„Hier liegt so ein Summen in der Luft“

Trauma-Impuls

Die zweite BID-Phase wurde überraschend mit einem weiteren Trauma-Impuls belastet: Das Phoenix-Center plante eine Erweiterung um 3600 Quadratmeter Verkaufsfläche, um ein Mode-Konzept umzusetzen. Ein schwerer Rückschlag für die Harburger Grundeigentümer. Im Verbund mit der Politik gelang schließlich eine Kursänderung – aus Mode ist nun ein Food-Court geworden. Konsalt geriet dabei ein wenig zwischen die Stühle, denn als Aufgabenträger eines BID geht es um die Umsetzung und Begleitung, nicht um Parteinahme.

Mit Hilfe von Kompensationsmitteln, die die Centerbetreibergesellschaft ECE zahlen musste, wurde das Leerstandsmanagement für die Lüneburger Straße neu aufgestellt. Mit Norbert Radzat betrat ein professioneller Vermietungsmanager die Harburger Bühne. 35 Flächen hatte er im Vermietungs-Pool – das klingt üppig, aber darunter sind viele Ladengeschäfte, die mit 250 Quadratmetern schlicht zu klein sind. Die Lüneburger Straße hat ein seit Jahren bekanntes gewachsenes Strukturproblem. Hinzu kommt ein zweiter Punkt, der Vermietungsmanagern das Leben schwer macht: Im Einzelhandel, speziell im Modebereich, hat sich das Einkaufsverhalten durch die Online-Konkurrenz massiv verändert. Damit wird die Menge der potenziellen Mietinteressenten immer kleiner. Immerhin zehn Flächen konnten vermittelt werden. Zudem sorgten die Harburger Pop-up-Stores für Aufsehen, die vom BID und vom Citymanagement akquiriert wurden.

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Paradigmen-Wechsel

Margit Bonacker: „Wir haben schon in der ersten BID-Phase einen Paradigmenwechsel angeschoben – weg von der Shopping-Meile hin zu einem urban-gemischten Standort mit Wohnen, Shoppen, Freizeit. Deshalb raten wir Grundeigentümern, gewerbliche Fläche in Wohnraum umzubauen.“ Dass das funktioniert, zeigt das derzeit grundsanierte Alstria-Haus am Harburger Ring – hier wird jetzt oberhalb der Harburg-Galerie auf mehreren Etagen Wohnen angeboten.

Jana Braun

Jana Braun ist als Stadtplanerin bei konsalt beschäftigt und hat unter
anderem das BID Lüneburger Straße
in Harburg betreut.

Dass es mit der „Lü“ weiter bergauf geht, hoffen Margit Bonacker und Projektmanagerin Jana Braun sehr. Die konsalt-Chefin: „Wir machen das hier seit fast zehn Jahren. Bei den Grundeigentümern, die in dieser Zeit 1,4 Millionen Euro aufgebracht haben, setzt sich tendenziell der Gedanke durch, dass jetzt auch die Stadt stärker in die Pflicht genommen werden sollte. Wir glauben, dass wir einen guten Job gemacht haben. Es gibt eine gute Kommunikationsstruktur. Und Harburg hat ein funktionierendes Citymanagement, das sich nun verstärkt einbringen wird. Darüber freuen wir uns. Viele Grundeigentümer haben viel Geld in ihre Immobilien gesteckt – das tut der Straße gut und sorgt für Kaufinteresse auf dem Immobilienmarkt.“ Und ganz nebenbei: Es gibt nur noch einen Ein-Euro-Shop. Außerdem werden über das BID die Stadtbildpfleger der Elbe-Werkstätten finanziert. Sie sorgen für Sauberkeit und Ordnung.

Wasser und Licht . . .

Was würde konsalt für die Lüneburger Straße tun, wenn Geld keine Rolle spielte? Margit Bonacker: „Eine moderne Beleuchtung installieren, einen Ideenwettbewerb durchführen, ein Fußgängerleitsystem umsetzen, Wasser und Licht in die Fußgängerzone bringen, hier und da das Pflaster verbessern und die Zusammenarbeit mit der TU Harburg forcieren. Es gab immer mal wieder die Idee, ein gläsernes Labor in die Innenstadt zu holen.“

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Zu guter Letzt: Laut Margit Bonacker hat sich die Frequenz in der Stadt deutlich verbessert – mehr Menschen als vor sieben Jahren suchen die Straße auf. Selbst die häufig kritisierte Dominanz von Migranten scheint einem bunten Miteinander gewichen zu sein. Die konsalt-Chefin: „Die Atmosphäre ist gut. Es liegt so ein Summen in der Luft. Das kommt von den vielen Gesprächen, die die Menschen in der Lüneburger Straße führen. Das ist wirklich schön.“ wb