Die IBA im Jahr 2018 – Hier wird die wachsende Stadt geplant

Auch hier überzeugen die Stadtplaner der IBA mit eindrucksvollen Visualisierungen und geben einen Vorgeschmack auf das, was auf der Elbinsel Realität werden soll. Fotos/Grafiken/Pläne: IBA Hamburg

B&P-GESPRÄCH Geschäftsführerin Karen Pein über die drei aktuellen Großprojekte Neugraben- Fischbek, Wilhelmsburg und Oberbillwerder

Die Spuren, die die Internationale Bauausstellung IBA Hamburg 2013 in der Neuen Mitte Wilhelmsburg hinterlassen hat, sind unübersehbar. Moderne Architektur, die Umsetzung mutiger und zukunftsweisender Projekte, die umfassende Bürgerbeteiligung und das übergeordnete Ziel, die Elbinsel Wilhelmsburg mit Projekten im Bereich Bildung, Wohnen und Soziales nachhaltig aufzuwerten, das zeichnete die IBA aus. Im Geiste dieser Pionierphase hat sich die IBA Hamburg mittlerweile zu einer städtischen Entwicklungsgesellschaft gemausert, die der Hansestadt Hamburg vielerorts ein neues Gesicht verpasst.

IBA-Geschäftsführerin Karen Pein ist eine Frau der ersten Stunde – sie kennt die IBA-Philosophie aus dem Effeff. Sie war damals als Projektkoordinatorin im Team ihres Vorgängers, Uli Hellweg, der die Geschäftsführung 2015 an die diplomierte Stadtplanerin und Immobilienökonomin übergab. Sie sagt: „Als hundertprozentige städtische Gesellschaft sind wir an die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen angegliedert und für alle Stadtentwicklungsaufgaben der Hansestadt, außer den hoheitlichen, einsetzbar. Unsere Kernkompetenz ist die Entwicklung neuer, ganzheitlicher Quartiere und Stadtteile. Ziel ist es, neue Quartiere nicht wie Ufos in der Stadt landen zu lassen, sondern sie aus dem Bestand heraus zu entwickeln.“

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Drei herausragende Großprojekte stehen derzeit auf der IBA-Agenda, wobei alle einen unterschiedlichen Entwicklungsstatus haben und sowohl Grundstücke für Einfamilienhäuser (EFH), Reihenhäuser, Doppelhäuser und Mehrfamilienhäuser (MFH) plus Gewerbeflächen bieten:

  • Neugraben-Fischbek: Hier entstehen auf 194 Hektar Fläche in drei Gebieten rund 5000 Wohneinheiten. Status: zwei Gebiete fast abgeschlossen.
  • Wilhelmsburg: Hier sollen auf
    125 Hektar Fläche in sechs Einzelgebieten ebenfalls mehr als 5000 Wohnungen entstehen. Ein Großteil des Areals betrifft die Trasse der Wilhelmsburger Reichsstraße, die 2019 verlegt wird. Die alte Bundesstraße wird von der IBA zurückgebaut und die freie Fläche dann für die Quartiersentwicklung genutzt. Status: Herstellen der Hochbaureife bis 2021.
  • Oberbillwerder: Im Bezirk Bergedorf entwickelt die IBA Hamburg auf rund 124 Hektar den neuen Stadtteil Oberbillwerder. Als Modellstadtteil „Active City“ soll Hamburgs zweitgrößtes Entwicklungsprojekt neue Maßstäbe für die Stadt der Zukunft setzen. Hier sind bis zu 7000 Wohnungen und bis zu 5000 Arbeitsplätze vorrangig im Bereich Gesundheit und Soziales geplant. Status: Bis Ende des Jahres liegt der Masterplan vor, Hochbaureife bis Mitte der 20er Jahre.

Karen Pein: „In unseren Entwicklungsgebieten steuern wir die städtebauliche Planung, den Straßenbau, die Freiraumplanung und deren Umsetzung. Wir liefern die gesamte Infrastruktur bis zur Hochbaureife der einzelnen Grundstücke und vermarkten die Flächen. Man könnte auch sagen: Die IBA begleitet ein Quartier vom ersten Planungsschritt bis zum Einzug der Bewohner. Damit die Quartiere sozial ausgewogen sind, ist viel Steuerung nötig. Und wir legen Wert auf eine in sich schlüssige Gestaltung. Deshalb machen wir auch Vorgaben für die Vergabeverfahren.“

Neugraben-Fischbek

Das Wohngebiet Fischbeker Heidbrook (ehemalige Röttiger-Kaserne) wird bis Ende 2019 vollständig vermarktet sein. Karen Pein: „Im Heidbrook sind wir am weitesten. Mittlerweile fährt hier eine Buslinie. Die Uwe-Seeler-Halle wird saniert und steht dann für sportliche Aktivitäten zur Verfügung. Die um Wendehämmer gruppierten Wohnhöfe aus Einfamilienhäusern am Rande des Naturschutzgebiets werden langsam sichtbar. Ein Supermarkt und eine Drogerie wurden eröffnet. An den Terrassenhäusern im Norden werden demnächst die Gerüste zurückgebaut, und die erhaltenswerten Bestandsgebäude werden zu Seniorenwohnungen und einer Kita umgebaut.“ 97 Prozent der Einfamilienhaus-Grundstücke sind vermarktet,
94 Prozent der Mehrfamilienhaus-Flächen. Alle Flächen sind hochbaureif erschlossen – der Fischbeker Heidbrook ist damit als erstes Projekt auf der Zielgeraden.

