Im Harburger Binnenhafen forscht die Fraunhofer- Gesellschaft an der
Maritimen Zukunft.
Es ist eine Idee, die irgendwie beides ist: Ein bisschen verrückt, aber gleichzeitig auch ziemlich naheliegend. Mit autonom fahrenden Barkassen soll der innerstädtische Warenverkehr in Metropolen mit vielen Wasserwegen – wie zum Beispiel Hamburg – revolutioniert werden. Das im Harburger Binnenhafen passend angesiedelte Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML verfolgt aktuell genau diesen Plan. Ralf Fiedler, Gruppenleiter Hafen und Terminalentwicklung am CML, stellte die Vision im Rahmen der vom Channel Hamburg organisierten Online-Veranstaltung „Maritime & More“ vor. Die WaCaBa (so der interne Spitzname, der sich von der Bezeichnung „Water Cargo Barge“ herleitet) ist demnach ein Transportfahrzeug, das noch vor Kurzem undenkbar gewesen wäre. „Es ist natürlich eine vergleichsweise kleine Einheit, und da wären die Personalkosten früher immer das Killer-Argument gewesen. Aber in Zeiten autonomer Verkehre können hier neue Möglichkeiten entstehen“, so Fiedler.
Insgesamt befänden sich die Planungen noch in einem sehr frühen Stadium. Vieles sei noch ungeklärt, beispielsweise die Frage nach der Antriebsart, nach der Größe der Schiffe und Grundsätzliches rund um den Bereich der Navigation. Ebenfalls noch völlig offen sei, ob es überhaupt Nachfrage nach einem solchen Transportmittel gebe, so Fiedler. Und weiter: „Wir reden hier natürlich über eine Henne-Ei-Problematik. Denn solange das Projekt nicht realisiert ist, kommt natürlich auch niemand und fragt das nach. Ich denke aber, dass irgendwann einmal ein Anbieter ins wirtschaftliche Risiko gehen muss, um zu sehen, ob es für die WaCaBa ein geeignetes Nutzungsszenario gibt.“
Getakteter Transport
Die Vorteile einer solchen Lösung liegen jedenfalls auf der Hand: Verkehrswege würden entlastet, große Mengen könnten vergleichsweise einfach transportiert werden, und auch die Umwelt würde profitieren, denn die WaCaBa soll emissionsarm unterwegs sein. Reizvoll für potenzielle Nutzer könnte auch der Gedanke sein, das autonome Boot – wie angedacht – im Ring- oder Pendelverkehr zu betreiben und damit so etwas wie einen Takt für diese Art des Wassertransportes zu etablieren.
Prof. Dr. Carlos Jahn, Leiter des CML, glaubt jedenfalls an die WaCaBa, gab aber zu bedenken, dass bei solch einem autonom fahrenden Modell noch eine Reihe rechtlicher Fragen zu klären sei. Gleichzeitig ist er überzeugt davon, dass der Druck in Richtung umweltgerechtes Wirtschaften in den kommenden fünf bis zehn Jahren noch einmal deutlich zunehmen wird: „Spätestens da könnte die Nachfrage nach der WaCaBa dann kommen.“
CML-Neubau schreitet zügig voran
Die Arbeiten für dieses Modell werden übrigens – ebenso wie die zahlreichen anderen Forschungsprojekte des Fraunhofer CML – bald ein neues Zuhause bekommen. Denn die Arbeiten an dem zukünftigen Standort des Instituts am Lotsekanal im Channel Hamburg schreiten zügig voran. „Wir sind bereits beim Innenausbau“, berichtete Carlos Jahn im Rahmen von „Maritime & More“. Das Gebäude, erstellt von HC Hagemann, hat direkten Wasseranschluss und bildet den markanten Eckstein eingangs des Kaufhauskanals. top
>> Web: www.cml.fraunhofer.de