Der Hamburger Handel plant eine eigene Digital-Akademie

Wir sprechen aber immer noch von einer Kooperation, nicht von einer Fusion, richtig?

Tschirch: Die Verbände bleiben rechtlich eigenständig. Die Idee der Kooperation reifte zwar schon länger, ist aber aktueller denn je. Zusammenarbeit ist auch ein Thema in Unternehmen. Aber so überraschend das klingt: Bei Verbänden ist das alles andere als selbstverständlich. Dort treffen wir auf den Führungsebenen häufig eher auf Abgrenzung, um die eigene Legitimation zu erhöhen. Bei Nordhandel ist der Ansatz ein anderer: Wir wollen die Themen, die die Handelsstufen übergreifend beschäftigen, zusammen nach außen vertreten. Durch das Bündeln der Kräfte sind wir interessanter für die Politik, denn es gibt nur noch einen Ansprechpartner und wir sprechen mit einer Stimme. Das führt zu einem hohen Interesse.

Ist das nicht auch eine Aufgabe der Handelskammer?

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Tschirch: Unsere Ehrenamtsträger haben gerade durch die neuen Mehrheitsverhältnisse in der Handelskammer einen zusätzlichen Impuls bekommen. Wir müssen davon ausgehen, dass die politische Interessenvertretung, die wir bislang bequem über die Kammer abwickeln konnten, so künftig nicht mehr funktioniert. Damit hier kein Vakuum entsteht, haben wir unsere Gremien davon überzeugen können, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, die Zusammenarbeit zu intensivieren.

Gibt es noch weitere Verbände, die unter das Nordhandel-Dach schlüpfen könnten?

Tschirch: Wir machen keine Closed-Shop-Politik, im Gegenteil: Wir sind offen für die vielen Verbände, die sich mit Außenhandel befassen.  Wir werden noch einen Interessenten hinzubekommen, der sich mit der Online-Thematik beschäftigt. Und ganz wesentlich: Die Veranstaltung bleibt offen. Wer mitmachen möchte, ist eingeladen.

Nun haben Sie sich hier an der Straße Kurze Mühren auch von den Räumlichkeiten her ganz neu aufgestellt. Da stellt sich Frage: Ist jetzt ein Ziel erreicht? Oder ist das erst der Anfang der Geschichte – gibt es in zehn Jahren vielleicht nur noch einen Verband?

Krupke: Ausgeschlossen ist nichts, aber es ist nichts geplant. Eine Fusion ist nicht mal angedacht. Aber die Kooperation werden wir natürlich ausbauen.

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Tschirch: Es gibt durchaus Fragen, in denen ein Verband auch eine eigene Position vertritt. Es geht uns mehr um die übergeordneten Themen. Und ich möchte hinzufügen: Nordhandel ist die Interessenvertretung im Handel und bekennt sich klar zu UV Nord. Das ist die gesamtwirtschaftliche Interessenvertretung der Verbände in Hamburg und Schleswig-Holstein. UV Nord hat in Schleswig-Holstein eine ähnliche Präsenz wie die Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände in Niedersachsen. In Hamburg muss das noch ein bisschen verstärkt werden.