Auf dem Weg zum Wasserstoff-Hub?

Das Steinkohlekraftwerk in Moorburg soll perspektivisch umgerüstet und vom ökologischen Ärgernis zum Wasserstoff-Hub umgebaut werden, so der Plan der Hamburger SPD.

Kurz vor der Wahl präsentierte Hamburgs Bürgermeister einen spektakulären Plan für das Kohlekraftwerk Moorburg – Nach dem Sieg muss er nun liefern.

Kurz vor der Bürgerschaftswahl am 23. Februar ließ Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher die Katze aus dem Sack und präsentierte einen spektakulären Plan für das umstrittene Kohlekraftwerk in Moorburg. Eine Projektidee, mit der Klimaschutz und Indus­triepolitik zusammengeführt werden können: Am Standort des Kraftwerkes Moorburg soll ein moderner Wasserstoff-Hub entstehen, an dem sich auch Forschung und Entwicklung ansiedeln können.

Die Projektidee sieht vor, einen Block des Kraftwerks Moorburg abzuschalten und den zweiten Block zu einem Gas- und Dampfkraftwerk (GuD) mit einer Leistung von bis zu einem Gigawatt umzurüsten. Parallel dazu soll dann auf dem Gelände eine Elek­trolyse-Anlage für die Wasserstoffproduktion errichtet werden. Der geplante Kohleausstieg könnte dadurch viele Jahre vorgezogen werden, und Hamburg würde einen erheblichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele des Bundes leisten. Im nächsten Schritt soll nun eine Machbarkeitsstudie Klarheit darüber bringen, ob der kühne Plan realistische Chancen hat.

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„Alle relevanten Aspekte“

Die Rahmenbedingungen für das Megaprojekt werden seitens der Behörden als sehr gut beurteilt. In der Nähe befinden sich Unternehmen der Mineralöl- und Grundstoffindustrie sowie ein Zugang zur Elbe und zum Hafen. Weiter heißt es: „Wasserstoff ist ein wichtiger Energieträger in der Grundstoff-Industrie, zum Beispiel bei der Produktion von Stahl, Aluminium und Kupfer. Wasserstoff kann zugleich als Antriebskraftstoff in der Schifffahrt, im Öffentlichen Nahverkehr und im Schwerlastverkehr (Lkw) eingesetzt werden.“ Die Anwenderkonferenz mit potenziellen Abnehmern und Nutzern von Wasserstoff habe ergeben, dass in Hamburg zukünftig mehr als 100 000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr benötigt werden.

Peter Tschentscher: „Wir wollen mit dem derzeitigen Kraftwerksbetreiber Vattenfall darüber sprechen, in Moorburg sobald wie möglich aus der Kohle auszusteigen und den Standort für die europaweit größte Wasserstoffproduktionsanlage zu nutzen. Für eine schnellere Energiewende und ambitionierten Klimaschutz brauchen wir neue Ideen und eine realistischen Weg für die Umsetzung.“

Unterstützung bekommt er von seiner Parteikollegin, Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Hamburg setzt mit dem Projekt ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz und für aktive, in die Zukunft gerichtete Industriepolitik. Der Standort Moorburg wird zeigen, dass beides sehr gut zusammen passt. Das Beispiel Moorburg zeigt auch, dass mit dem Kohleausstieg viele Chancen verbunden sind – hier für den Aufbau einer Schlüsseltechnologie der Zukunft. Hamburg überzeugt mit einem kreativen und schlüssigen Gesamtkonzept, das von der Ökostrom­erzeugung auf der Nordsee über die Stromtrasse und den Elektrolyseur in Moorburg bis hin zu den Wasserstoff-Abnehmern in Hafen und Industrie alle relevanten Aspekte zusammendenkt. Von der Luftfahrtindustrie, als Abnehmerin für synthetisches Kerosin, über die Mineralöl- und die Grundstoffindustrie bis zum Schwerlastverkehr gibt es in Hamburg viele Wirtschaftszweige, die auf Wasserstoff als Lösung für den Klimaschutz angewiesen sein werden. Insofern ist Hamburg genau der richtige Standort.“

Michael Westhagemann: „Nach meinen Gesprächen mit potenziellen Anwendern wissen wir, dass wir in der Zukunft eine große Menge Wasserstoff benötigen. Hinzu kommt, dass in modernen GuD-Kraftwerken große Mengen Wasserstoff beigemischt werden können. Das wirkt sich nochmal positiv auf die Klimabilanz aus. Moorburg – und damit Hamburg – hat das Zeug, ein internationales Schaufenster für eine innovative und zukunftsfähige Wasserstoffwirtschaft zu werden.“

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Wasserstoff kann zum Beispiel in der Grundstoff-Produktion eingesetzt werden. In Hamburg arbeiten unweit des Hafens große Chemieanlagen und Fabriken für Stahl, Aluminium und Kupfer. Der Energieträger Wasserstoff kann ebenso in schweren Lkw Verwendung finden, in der Schifffahrt, im Öffentlichen Nahverkehr und in der Versorgung des Stadtgebietes mit Fernwärme.

Auf der Suche nach einem Standort für eine große Elektrolyse-Anlage zur Produktion klimafreundlichen Wasserstoffs hat sich Moorburg herauskristallisiert, denn dieser Industriestandort bietet enormes Entwicklungspotenzial und steht gleichzeitig für den notwendigen Ausstieg aus der Kohleverstromung. Zudem ist nur hier ein direkter Zugang zu großen Mengen erneuerbaren Stroms vorhanden. Grund: Hier liegt die 380kV-Leitung, die den Windstrom von der Nordsee über Brunsbüttel direkt nach Hamburg bringt.