Auch das Gebiet Vogelkamp Neugraben ist längst bewohnt, die vorerst letzten Einfamilienhaus-Grundstücke gehen im Frühjahr 2019 in die Vermarktung. 69 Prozent der EFH-Flächen sind vergeben. 81 Prozent der MFH-Flächen sind verkauft. In dem Gebiet soll zudem ein Acht-Euro-Haus den wissenschaftlichen Nachweis erbringen, dass günstiges Wohnen auch außerhalb der staatlichen Wohnungsbauförderung realisiert werden kann. Acht Euros stehen für die Netto-Kaltmiete pro Quadratmeter. Noch offen ist die Nutzung eines Grundstücksstreifens, der sich parallel der Bahnstrecke entlangzieht. Karen Pein: „Da suchen wir noch nach guten Ideen. Die Fläche ist sehr attraktiv, denn nach Norden hin schaut man auf die große Parkanlage mit dem neuen Sport- und Spielband. Hier spielt sich mittlerweile das Leben im Quartier ab.“

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Das dritte Baugebiet heißt Fischbeker Reethen. Hier soll die Hochbaureife bis 2021 erreicht sein. Die Bauphase wird sich nach heutiger Einschätzung bis Ende der 20er-Jahre hinziehen.

Wilhelmsburg

Eigentlich sollte die Wilhelmsburger Reichsstraße bereits zur Internationalen Gartenschau 2013 verlegt worden sein, doch dieses Vorhaben erwies sich als zu ambitioniert. Jetzt ist jedoch der große Wurf kurz vor der Vollendung: Ab Ende 2019 soll der Verkehr über die neue Reichsstraße, die nach Osten an die Gleistrasse verlegt wurde, fließen. Danach wird der Rückbau der alten Reichsstraße beginnen und Raum für neue lebendige und gemischte Wohnquartiere auf der Elbinsel geschaffen. Die städtebaulichen-freiraumplanerischen Wettbewerbe für die großen Quartiere Wilhelmsburger Rathausviertel, Elbinselquartier und Spreehafenviertel sind bereits entschieden; derzeit wird das Planrecht geschaffen.

Oberbillwerder

Zeitgleich entwickelt die IBA Hamburg einen ganzen neuen Stadtteil im Bezirk Bergedorf: Oberbillwerder liegt zwischen Neuallermöhe im Süden und der Boberger Niederung im Norden beziehungsweise zwischen der S-Bahn-Linie und dem Billwerder Billdeich. Zwölf Planungsteams hatten sich für den Wettbewerblichen Dialog Oberbillwerder qualifiziert, aus dem das dänisch-niederländisch-deutsche Planungsteam ADEPT Aps mit Karres + Brands und Transsolar Energietechnik als Sieger hervorgegangen ist. Im Entwurf „The Connected City“ schlängeln sich blau-grüne Adern durch den neuen Stadtteil und prägen die öffentlichen Räume. Das Planerteam schlägt direkt an der S-Bahnstation Allermöhe eine gläserne Markthalle vor, an die sich das Bahnquartier mit einem kommerziellen Zentrum anschließt. Hier finden sich Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomieangebote und ein Schwimmbad, welches zu Fuß von der S-Bahn erreichbar ist. Alle öffentlichen Funktionen wie Schulstandorte und Kitas sind entlang eines Grünen Loops angeordnet und können auch ohne Auto problemlos erreicht werden. Während die Bau- und Nutzungsdichte an der S-Bahnstation höher ist, nimmt sie zum landschaftlich geprägten Stadtrand deutlich ab. Hier entstehen neue Kleingartenanlagen, Townhouses und naturnahe Spielplätze, die einen behutsamen Übergang in die historische Kulturlandschaft Billwerders ermöglichen.

Heute sind in Oberbillwerder noch feuchte Wiesen, die über den Bahngraben entlang der Bahnstrecke entwässert werden. Karen Pein: „Es wurde berechnet, dass im künftigen Wohngebiet größere Flächen für den Rückstau von Wasser erforderlich sind, weil der Bahngraben nur eine begrenzte Menge ableiten kann. Wir haben deshalb bestimmte Flächen so geplant, dass sie im Falle eines Starkregenereignisses, wie es statistisch einmal in 100 Jahren vorkommen kann, überflutet werden – zum Beispiel Spielplätze und Sportflächen. Der Grüne Loop dient als zusätzliche Entwässerungsschleife und Retentionsraum.“

Üblicherweise werden bei heutigen Planungen sogenannte 30jährige Starkregenereignisse zur Bemessung von Regenspeicherflächen zugrunde gelegt.. Karen Rein sagt: „Die Planung von Hamburgs 105. Stadtteil ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Wir erarbeiten zukunftsweisende Entwässerungs-, Mobilitäts- und Freiraumkonzepte, damit Oberbillwerder ein Ort wird, wo Menschen gerne leben und arbeiten.“ wb

>> Web: https://www.iba-hamburg.de/