Haspa bringt Sport, Kultur und Wirtschaft zusammen

Nargiza Yusupova (Cello) und Robert Redweik, deutscher Popsänger und Songwriter, begeisterten mit ihrem Auftritt im „Leuchtturm“.

Zum zehnten Mal im Hamburger Süden: „Brücken bauen“ mit 250 Gästen – Gastredner: St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich

Vom monatelangen Kampf gegen den Abstieg war ihm nichts mehr anzumerken: Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, hatte mit dem Klassenerhalt in der zweiten Liga offenbar das nötige Glück, eine Frischzellenkur hinter sich und die Zuhörer auf seiner Seite: Als Gastredner beim Haspa-Top-Event „Brücken bauen“ im Hamburger Süden gab der sympathische Fußballfunktionär (falls es die Gattung Funktionär bei St. Pauli überhaupt gibt) Einblicke in die Vereinspolitik. Da passte es gut, dass die Haspa einen erklärten Glücksbringer am Start hatte: Unterstützt wurde der Abend im „Leuchtturm“ an der Außenmühle dieses Mal von Lotto Hamburg, vertreten durch Geschäftsführer Torsten Meinberg.

Mit dem Format „Brücken bauen“ hat die Hamburger Sparkasse ein Event ins Leben gerufen, dass auf zwanglose Weise Menschen zusammenbringt, gute Unterhaltung bietet, Kontakte schafft und verbindet. Mit Arent Bolte und Holger Knappe steht zudem ein bewährtes Duo auf der Bühne. Nein, sie singen nicht, aber sie sind derart gut eingespielt und im besten Sinne „locker drauf“, dass die beiden Regionalbereichsleiter (Firmenkunden, Privatkunden) bei ihrer Moderation jeden mitnehmen.

Für den Gesang hatten sie dieses Mal den deutschen Popsänger und Songwriter Robert Redweik („Chapeau“) engagiert, ein Multitalent mit zwei Studienabschlüssen (BWL und Chemie), einer Vergangenheit im Tölzer Knabenchor, einem Doktortitel, besten Kontakten in die Welt der Musikproduktion, Dozent, einem Unternehmen mit eigener Limonaden-Kreation und Gründerunterstützer. Kurz: ein druckvoller musikalischer Auftritt, unterstützt von Nargiza Yusupova am Cello. Was vermutlich kaum jemand ahnte: Oke Göttlich, gern als Barmbeker tituliert, stammt aus dem Hamburger Süden, der seine ersten Lebenstage am Vogelhütten­deich verbrachte, bevor er mit seinen Eltern nach Heimfeld zog. Heute ist er ehrenamtlicher und dennoch quasi vollzeitlicher Präsident des Zweitligisten. Als Unterstützung hatte er Vizepräsident Jochen Winand dabei, ebenfalls ein Mann mit enger Bindung an den Hamburger Süden. Mehr als zwei Jahrzehnte war Winand Vorsitzender des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden (siehe auch Seite 47). Kurz: St. Pauli hat den Brückenschlag gen Süden umgesetzt.

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Der Süden dominiert

Oke Göttlich hat keinerlei Allüren: „Ein wichtiger Leitsatz für mich ist, dass man ein guter Geschäftsführer oder Präsident ist, wenn man sich entbehrlich macht. Davon bin ich tief überzeugt.“ Der FC St. Pauli stehe für lokale Verantwortung, Werte und Solidität, was der Verein mit der Haspa teile. „Uns geht es immer um den Menschen, den Kunden, in unserem Fall: das Mitglied. Wir müssen wieder miteinander sprechen und auch aushalten, wenn wir mal nicht einer Meinung sind.“ Der FC St. Pauli habe das Ziel, den größtmöglichen Erfolg bei solider betriebswirtschaftlicher Führung zu erringen. Göttlich: „Für uns gilt: Wir haben das Tafelsilber im Verein – die Marketing- und Merchandising-Rechte.“ Der jugendliche Präsident sprach sich dagegen aus, die
„50 plus 1“-Regel zu kippen, die eine Abkehr vom Volkssport Fußball und ein Wettrennen um den schwersten Investor zur Folge hätten, ohne die Folgen für den regional verankerten Verein abschätzen zu können.

Die Verhältnisse in der Bundesliga, die gerade in Folge wirtschaftlicher Macht im Wesentlichen von einem Verein dominiert wird, sieht Oke Göttlich durchaus kritisch: „Dass es auch anderes geht, zeigt die kommerziellste Liga der Welt – die NFL in den USA (American Football, d Red.). Beim Draft dürfen sich die schwächsten Vereine die besten Spieler aus dem Nachwuchs aussuchen. So bleibt es immer spannend. Und es gibt Gehaltsobergrenzen. Das sind schon fast sozialistische Instrumente, und trotzdem haben wir es mit der kommerziellsten Liga weltweit zu tun.“

Kritischer Blick auf die Liga

Göttlich schloss mit einem Appell, alles zu unterstützen, was dazu diene, Kinder im Sport zu halten. „Und unterstützen Sie gern auch andere Sportarten – da engagieren sich die Leute genauso stark wie im Fußball, werden aber oft medial und finanziell benachteiligt. Das ist unfair.“ Er halte es im Übrigen für nicht in Ordnung, dass Vereine mittlerweile schon begabte Unter-13-Jährige scouten und mit dem Ziel, Fußballtalente zu entwickeln, in Internate mit hohem Trainingsanteil steckten – mit der vagen Zwei-Prozent-Chance auf eine Profikarriere.

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Nach dem sportlichen Input und dem Auftritt von Redweik und Yusupova schlug dann die Stunde von „Leuchtturm“-Chef Frank Wiechern, der dafür sorgte, dass die zehnte Folge von „Brücken bauen“ auch kulinarisch in Erinnerung bleibt. wb