Wird die Sparkasse Personal abbauen müssen?
Lüers: Allein durch die Digitalisierung und das veränderte Kundenverhalten werden wir veränderte Prozesse bekommen, die mittelfristig zu einer leichten Reduktion unseres Personalbestandes führen wird. Also: Ja, aber es wird keine hektischen Ausschläge geben. Wir sind an dem Thema bereits seit fünf Jahren dran. Primär setzen wir aber auf die Marktmöglichkeiten – die boomende Immobilienentwicklung ebenso wie die höhere Zahl von Kundengesprächen, die wir führen. Und wir schauen, wie wir die Möglichkeiten der Digitalisierung optimal nutzen können.
Wie ist das Verhältnis zwischen
digitalen und analogen Geschäftskontakten – also Online-Banking und Schalterbesuch?
Sommer: Wir sagen seit Jahren, dass unsere größte Filiale die Internet-Filiale ist. Das wird von Jahr zu Jahr mehr. Auf durchschnittlich einen Filialbesuch im Jahr kommen 16 digitale Kontakte über die App der Sparkasse – im Monat! Das heißt: Wir müssen diese Kanäle auch vertrieblich stärker bespielen und optimal miteinander verzahnen. Ziel ist, dass der Kunde entscheiden kann, über welchen Kanal er welches Produkt abschließt.
Aber da sind wir doch noch nicht, oder?
Sommer: Nein, aber da wollen wir hin. Im November nächsten Jahres kommt unsere neue Internetfiliale ins Netz – das wird ein Quantensprung in die digitale Welt. Dort wird es eine ganz andere vertriebliche und bedürfnisorientierte Ansprache geben. Dennoch werden unsere Filialen in der Region und der Kontakt „face to face“ zu unseren Kunden ihren Wert behalten. Das eine schließt das andere nicht aus, sondern muss sich ergänzen.
Noch einmal zurück zu den nied-rigen Zinsen: Was sagen Sie eigentlich den Sparern? Beschweren die sich?
Sommer: Glücklich ist keiner, aber – auch wenn es komisch klingt – die Kunden haben sich schon etwas an die Situation gewöhnt. Und sie sind nach der Finanzmarktkrise durchaus sensibel, was das Risiko angeht. Sie strömen eben nicht massenweise ins Wertpapiergeschäft. Viele lassen ihr Geld auf dem Tagesgeldkonto liegen, weil es da sicher ist. Wir wollen Anlagealternativen aufzeigen, das ist der Anspruch der Berater. Dennoch haben wir einen signifikanten Zuwachs auf der Passivseite – Tagesgeldkonten, Sparkonten, hohe Bestände auf Girokonten.
Jäschke: Die Leute gehen schon in Sachwerte, keine Frage, aber es entwickelt sich keine Aktienkultur, obwohl das eigentlich eine Riesenchance wäre, langfristig Geld anzulegen. Aber eben langfristig. Kaufen, weglegen und nicht ständig anschauen.
Kommen wir zu der positiven Seite: Wie sieht es auf dem Hypothekensektor aus?
Jäschke: Der Wunsch nach einer Kapitalanlage in Form einer Immobilie war noch nie so groß wie heute. Gleichwohl stecken in diesen Dingen nicht unerhebliche Risiken – zum Beispiel durch eine zu geringe Tilgung. Heute muss höher getilgt werden als früher. Und das Zinsänderungsrisiko sollte durch eine geeignete und frühzeitige Anschlussfinanzierung ausgeschaltet werden – zum Beispiel durch einen Bausparvertrag, der zum Ablauf der Laufzeit ein gestiegenes Zinsniveau ausgleichen kann. Wir beraten in allen Risiken.
Laufen Investoren Gefahr, zu viel für eine Immobilie zu zahlen, weil der Markt überhitzt ist, und riskieren sie am Ende einen Wertverlust, weil die Preise zusammenbrechen, wenn die Zinsen steigen und der Hype auf dem Bausektor vorüber ist?
Jäschke: Das ist ja noch die Frage. Ich denke, das wird nicht der Fall sein. Im Raum Hamburg sind die Preise im Vergleich zu anderen Städten
immer noch niedrig. Wenn also die Lage stimmt, dann zahle ich vielleicht einen vermeintlich hohen Preis, aber das fange ich durch steigende Mieten wieder auf.
Lüers: Wir gehen nicht davon aus, dass wir uns in Hamburg in Richtung Immobilienblase entwickeln.
Jäschke: Lage, Lage, Lage – auf den drei Achsen Buxtehude, Buchholz und Winsen ist eigentlich alles im grünen Bereich. Mietsteigerungspotenzial ist durchaus zu erwarten.
Wie wirken sich die niedrigen Zinsen auf das Firmenkundengeschäft aus?
Jäschke: Investitionen werden hier eher unabhängig vom Zinsniveau getätigt, aber es ist natürlich ein schöner Effekt, wenn die Zinsen niedrig sind.
Wird heute nicht beispielsweise eher gebaut als gemietet?
Jäschke: Ja, das stimmt. Wir sehen das an den Gewerbegebieten, die schneller volllaufen als gedacht.
Ist denn genug Fläche für die Wirtschaft vorhanden?
Jäschke: Es sind definitiv nicht genug Flächen vorhanden.
Lüers: In Hamburg ist das Flächenangebot eine Katastrophe. Und wenn wir weiter ins Umland gehen, ist es ebenfalls zu knapp. Wir spüren auch über die WLH eine deutlich steigende Nachfrage. Dieses Thema wird man noch mal intensiv betrachten müssen – über eine saubere Bestandsaufnahme. Dann werden wir das Thema mit den Landkreisen und Kommunen diskutieren müssen, um mehr zu machen. Hier entwickelt sich eindeutig ein strategischer Engpass.
Wie ist denn der Abruf von Krediten aus der Wirtschaft?
Jäschke: Es gibt eine gewisse Sorge des Mittelstandes, ob es das klassische Bankengeschäft in Hamburg künftig noch ausreichend geben wird. Das liegt unter anderem daran, dass ehemals führende Player nicht mehr so präsent sind. Der Mittelstand bedient sich nicht am Kapitalmarkt, er sucht das klassische Bankgeschäft in Form eines Kredites. Wir merken das an Anfragen, die uns auch von nördlich der Elbe erreichen. Deshalb die Botschaft: Ja, wir machen dieses Bankgeschäft seit vielen Jahren professionell. Wir bekennen uns zum klassischen Kreditgeschäft. Und stellen fest, dass man den Süden auch auf diesem Weg wieder neu entdeckt.