Initiative aus Hamburg – Die Meisterkurse sollen gebührenfrei werden

Wirtschaftssenator Frank Horch spricht mit Sophie Staufenbiel. Die Magdeburgerin sitzt ebenfalls im Meisterkurs Zahntechnik und braucht für ihre Ausbildung Ersparnisse auf. Sie lebt außerdem vom Meister-Bafög.Wirtschaftssenator Frank Horch spricht mit Sophie Staufenbiel. Die Magdeburgerin sitzt ebenfalls im Meisterkurs Zahntechnik und braucht für ihre Ausbildung Ersparnisse auf. Sie lebt außerdem vom Meister-Bafög.

Wirtschaftssenator Frank Horch und Handwerkskammer-Präsident Josef Katzer im Elbcampus – Bundesweiter Vorstoß angekündigt

Wer seinen Meister sucht, sollte zunächst das Portemonnaie finden – auf diese schlichte Formel ließe sich die derzeitige Situation im deutschen Handwerk wohl am besten bringen. Grund: Die Kosten für die Meisterausbildung werden vielerorts noch aus der eigenen Tasche bezahlt. Bis zu 18 000 Euro kann es kosten, bis die entsprechenden Kurse absolviert sind. Ein Großteil davon wird für die Lehrgangsgebühren fällig. Im Schulterschluss mit dem Präsidenten der Handwerkskammer Hamburg, Josef Katzer, startet Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch jetzt eine bundesweite Initiative, um die Meisterschüler von der Gebührenlast zu befreien. Das kündigte er bei einem Besuch im Elbcampus Harburg an. Im Kompetenzzentrum des Hamburger Handwerks in Harburg werden unter anderem zahlreiche Meisterkurse angeboten.

„Wir haben ein klares Ziel: Die Meisterausbildung soll wie ein Studium Gebührenfrei sein“, erklärte Horch im Gespräch mit angehenden Zahntechniker- und Metallbaumeistern. Das gemeinsame Ziel mit der Kammer laute: Chancengleichheit für akademische und berufliche Bildung. Der Wirtschaftssenator Horch erläuterte: „Der digitale Wandel, Industrie 4.0, all das erfordert hervorragend ausgebildete Fachkräfte. Meisterinnen und Meister haben dabei einen hohen Stellenwert. Wir werden die Herausforderungen nur dann bewältigen, wenn wir die Rahmenbedingungen bei der Aus- und Weiterbildung gerecht und nachhaltig gestalten. Hamburg wird hier ein Zeichen setzen.“

Die Handwerkskammer Hamburg begrüßt die Initiative des Hamburger Senats. Präsident Katzer bekräftige: „Es ist dringend geboten, die BAfÖG-Förderung neu zu ordnen! Der Weg zum Meister darf nicht steiniger sein als der zum Bachelor. Warum ist ein Studium kostenfrei und der Weg zum Meister kostet viele tausend Euro?“

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Kosten für den Meisterbrief

Die Kosten für eine Meisterqualifikation liegen je nach Beruf bei bis zu 18 000 Euro. Darin sind enthalten: Kosten für die Meistervorbereitungskurse der Prüfungsteile I bis IV plus Prüfungsgebühren plus Kosten für das Meisterstück oder das Meisterprüfungsprojekt. Das summiert sich beispielsweise bei Tischler-Meistern auf rund 18 000 Euro, bei Elektrotechnikern auf mehr als 15 000 Euro, bei Metallbauern und bei Feinwerkmechanikern kommen rund 13 000 Euro zusammen und bei den Zahntechnikern etwa 10 000 Euro.

Es gilt, Anreize für Nachwuchskräfte zu schaffen, sich zu Meisterinnen und Meistern fortzubilden. Dazu gehört, die berufliche Aufstiegsfortbildung mit der akademischen Bildung gleichzustellen, auch finanziell. Den Weg des Senats, die Kompensation der anfallenden Kosten über eine Neufassung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG) zu realisieren, unterstützt die Handwerkskammer uneingeschränkt. Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat sich für einen solchen Weg ausgesprochen. Horch appellierte an die Lehrgangsteilnehmer, unbedingt weiter auf Bildung zu setzen, und schärfte den Blick für den stark zunehmenden Fachkräftemangel.

Das Ziel: Chancengleichheit

Präsident Katzer: „Unsere Meisterschüler in der Hansestadt dürfen grundsätzlich nicht schlechter gestellt werden als Studenten. Chancengleichheit ist das Gebot der Stunde! Da es in dieser Frage einen parteiübergreifenden Konsens im Bund gibt, muss die Änderung des AFBG von einer neuen Koalition im Bund zügig umgesetzt werden. Sollte sich das Vorhaben verzögern, erwarten wir vom Senat, sein Versprechen einzulösen, eine Zwischenlösung für angehende Handwerksmeisterinnen und -meister zu finden“, unterstrich Katzer, „Hamburg könnte dann dem Beispiel Niedersachsens folgen und temporär eine Meisterprämie einführen.“ Bundesweit gehe es um mehrere 100 Millionen Euro.

Angesichts der Tatsache, dass viele Lehrgangsteilnehmer im Elbcampus gar nicht aus Hamburg kommen, wurde bei dem Besuch eines schnell deutlich: Die beste Lösung wäre eine bundesweit einheitliche Regelung. Dazu Horch: „In Hamburg befassen wir uns mit diesem Thema seit Jahren. In anderen Bundesländern ist man da noch nicht so weit – folglich ist die Begeisterung für unseren Ansatz eher gering. Wir werden uns dennoch darum bemühen, alle mitzunehmen. Gelingt das nicht, sollten wir auf jeden Fall eine Regelung für Norddeutschland treffen, damit sich die Länder nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Im ungünstigsten Fall setzen wir den Plan allein um. Der Hamburger Weg ist beschlossene Sache.“ wb

 

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