B&P VOR ORT Projektentwickler Frank Lorenz über die Entwicklung des Wohnens im Binnenhafen und die starke Nachfrage nach Wohnraum
Mit 700 bereits vorhandenen und 600 noch geplanten Wohnungen hat der Harburger Binnenhafen eine Entwicklung genommen, die zur Jahrtausendwende noch niemand in diesem Ausmaß für möglich gehalten hätte. Frank Lorenz, Projektentwickler, Investor und Inhaber der Hamburger Lorenz Gruppe, ist seit etwa 20 Jahren im Binnenhafen engagiert und dürfte letztlich derjenige sein, der den Wohnungsmotor so richtig auf Touren gebracht hat. Die erste Idee, das Business-Quartier im Norden Harburgs auch zum Wohnquartier zu machen, schreibt er allerdings dem damaligen Hamburger Bürgermeister Ole von Beust zu. Lorenz ist derzeit mitten einer Vermarktungsphase für die Wohnungen des Brückenquartiers am Veritaskai. Engel & Völkers hat es übernommen, die 56 Wohneinheiten an den Mann zu bringen. Obwohl noch keine einzige Wohnung besichtigt werden kann, waren Anfang Juni bereits 75 Prozent verkauft.
Das Brückenquartier ist ein Meilenstein in der „Besiedelung“ des Binnenhafens, denn erstmals wird sich hier mit Edeka ein Lebensmittelmarkt als Nahversorger für die Menschen im Umfeld – Bewohner, aber auch Beschäftigte in den 165 Unternehmen – niederlassen. Der Rohbau des ersten Bauabschnitts ist fast fertig und wird außer dem Supermarkt im Erdgeschoss Platz für Büros bieten. Vom zweiten Bauabschnitt an der Theodor-Yorck-Straße steht bislang nur das Erdgeschoss – und das wird als Parkfläche für Edeka-Kunden genutzt. Der Bau der darüber liegenden Wohnungen startet Ende Juni.
Lorenz: „Die Nachfrage ist enorm. Die Käufer sind teilweise Anleger, die dann auch mal zwei, drei oder vier Wohnungen kaufen, aber genauso auch Leute, die hier ganz gezielt hinziehen und leben wollen. Es ist bunt gemischt.“ Ein wesentlicher Punkt ist aus Sicht des Entwicklers die Lage am Östlichen Bahnhofskanal. Dass sich auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals noch nichts tut, hier war jahrelang das Neuländer Quarree im Gespräch, schrecke die Käufer nicht ab. Lorenz hofft indes, dass auch dort eines Tages gebaut wird: „Das würde ich schon sehr begrüßen.“ Ein zweiter Punkt für den hervorragenden Vermarktungsstand ist laut Lorenz die Gruppierung der Wohnungen um einen 800 Quadratmeter großen Innenhof. Aus Lärmschutzgründen liegen die Schlafzimmer aller Wohnungen innen – mit Blick auf eine grüne Oase im ersten Stock, also oberhalb der Parkgarage im EG. Im Brückenquartier werden Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen
(55 bis etwa 90 Quadratmeter) zu Quadratmeterpreisen von 4300 bis 4400 Euro angeboten.
Brückenquartier: Zu 75 Prozent verkauft
Es ist nicht das erste Mal, dass Lorenz die Erfahrung eines schnellen Abverkaufs von Wohnungen macht. Beim Projekt „Wohnen am Hafencampus“, ebenfalls an der Theodor-Yorck-Straße, lief es ähnlich: „Wir hatten damals zwei Jahre lang vergeblich versucht, das Objekt an einen institutionellen Investor zu verkaufen. Immer wieder bekamen wir ‚Harburg? Nein danke!‘ zu hören.“ Doch der Hamburger gab nicht auf und beauftragte Engel & Völkers. Nach wenigen Monaten waren 63 Wohnungen verkauft. Zur geschäftlichen Vita des Wohn-Pioniers gehört auch das Projekt „Wohnen auf der Schlossinsel“, das heute unter dem Namen „Schlossinsel-Marina“ vermarktet wird. Die 163 Wohnungen (Miete und Eigentum) sollten eigentlich 2013 zur IBA Hamburg fertig sein, doch die Insolvenz des Bauunternehmens und Pfusch am Bau führten zu einer Jahre andauernden Verzögerung. Lorenz hatte das Wohnquartier ursprünglich entwickelt und an die Provinzial Rheinland verkauft. Heute hat er mit dem Thema nichts mehr zu tun.
Ole von Beust setzte offiziell den ersten Impuls
Im Windschatten der Schlossinsel-Marina, die auch ein offizielles IBA-Projekt war, kamen weitere Investoren auf das Thema Wohnen im Harburger Binnenhafen: darunter Aurelius, Sahle, Revitalis, Behrendt Bau und Privatinvestoren. Lorenz: „Es war Ole von Beust, der am 12. September 2002 bei der Grundsteinlegung für den Kaispeicher am Veritaskai nicht nur die Entlassung des Harburger Binnenhafens aus dem Hamburger Hafengebiet ankündigte, sondern auch ankündigte, dass hier Arbeiten und Wohnen zugelassen werden sollen. Das war meines Erachtens der erste Impuls.“ Zumindest der erste öffentliche Impuls, denn das Thema hatte zuvor bereits einige Akteure in Harburg umgetrieben. Das Ergebnis spiegelt sich in den offiziellen Zahlen wieder – und in der ungebrochenen Nachfrage nach Wohnraum auch im Binnenhafen. Lorenz: „Heute heißt es ‚Harburg? Ja, bitte!‘ Das hat sich spürbar verändert.“ wb
Web: http://lorenzhh.de/projekt_katalog/26/brueckenquartier/