B&P VORORT Christian Barnbeck und Harro Dahlgrün von Meynstapler über die Diesel-Debatte, die Produktvielfalt bei Gabelstaplern und Lagertechnik sowie die Elektromobilität
Während die deutsche Autoindustrie derzeit massiv unter Druck steht und sich mit der Diesel-Affäre herumschlägt, ergreift die Entwicklung mit ein paar Jahren Verzögerung nun auch Fahrzeuge, die bislang nicht unbedingt im Fokus standen. Beispielsweise Gabelstapler, von denen nach wie vor ein großer Anteil mit Dieselmotoren ausgestattet ist. Nicht etwa, dass hier Schummel-Software zum Einsatz käme, aber die Restriktionen und Regularien treffen nun auch verstärkt die Hersteller, wie Harro Dahlgrün sagt, Serviceleiter bei Meynstapler in Apensen: „Auch Stapler müssen die Euro-Normen für Dieselfahrzeuge erfüllen. Wir haben Stapler mit AdBlue-Technologie, Partikelfilter, und Oxidationskatalysator – das volle Programm und alles elektronisch gesteuert. Die verschiedenen Technologien kommen je nach Stapler-Klasse zum Einsatz.“ Und Meynstapler-Geschäftsführer Christian Barnbeck sagt: „Wir rechnen damit, dass die Hersteller ihre Preise ab Mitte 2019 entsprechend anheben werden.“
Die Diesel-Debatte wird nach Ansicht der Stapler-Spezialisten, die einen großen Kundenkreis im Elbe-Weser-Dreieck betreuen, dazu führen, dass der Marktanteil von Elektro-Staplern weiter steigt. Bereits heute liegen Diesel- und E-Geräte gleichauf. Ein kleinerer Anteil entfällt auf Stapler mit Treibgasantrieb. Barnbeck: „Die technische Entwicklung aus der Automobilindustrie kommt jetzt auch in unserer Branche an. Allerdings gibt es für die Hersteller eine Regelung, die es ihnen erlaubt, bereits produzierte oder gekaufte Komponenten, also auch Motoren, noch einzubauen, bevor auf die sauberen Dieselaggregate umgestellt werden muss.“
Partner von Doosan
Meynstapler ist als ausgewiesenes Beratung, Handels- und Serviceunternehmen eine Brücke zwischen Hersteller und Endkunde. Verkauft und vermietet werden Stapler des südkoreanischen Herstellers Doosan, der weltweit vor allem für Baumaschinen bekannt ist und seit 2017 die umweltfreundlichen und hocheffizienten G2 Motoren für die Premium Stapler-Modelle anderer Hersteller liefert. Christian Barnbeck: „Wer aber unbedingt einen Stapler anderer Markenhersteller haben möchte, bekommt den bei uns auch.“ Dennoch ist Doosan als Vertragspartner eine Säule der Meynstapler-Aktivitäten.
Die Produktpalette, dargestellt im Firmenprospekt, reicht vom Dieselstapler über den Treibgasstapler bis zu den Elektrostaplern sowie im Bereich Lagertechnik zu den sogenannten Niederhubwagen und Hochhubwagen – das allein sind schon mal mehr als 40 Baureihen, die sich wiederum in verschiedene Traglast-Klassen und Ausstattungsvarianten (Duplexmasten, Triplexmasten) unterteilen. Doch damit nicht genug: Serviceleiter Dahlgrün hat zum B&P-Termin ein technisches Handbuch mitgebracht, in dem zahllose Anbaugeräte verzeichnet sind: seitlich verschiebbare Gabeln, separat verschiebbare Zinken für verschiedene Palettenformate (das sogenannte „Zinkenverstellgerät“), Ballengreifer, Transportdorne und vieles mehr. Noch ein Unterscheidungskriterium: Soll der Stapler mit einem Fahrerschutzdach ausgestattet sein oder doch lieber mit einer Vollkabine? Kurz: Aus dieser kurzen Zusammenfassung ergeben sich schnell Hunderte, wenn nicht mehr Varianten.
