Hamburger Volksbank: Wolfgang Voß und Herbert Hagen über den anhaltenden Boom im gewerblichen Immobilienbereich.
Die Hamburger Volksbank schreibt ihre Erfolgsgeschichte im Immobiliengeschäft mit Unternehmenskunden fort und erlebt mit Wachstumsraten von 15 bis 20 Prozent pro Jahr einen Hochlauf, den vor wenigen Jahren noch niemand für möglich gehalten hätte. Wolfgang Voß, Bereichsleiter Unternehmenskunden, und Prokurist Herbert Hagen, Unternehmenskundenberater, haben allen Grund zur Freude. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Hamburger Volksbank weiterhin erfolgreich auf der Immobilien-Welle surft – das Vorjahresergebnis, ebenfalls ein Rekord, ist bereits eingestellt. Voß sieht dafür zwei Gründe: „Die Kunden, mit denen wir einmal zusammenarbeiten, kommen in der Regel wieder.“ Und: „Wir haben hier
in Hamburg sozusagen das Schlaraffenland in Norddeutschland. Im vorigen Jahr haben wir aus dem Fenster geschaut und die Baukräne gezählt. In diesem Jahr müssen wir sagen: Es sind noch mehr geworden.“
Voß und Hagen sind ein eingespieltes Duo an die Spitze eines zehnköpfigen Teams. Beide sind aus voller Überzeugung Banker und neigen nicht dazu, aufgrund exorbitanter Wachstumsraten die Bodenhaftung zu verlieren. Voß: „Das gewerbliche Immobiliengeschäft ist immer weiter gewachsen, aber unser Zutrauen in den Markt auch. Heute finanzieren wir Objekte bis zu 15 Millionen Euro allein. Die Höchstgrenze liegt bei 30 Millionen Euro. Das übernehmen wir gerne, holen uns aber einen Partner dazu.“
Die Konsortial-Strategie
Hier liegt ein weiteres Geheimnis: Im Zuge des Immobilien-Booms ist unter den Volksbanken ein neues Wir-Gefühl gewachsen. Während früher jede Volksbank ihren eigenen Claim bearbeitete und sich quasi als lokaler oder regionaler Dienstleister verstand, führte die große Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen dazu, dass sich die genossenschaftlichen Banken schon allein aus Gründen der Risikoverteilung verstärkt zusammentaten. Nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ wurden immer häufiger Konsortialgeschäfte vereinbart. Im Ergebnis pflegt die Hamburger Volksbank heute zu mehr als einem halben Dutzend Volksbanken in der Hamburger Nachbarschaft beste Kontakte und lässt diese am HH-Geschäft partizipieren. Andersherum funktioniert die Kooperationsstrategie ebenfalls. Wolfgang Voß: „Große Projekte, die wir früher nicht angefasst hätten, machen wir heute. Das merkt natürlich auch die Konkurrenz. Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern hat sich extrem positiv intensiviert. Das haben wir damals losgetreten.“
Allein im Bauträgergeschäft komme im Durchschnitt jeden Monat ein 15-Millionen-Euro-Projekt hinzu, sagt Herbert Hagen. Wobei der Schwerpunkt eindeutig im Wohnungsbau liege. Für diesen Bereich gilt bei Alleingängen mittlerweile die 20-Millionen-Grenze. In den anderen Hauptsegmenten – Hotelbau, Produktionshallen, Büros, Handelsimmobilien, Spezialimmobilien beispielsweise für Nahversorger – bleibt die Hamburger Volksbank bei ihrer 15-Millionen-Obergrenze. Voß: „Damit fahren wir gut. Und ich kann sagen: Das ist in der Tat eine Erfolgsstory – weil wir die Risiken voll im Griff haben. Ich habe in den vergangenen Jahren nicht eine einzige Wertberichtigung aufgrund eines geplatzten Kredits vornehmen müssen. Nicht eine.“
Breaking News
2016 stieg das Nettokreditwachstum im gewerblichen Immobiliengeschäft um 100 Millionen auf 650 Millionen Euro in den Büchern an. Für dieses Geschäftsjahr rechnen Voß und Hagen mit einem Neugeschäft zwischen 120 und 150 Millionen Euro.
Um die Wertschöpfungskette stärker selbst zu nutzen, gründete die Hamburger Volksbank vor wenigen Jahren die Hamburger Volksbank Immobilien GmbH. Geschäftsführer ist Wolfgang Voß: „Über diese Gesellschaft können wir direkt in die Vermarktung beispielsweise von Eigentumswohnungen einsteigen.“ Jetzt ist der nächste Schritt vollzogen. Die Immobilientochter kooperiert eng mit den beiden großen Hamburger Gesellschaften Johannes Wentzel Dr. Nachfolger (Hausverwaltungen, Immobilienagentur) und dem Maklerunternehmen Stöben & Wittlinger. Voß: „In Hamburger Immobilienkreisen könnte man das als Breaking News bewerten. Für uns ergibt sich daraus eine ideale Wertschöpfung.“
Einer sich möglicherweise am Horizont abzeichnende Zinswende, die zu einer „Delle“ im Immobilien-Boom führen könnte, sehen Voß und Hagen gelassen entgegen. Voß: „Was wir hier derzeit im gewerblichen Immobilienbereich machen, ist Science Fiction für die Gesamtbank. Wir gehen davon aus, dass die Niedrigstzinsphase noch zwei bis drei Jahre anhalten wird, danach wir es nebulös. Aber falls es dann zu einer Normalisierung kommen wird: Wir haben die besten Immobilienspezialisten am Start, da wird es keine Not geben. Das Firmenkundengeschäft in Hamburg wird anhalten.“ Hagen: „Hamburg hat zudem nach wie vor eine sehr positive demografische Entwicklung. Hinzu kommt, dass der Anteil bonitätsstarker Kunden hoch ist. Ich gehe davon aus, dass sich die Preisentwicklung im Bereich von Eigentumswohnungen abschwächen wird – bis hin zur Stagnation der Preise. Aber trotzdem wird weiterhin gebaut werden.“ wb