so häufig nachgefragt.
An der Musterwand in der bauwelt-Zentrale an der Maldfeldstraße in Beckedorf (Seevetal) stellt das Unternehmen rund 150 verschiedene Klinker und Verblender aus – genug, um den Laien zu verwirren.