Ralf Markowski (Juwelier Arnold) und Dr. Antje Krey (Pretagus GmbH) über ein ungewöhnliches Investment
Wenn in der derzeitigen Niedrigzinsphase von „Betongold“ die Rede ist, geht es um Kapitalanlagen im Immobilienbereich. Kurz: Wer Geld hat, kauft Grundstücke. Eine ganz andere Möglichkeit bietet die Pretagus GmbH an – hier investieren Anleger in Diamanten, genau gesagt in Brillanten, denn die Anlageobjekte sind allesamt geschliffen und funkeln facettenreich im Licht der Arbeitslampe, unter der Ralf Markowski, Inhaber des Hamburger Unternehmens Juwelier Arnold, und Dr. Antje Krey, Geschäftsführerin der Pretagus GmbH, ein paar hochwertige Stücke zur Ansicht ausbreiten.
Der Diamanten-Gutachter und die promovierte Betriebswirtin arbeiten eng zusammen. Markowski ist bestens vernetzt in der Szene, hat zahllose Kontakte zu Auktionshäusern und handelt unter anderem auch mit Steinen, die so selten sind, dass es Fachleute gibt, die derartige Pretiosen in ihrem ganzen Leben nicht zu Gesicht bekommen. Aus dem Koffer holt er eine kleine Schachtel, in der ein oval geschliffener rosa Brillant liegt – ein 3,04-Karäter mit GIA-Zertifikat. Markowski: „Solche Steine werden in Australien gefunden. Auf eine Million Karat kommt etwa ein Karat in rosa oder pink. Das sind absolut seltene Stücke. Um so einen durchgehend gefärbten Stein zu finden, müssen zigtausend Tonnen Gestein bewegt werden.“
Ein seltenes Stück also, das in diesem Fall nicht auf direktem Weg aus einer Schleiferei, sondern aus einem Ring stammt. Ein ähnliches Stück, allerdings mit satten acht Karat, wurde unlängst für 14,5 Millionen Euro versteigert (inklusive 25 Prozent Aufgeld für das Auktionshaus). Markowski: „Solche Steine werden in der Regel auf dem asiatischen Markt nachgefragt. Es gibt nur eine kleine Käuferschaft.“ Sotheby’s hat schon angefragt – der Stein soll in Hongkong angeboten werden. Um Steine hoher Qualität und vor allem mit Zertifikat zu guten Konditionen zu bekommen, arbeiten Pretagus und Markowski bei der Beschaffung zusammen. Markowski ist dabei ein Allrounder, denn in seinem Geschäft in den Hamburger Colonnaden nimmt er auch Schmuck in Zahlung, taxiert hochwertige Uhren, kümmert sich um Kunst und Antiquitäten – eben alles, was von Wert ist. Nicht selten kommt dabei das Gespräch auch auf Anlagemöglichkeiten.
Zollfreie Einlagerung
Das ist ein Fall für Dr. Antje Krey: „Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, die Steine zollfrei einzulagern. Ein völlig legales Verfahren. Der Investor spart die Mehrwertsteuer. Sollte er seinen Stein später zu einem Schmuckstück verarbeiten, muss er die nachzahlen.“ Grundsätzlich geht es aber um Wertanlagen, die im Tresor liegen. Zollfreie Lagerung bietet die Pretagus GmbH in Frankfurt und Genf an.
Ein konstruierter Fall: Ein Kunde möchte 100 000 Euro anlegen. Dr. Krey: „Dann stellt sich die Frage, ob er das Geld in einen Stein oder in mehrere investieren möchte. Manchmal ist es einfacher, eine Summe auf drei oder vier Steine zu verteilen – beispielsweise wenn Kinder als Erben da sind oder ein Anteil verkauft werden soll. Wir unterbreiten unserem Kunden einen Vorschlag und stellen eine Auswahl von Steinen zusammen.“
Die Pretagus-Geschäftsführerin betont, dass diese Art der Geldanlage (ab 12 000 Euro) eher einen langfristigen Charakter hat. Sie sagt: „1960 kostete ein lupenreiner Ein-Karäter 2700 US-Dollar. So viel wie ein Familienauto. Das ist heute längst Schrott, aber der Stein hat einen Wert von 24 500 Dollar.“ Zugegeben, dazwischen liegen 55 Jahre – so viel Zeit hat wohl kaum ein Anleger im Blick. Aber das Beispiel zeigt, wie sich die Werte steigern. Dr. Krey: „Diamanten sind ein diskreter Vermögenswert, der nicht registriert wird. Und er lässt sich leicht transportieren. In eine Hand können Sie leicht eine Million Euro hineinpacken. In Form von handelsüblichen, normalen Mehrkarätern von hoher Qualität, versteht sich.
Es geht aber auch anders: Ende April hat ein weißer, lupenreiner, etwa wallnussgroßer 100-Karäter bei Sotheby’s einen Preis von 22 Millionen Dollar erzielt. Und das war nicht der teuerste Stein aller Zeiten: 2013 wechselte bei einer Sotheby‘s-Auktion der lupenreine Edelstein „Pink Star“ (59,60 Karat) für die Rekordsumme von rund 62 Millionen Euro inklusive Provision den Besitzer.
TIPP:
Wer alten Goldschmuck in den üblichen Ankauf gibt, wird häufig mit der Aussage konfrontiert, die Steine seien ohnehin nichts wert – gezahlt wird nur der Goldpreis. Ralf Markowski hält das für un-seriös. Der Diamant-Gutachter sagt: „Natürlich können die Steine etwas wert sein. Wir schauen uns das sehr genau an und taxieren auch die Brillanten und andere Edelsteine.“ Dabei reicht die Spanne der taxierten Steine von 0,1 Karat für 100 Euro bis hin zu Mehrkarätern für 100 000 Euro.
Sowohl Ralf Markowski als auch Dr. Antje Krey ist wichtig, dass ausschließlich konfliktfreie Diamanten gehandelt werden. Oder eben Steine aus alten Schmuckstücken wie der eingangs erwähnte rosa Brillant. Die Fachleute sprechen vom Kimberley-Zertifikat. Es stellt sicher, dass die Rohware nicht aus Minen stammt, mit deren Erlösen Konflikte finanziert werden. wb
Web: www.pretagus.de www.arnold-schmuck.de