Duplexmasten oder Triplexmast?
Dahlgrün: „Deshalb ist es wichtig, den Kunden gut zu beraten. Die erste Frage lautet immer: Was wollen Sie transportieren? Da geht es um Länge, Höhe, Breite und natürlich das Gewicht des Transportgutes. So lässt sich die Vielfalt der Stapler-Palette schnell eingrenzen. Im nächsten Schritt fragen wir Bauhöhen zum Beispiel von Hallen, Hubhöhen für die vorhandenen Regale und den Untergrund ab. Ein Beispiel: Will jemand Container entladen, ist schon mal klar, dass er einen Stapler mit Triplexmast haben muss, denn der fährt im Gegensatz zum Duplexmast beim Anheben der Ware nicht sofort nach oben aus – geht ja auch nicht im Container.“
Der Untergrund ist ein spezielles Thema, denn ein Stapler ist immer schwerer als das Höchstgewicht seiner Tragkraft, da er ein stabiles Gegengewicht bilden muss. Der Goliath unter den Doosan-Staplern hat eine Tragkraft von 25 Tonnen, wiegt selbst aber noch einmal 38,5 Tonnen. Voll ausgelastet kommen da knapp 65 Tonnen Gewicht zusammen – mehr als ein voll aufgerüsteter Kampfpanzer Leopard 2, der allerdings auf Ketten fährt, nicht auf Rädern. Dieser neue Stapler made in Südkorea eignet sich auch für Hafenbetriebe und Container-Logistik.
Es geht allerdings auch deutlich leichter: Der David unter den Doosan-Geräten ist ein Hochhubwagen, der eine Tonne Gewicht heben kann. Der kleinste Niederhubwagen, ein elektrisch angetriebenes, handgeführtes Modell, trägt 1,8 Tonnen und ist häufig im Einzelhandel zu finden, um beispielsweise Getränkepaletten zu verschieben. Barnbeck: „Das am häufigsten nachgefragte Modell – sozusagen unser ‚Brot- und Butter-Stapler‘ – ist der Drei-Tonnen-Diesel.“
Tendenz zum E-Stapler
Meynstapler geht davon aus, dass die E-Mobilität das Geschäft künftig noch viel stärker dominieren wird. „Die Tendenz ist eindeutig. Ein E-Stapler im durchschnittlichen Einsatz schafft heute eine Acht-Stunden Schicht, bevor er aufgeladen werden muss. Das ist schon recht gut. Ein Diesel-Stapler ist zwar aktuell noch 20 bis 30 Prozent günstiger in der Anschaffung, aber das E-Modell amortisiert sich durchschnittlich nach drei bis vier Jahren.“, sagt Barnbeck. Und sein Serviceleiter fügt hinzu: „Wer mehr Leistung möchte, kann den Batterieblock auch auswechseln – die Ladezeiten sind im Standard mit acht bis 14 Stunden ja recht lang. Noch ist es eine Kostenfrage, aber irgendwann werden Lithium-Ionen-Batterien auch hier Einzug halten.“
Dahlgrün weiter: „Beim Thema Stapler geht es heute stark um Technik. Der Wandel kam schlagartig. Deshalb ist für uns die Beratung der wichtigste Punkt. Wir fahren zum Kunden und schauen uns genau an, was er braucht.“ Die Serviceabteilung von Meynstapler hat 25 Mitarbeiter, von denen ein Teil ständig zwischen Bremen und Cuxhaven, Stade und Verden sowie Hamburg und Uelzen unterwegs zum Kunden ist, um Stapler vor Ort zu warten oder zu reparieren und zu beraten. Geschäftsführer Barnbeck: „Einen Stapler kann man eben nicht einfach im Internet bestellen – das ist ein beratungsintensives Produkt, für das zudem zahlreiche Vorschriften, Regularien und technische Vorgaben gelten.“ wb
>> Web: www.meynstapler.com