Neuheiten und Trends aus der Welt der Pflanzen – Hortensien stehen in diesem Jahr hoch im Kurs – Fachleute stehen dem Kunden zur Seite
Wenn Mario Fassnauer durch sein „Reich“ geht, fällt ihm zu jedem „Bewohner“ etwas ein: Hier sind es die Hortensien, dort der Rote Schlitzahorn und ein paar Meter weiter die Bodendecker. Der 39-jährige gelernte Gärtner und studierte Gartenplaner ist Leiter des Bereichs Baumschule bei Garten Matthies in Hittfeld. Und damit insbesondere zuständig für alles, „was Holz bildet“ – also Gehölze und Stauden.
Das Spektrum reicht von der kleinblättrigen Rebhuhnbeere, einem filigranen Bodendecker, bis hin zur vier Meter hohen Akazie und zur feinen Scheinbuche. Zu Fassnauers Arbeitsbereich gehören neben Stauden, Gräsern und Gehölzen auch die Wasserpflanzen – weil sie ebenfalls im Außenbereich stehen.
Nachdem die Zeit der Frühblüher längst verstrichen ist (Abteilung Beet- und Balkonpflanzen) und auch die Rhododendren ihre Blüte hinter sich haben, beginnt nun die Saison der prächtigen Hortensien. Hier sind neue Sorten auf dem Markt, die von Juni bis September blühen, teilweise sogar in dieser Zeit die Farbe wechseln.
TIPP:
Hortensien lieben den Halbschatten und gedeihen gut, wenn sie in Rhododendren-Erde gesetzt werden. Wird „Hortensien-Blau“ als Dünger hinzugegeben, bilden sie eine kräftige blaue Farbe aus, wenn nicht, bleibt die Blüte rosa. Hortensien nie im Herbst schneiden! Rispenhortensien lassen sich sehr gut im Frühjahr schneiden. Bauernhortensien sollten besser gar nicht, „Endless Summer“ und Co. nur im Notfall geschnitten werden. Dann blühen sie zumindest im Laufe des Sommers, auch wenn die erste Blüte weggefroren ist oder weggeschnitten wurde.
Mario Fassnauer: „Mit den Sorten ‚Endless Summer‘ haben wir bei den Bauernhortensien eine Züchtung, die zwei Mal blüht. Erst im Sommer, dann noch einmal zum Ende des Sommers. Ähnlich verhält es sich mit ‚Forever & Ever‘ und ‚Everbloom‘. Diese Pflanzen sind winterhart, müssen allerdings vor starkem Frost geschützt werden, wenn sie im Kübel stehen. Das gilt grundsätzlich.“ Er verweist auch auf die große Vielfalt der Rispenhortensien, die ihre Farbe während der Blüteperiode verändern.
Verkauft werden Pflanzen bei Matthies grundsätzlich im Kübel. Der große Vorteil: Sie können während der gesamten Saison gepflanzt werden – „nur bei Bodenfrost geht nichts“, sagt Geschäftsführer Carsten Matthies. Der Großteil der Ware im Sortiment stammt aus Schleswig-Holstein, aus dem Ammerland, teilweise aus Holland sowie aus Belgien – im Gegensatz zu den Beet- und Balkonpflanzen, die besonders im Frühjahr in den Betrieben der Vier- und Marschlanden angeboten werden. Zimmerpflanzen, eine weitere Abteilung bei Matthies, sind dagegen wieder ein Thema, auf das sich holländische Betriebe spezialisiert haben. Vor allem die „Orchideen-Fabriken“ seien unerreicht durchprofessionalisiert, sagt Carsten Matthies.
Renaissance für den Gemüseanbau
Trends im Pflanzenbereich lassen sich immer ausmachen, die Branche kann allerdings nur verzögert reagieren, weil Aufzucht und Großproduktion oft mehrere Jahre Vorlauf haben. Matthies: „Auf jeden Fall haben wir einen Trend in Richtung Garten-Kräuter und Gemüseanbau für Selbstversorger. Erst kürzlich hatten wir hier ein Tomaten-Seminar, zu dem sich 60 Teilnehmer angemeldet haben. Die Idee, zumindest im kleinen Rahmen eigenes Gemüse zu ziehen oder die eigenen Kräuter zu nutzen, erlebt eine Renaissance.“ Dasselbe gilt für Obst wie Apfel, Birne und Heidelbeere. Mario Fassnauer: „Seit fünf Jahren nimmt die Nachfrage zu. Es gibt mittlerweile schwach wachsende Veredelungen, die relativ zügig tragen. Die eignen sich natürlich auch für den heimischen Garten.“
TIPP:
Wer eigene Äpfel im Garten ernten möchte, sollte auf jeden Fall mehrere Bäume pflanzen, da eine gegenseitige Be-fruchtung der Blütenstände stattfindet. Stehen bereits in der Nähe Apfelbäume, reicht das als genetisches Pendant aus.
Carsten Matthies: „Schön, dass es wieder mal eine konservativ Warengruppe gibt, die nachgefragt wird. Da muss nicht ständig etwas Neues erfunden werden.“ So wie beispielsweise bei den Rosen, die jetzt im beginnenden Sommer in voller Blüte stehen. Die deutschen Züchtungen waren zwar immer gesund, dufteten aber nicht mehr – anders als die englischen Sorten, die stattdessen etwas anfälliger gegen Krankheiten waren. Mittlerweile, so Matthies, sind deutsche Sorten im Handel, die nun auch wieder duften und gleichzeitig sehr gesund sind.
Noch mehr Trends: Während Koniferen und Bambus derzeit eher auf dem Rückmarsch sind, erlebt der Portugiesische Kirschlorbeer ein Nachfragehoch. Mario Fassnauer: „Kirschlorbeer ist ein immergrüner Klassiker, der gern gekauft wird, um Sichtschutz zu bilden. Die portugiesische Variante hat kleinere Blätter und sieht dadurch feiner aus. Sie wächst etwas langsamer, wird aber dichter.“
TIPP:
Wer Probleme mit Pflanzen hat, kann sich bei Matthies kostenlos beraten lassen. Die Mitarbeiter prüfen den PH-Wert des Bodens und analysieren mitgebrachte Äste, die beispielsweise einen Pilzbefall zeigen. Wer unsicher ist, welche Stauden sich in einem Beet so kombinieren lassen, dass das ganze Jahr über etwas blüht, kann Mario Fassnauer und seine Kollegen gern befragen.
Elf Mitarbeiter sind in den drei Pflanzenabteilungen von Matthies beschäftigt. Allein Mario Fassnauer betreut eine Fläche von 750 Quadratmetern mit ständig wechselndem Sortiment. wb
Web: www.garten-matthies.com