Prognose: Die Zinsen bleiben auch weiterhin im Keller

Der Ursprung ist immer noch die weltweite Finanzkrise 2008/2009?

Lüers: Ja, damals gab es zwei Aufgabenstellungen: Wie befeuern wir die Konjunktur in Europa? Und zum Zweiten: Wie finanzieren sich die seit dieser Krise hochverschuldeten Länder gerade im Süden Europas. Das geht natürlich viel leichter, wenn die günstige Zinsen haben. Da helfen die Zinssätze. Und die Ankaufprogramme.

Jäschke: Und die Finanzminister werden nichts dagegen tun, weil sie so enorm von dieser Entwicklung profitieren. Es ist in gewisser Weise eine Enteignung der Bürger.

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Das spricht dafür, dass die Nied-rigzinsphase noch länger anhalten wird, denn diese Länder werden sich ja so schnell nicht finanziell erholen können. Bleiben die Zinsen im Keller?

Lüers: Ja. Das ist auch unsere Einschätzung. In Deutschland und Europa werden wir kurzfristig sicherlich keine Zinserhöhung haben. Das wird noch zwei oder drei Jahre anhalten, aber dann wird die moderate Wende nach oben kommen. Zunächst wird man aber die konjunkturelle Entwicklung nicht gefährden wollen. Dabei geht es auch um politische Stabilität – so spricht alles dafür, dass die EZB zurückhaltend agieren wird.

Jäschke: Erstaunlich ist jedoch die Volatilität der Märkte. Es ist noch Nervosität zu spüren – beispielsweise bei den Ausschlägen im Aktienmarkt. Da geht es rauf und runter. Und: Wenn sich wirklich alle einig sind, dass die Zinsen niedrig bleiben, könnte das auch der Indikator sein, dass gerade das nicht passiert. Aber das sind eher irrationale Marktaspekte.

Wenn wir über weiterhin niedrige Zinsen sprechen, heißt das ja: Gute Nachrichten für Bauherren, schlechte Nachrichten für
Sparer . . .

Lüers: Schlechte Nachrichten auch für das Rentensystem – denn das lebt zu einem beträchtlichen Teil auch von Zinserträgen.

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Welche Konsequenzen hat das für das Geschäft der Sparkasse?

Lüers: Wenn die Zinsen lange Zeit niedrig bleiben, reduzieren sich sukzessive die Erträge aus dem Kreditgeschäft. Über das Einlagengeschäft können wir das nicht kompensieren, weil bei den Einlagen schlicht kaum Spielraum für weitere Zinssenkungen besteht. Unter dem Strich werden die Margen aus dem Zinsgeschäft sinken – ein Automatismus. Darauf müssen wir das Gesamtertragsgefüge der Sparkasse konsequent auszurichten.

Was heißt das konkret – muss die Sparkasse sparen?

Lüers: Die Sparkasse ist wie jedes Unternehmen aufgerufen, die Kostenstrukturen optimal zu gestalten. Das lässt sich auf ganz unterschiedliche Weise erreichen. Wenn wir den Mitarbeiterstand halten wollen, müssen wir unsere Prozesse ganz genau anschauen. Wie können wir beispielsweise durch den IT-Einsatz effektiver werden?