Projektentwickler Frank Lorenz über das Thema Aufenthaltsqualität im Harburger Binnenhafen.
Die Steine sind zum Teil lose. Aus den Ritzen sprießen Pflanzen, zum Teil haben sich sogar kleine Bäume angesiedelt: Die Kaimauer am Veritaskai ist dringend sanierungsbedürftig. Und sie ist noch eines: schützenswert. Das sagt der Hamburger Denkmalschutz, der darum bemüht ist, die Ansicht der Harburger „Hafenkante“ am Lotsekanal zu erhalten. Jetzt ist ein Kompromiss gefunden, der die Optik wahrt, aber zugleich dafür sorgt, dass Harburger hier in Zukunft das Wasser direkt erleben können – und zwar nicht „von oben“, wie in diesem Sommer üblich, sondern als Besucher der künftigen Gastronomie bei Lunch oder Dinner mit Hafenflair. Das plant der Hamburger Projektentwickler Frank Lorenz.
Die Kaimauer ist in der Tat historisch, aber eben auch marode. Ursprünglich sollte sie zwischen der künftigen L‘Osteria und dem Kaispeicher großflächig in mehreren Stufen abgesenkt werden. Der Blick auf den derzeitigen Planungsstand offenbart jedoch eine Treppenanlage, die – teils vorhanden – in drei Stufen auf eine zehn mal 20 Meter große Fläche führt. Was aussieht wie ein Schiffsanleger, soll auch einer werden. Lorenz: „Auf Initiative von Frau Lansmann hatten wir ein Gespräch mit der Hadag, bei dem herauskam, dass sich das Unternehmen durchaus vorstellen könnte, nach Beendigung der Bauarbeiten für die L‘Osteria und das Hotel probehalber den Fährverkehr nach Harburg aufzunehmen.“ Melanie-Gitte Lansmann ist Citymanagerin in Harburg und Geschäftsführerin des Vereins channel hamburg aktiv.
Fähranleger inklusive
Bedenken von Skeptikern, die der Hadag allenfalls ein Interesse am ehemaligen Süderelbe-Anleger am Dampfschiffsweg zugetraut hatten, seien in dem Gespräch sofort ausgehebelt worden. Lorenz: „Ein Schiffsanleger muss ein Ziel bieten. Wer ankommt, will gleich mittendrin sein. Hier am Veritaskai haben die Ankommenden künftig Einkaufsmöglichkeiten, das Hotel, die Gastronomie vor Ort, eine Bushaltestelle und ein Parkhaus. Für den Süden gilt: Wer den ‚König der Löwen‘ besuchen möchte, kann hier parken und mit der Fähre direkt zum Musicalzelt fahren. Oder zu einem Konzern in die Elbphilharmonie. Und in der Gegenrichtung: Von diesem Platz aus, der schon für sich eine besondere Aufenthaltsqualität bieten wird, könnte auch das touristische Hinterland im Landkreis Harburg erschlossen werden. Da gibt es tolle Ziele im Alten Land und in der Nordheide, beispielsweise den Wildpark Schwarze Berge.“ Der künftige Platz, der auch kulturell genutzt werden könnte und im Sommer Außengastronomie bieten soll, sei ein attraktiver Anlaufpunkt in beide Richtungen. Die vorliegenden Pläne für die Kaimauer sind die Grundlage für einen Wettbewerb zur Gestaltung der Außenanlagen. Die Ausschreibung steht bereits bevor, Lorenz rechnet damit, dass die Jury im November tagt. Die Kosten für die Kaimaueröffnung beziffert er auf etwa eine halbe Million Euro. Sie ist Bestandteil der Auflagen, die beim Kauf der ehemaligen Beachclub-Fläche vereinbart worden waren. Lorenz ist froh über den Kompromiss: „Jetzt kommt endlich Bewegung in die Angelegenheit. Das Wettbewerbsergebnis fließt in den Bauantrag ein, den wir noch in diesem Jahr stellen wollen.“ Der Antrag umfasst das Hotel, die L’Osteria und die Hafenterrassen. Da das Hotel etwa zwei Jahre Bauzeit haben wird, könne der Antrag jedoch auch gesplittet werden, sodass alles bis Anfang 2020 fertig ist.wb