Kerstin Maack und Torsten Lange über den
Einzelhandel, die BUXCard und 16 mutige Geschäftsleute
Hansestadt, Märchenstadt, Einkaufsstadt – Buxtehude kann gleich mit mehreren „Titeln“ aufwarten und ist selbstbewusst genug, sich in angespannten Zeiten zu behaupten. Während in anderen Städten die Sorge um den Exodus des stationären Einzelhandels immer lauter wird, trotzen Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing dem prognostizierten Corona-Trend hin zur kollektiven Geschäftsaufgabe und präsentieren eine unerwartete Zahl, die Hoffnung für die Zeit nach der Pandemie macht. Kurz: Die Stadt lebt! Kerstin Maack, Leiterin der Wirtschaftsförderung: „Wir hatten in den vergangenen zwölf Monaten, also von Beginn des ersten Lockdown im März 2020 bis Ostern 2021, insgesamt 16 Geschäftseröffnungen in der Innenstadt.“ Die Zahl der freien Ladengeschäfte liegt dem Vernehmen nach aktuell weit unter dem Durchschnitt einer als „gesund“ zu bezeichnenden Leerstandsquote vergleichbarer Städte.
Was die Wirtschaftsförderin besonders freut: Die neuen oder übernommenen Geschäfte sind durchweg inhabergeführt – damit stemmt sich Buxtehude gegen das urbane Einerlei der Filialisten, die mit ihrer breiten Präsenz dafür sorgen, dass sich die Fußgängerzonen zwischen Flensburg und Passau immer mehr angleichen. Kerstin Maack: „Natürlich brauchen wir auch die Filialisten, aber Buxtehude lebt von der individuellen Kleinteiligkeit des Einzelhandels. Der Mix muss stimmen. Vielfalt ist die Stärke von Buxtehude.“ Getreu dem Märchen von Hase und Igel: Wenn nach der Pandemie die vermisste Freiheit zurückkehrt, ist Buxtehudes Einzelhandel schon da.
Eine Momentaufnahme
Die Innenstadt (dazu zählt in Verlängerung der Fußgängerzone Lange Straße auch die Bahnhofstraße) hatte 2015 (Stand der letzten Zählung) 156 Betriebe mit insgesamt
44 270 Quadratmetern Verkaufsfläche, wobei ein großer Anteil allein auf das Modehaus Stackmann entfällt. Vor allem am Fleth haben sich viele kleine Geschäfte und gastronomische Betriebe angesiedelt. Hier wie auch andernorts sind immer mal wieder Flächen zu haben. Nachzulesen auf der städtischen Homepage (Link siehe unten).
Kerstin Maack: „Wir haben in dem Zeitraum auch zwei Geschäftsaufgaben, allerdings nicht wegen Corona, sondern mangels Nachfolger. 16 neue oder übernommene Geschäfte, das ist aber auch aus unserer Sicht eine überraschend gute Entwicklung, die in Corona-Zeiten so nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre. Aber das zeigt: Buxtehude ist als Handelsplatz attraktiv.“ Und sie sagt: „Diese Zahl darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage im stationären Einzelhandel durch die langen Schließungen äußerst angespannt ist. Wirtschaftlich, aber auch organisatorisch beispielsweise durch das Thema Termin-Shopping. Deshalb ist das positive Fazit nach einem Jahr Corona nur eine Momentaufnahme. Unter den Neuen sind mehrere Bekleidungsgeschäfte (Damenmode, Babymode), eine Buchhandlung, ein Unverpackt-Laden und vier (!) gastronomische Betriebe. Ebenfalls bemerkenswert: Mit „Olivenholz erleben“ eröffnet ein Online-Anbieter seinen ersten Laden. Es gibt also auch eine Gegenbewegung zum digitalen Trend. Interessant ist zudem das „Fachl-Konzept“ aus Österreich, ein Franchise-Unternehmen. Hier können Interessierte Fächer in verschiedenen Größen mieten, in denen sie ihre Ware anbieten. Wenn es gut läuft, heißt das: Ein Ladengeschäft mit vielen kleinen Mini-Läden unter einem Dach.
„Arbeitgeber Innenstadt“
Dass sich Buxtehude gut nach außen darstellt und das regionale Einkaufen fördert, ist Aufgabe von Torsten Lange, Leiter der Fachgruppe Kultur, Tourismus, Stadtmarketing in der Hansestadt Buxtehude und Landesbeauftragter des Landesverbandes Niedersachsen-Bremen der Bundesvereinigung für City- und Stadtmarketing Deutschland e.V. Er arbeitet eng verzahnt mit der Wirtschaftsförderung zusammen. Beide Institutionen sehen Buxtehude auch als „Arbeitgeber Innenstadt“, denn hier arbeiten viele Menschen. Schaut man auf die „sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort“ stemmt der Handel allein einen satten Anteil von 20 Prozent. Torsten Lange und Kerstin Maack sitzen auch im 2015 geschaffenen Marketing-Beirat der Hansestadt, in dem wiederum Partner aus der Wirtschaft und den Vereinen zusammenkommen. Künftig soll möglichst auch die örtliche Immobilienwirtschaft mit am Tisch sitzen.
Einer Anschubfinanzierung der Sparkasse Harburg-Buxtehude ist es zu verdanken, dass in diesem Jahr eine Idee umgesetzt wird, die bereits seit 2015 immer wieder bewegt wurde: die BUXCard. Sie soll als lokaler Geschenkgutschein flexibel in allen beteiligten Läden eingelöst werden können. Lange: „Zum Start wollten wir 30 Geschäfte zur Teilnahme bewegen – jetzt haben wir schon fast 50.“ Buxtehude arbeitet mit der AVS GmbH in Bayreuth zusammen, einem Dienstleister, der sich auf solche Kartensysteme spezialisiert hat. Torsten Lange: „Die BUXCard kann beispielsweise auch als Geschenk oder Erfolgsbonus von Arbeitgebern an die Mitarbeiter ausgegeben werden. Ziel ist es, die Kaufkraft in Buxtehude zu halten.“ Torsten Lange geht davon aus, dass das BUXCard-System zum
1. September in Betrieb genommen wird. wb
>> Web: https://www.buxtehude.de/
wirtschaft/freie-ladengeschaefte/.